Großes Interesse an Vortrag über die Richental-Chroniken

Von Christel Paskal

St. Georgen. Gut besucht war der Vortrag über die Richental-Chroniken im evangelischen Gemeindehaus. Siegbert Hils war bestens mit der Materie vertraut und brachte den Zuhörern das Konstanzer Konzil näher. Dieses fand von vom 1414 bis 1418 statt. An dieses Weltereignis wurde vergangenes Jahr mit einer Sonderausstellung erinnert. Dem 1365 geborenen Chronisten und Schreiber Ulrich Richental ist es zu verdanken, dass umfangreiche Schriften und Zeichnungen über diese Zeit berichten. Er war geschult in Rechtswissenschaft und Latein. Sein Vater Johannes war Stadtschreiber in Konstanz.

Hils erklärte äußerst verständlich und mit umfangreichem Bildmaterial, wie es zu diesen Chroniken gekommen ist. Die Kirche war gespalten. Drei Päpste übten die Macht aus. In Avignon war Benedikt XIII. Papst, zur selben Zeit in Rom Gregor XII. und in Pisa der Gegenpapst Johannes XXIII. Keiner wollte zurück treten. So zwang König Sigismund Papst Johannes zum Konzil. Um dieses zu besprechen, trafen sie sich in Lodi in der Lombardei. Dort entschieden sie sich für Konstanz.

Durch Bestechung an geheime Bulle gelangt

Richental hatte schon frühzeitig von dem Konzil erfahren. Da er seit 1404 Konstanzer Bürger war, kannte er sich gut in der Gegend aus. Er war stets über alle Vorgänge informiert. So konnte er die Chroniken erstellen. Er schreckte auch nicht davor zurück, einen Botschafter mit einer großen Summe zu bestechen. So gelangte er an den Inhalt der geheimen Bulle (Einladung zum Konzil) vom 12. Dezember 1413. Auch zählte er akribisch auf, was an Speisen und Getränken gebraucht worden war. So hatten die Gäste in Konstanz den Fisch aus dem Bodensee bekommen. Die Einheimischen mussten dagegen mit Hering aus der Nordsee zufrieden sein. Papst Johannes XXIII. reiste am 2. August 1414 an.

56 Wahlmänner zum Konklave einquartiert

Auf Bildern ist sogar zu sehen, wie sein Gefährt in Klösterle im frisch gefallenen Schnee umgekippt war. Konstanz war damals schon eine bedeutende Handelsstadt. In dem Handelshaus waren 56 Wahlmänner zum Konklave einquartiert. Am 11. November 1417 wurde Papst Martin V. gewählt. Die Kirche war damit wieder vereint.

Richental hatte seine Chroniken in Lateinisch verfasst. Schreibstuben und Chronisten übersetzten sie später ins Deutsche. Eine Chronik aus St. Georgen war nach 1800 nach Villingen gekommen und wird nun im Badischen Landesmuseum in Karlsruhe aufbewahrt. Hilser sagte: "Diese ist im Internet einsehbar."

Etliche Besucher blätterten nach dem Vortrag noch in den ausgelegten Schriften und bestaunten ein Faksimile-Buch mit den Chroniken.