Till Mayer (rechts) stellt Besuchern wie Lukas Dold (links) und Andreas Knecht seine Bücher vor. Foto: Hübner Foto: Schwarzwälder-Bote

"Abseits der Schlachtfelder" ist derzeit im Foyer des Rathauses im Rahmen des Projekts "Brückenschlag" zu sehen

Von Stephan Hübner

St. Georgen. Bedrückende Bilder und Schicksale zeigt die Ausstellung "Abseits der Schlachtfelder", die derzeit im Foyer des Rathauses zu sehen ist. Zur Eröffnung berichtete der Journalist und Fotograf Till Mayer über durch Kriege an Leib und Seele verwundete Menschen.

Die Ausstellung ist Teil des Projekts "Brückenschlag – Tage der Begegnung". Eine der Organisatorinnen ist Elisabeth Renkert vom DRK-Kreisverband Villingen-Schwenningen. Sie ist in St. Georgen für die Flüchtlinge in den Gemeinschaftsunterkünften zuständig.

Mayer ist seit 20 Jahren mit Rotem Kreuz und "Handycap International" in Kriegsgebieten unterwegs. Dort dokumentiert er vielerlei Verstöße gegen das Völkerrecht. Insbesondere jungen Leuten hierzulande wolle er mit seinen Fotos zeigen, dass der Krieg nicht zu Ende ist wenn die Waffen schweigen.

Die im Rathaus gezeigte Ausstellung entstand vor fünf Jahren und beschreibt ausführlich Menschen aus Kriegsgebieten wie der Ukraine, Vietnam oder Japan beziehungsweise Hiroshima. Parallel dazu entstand ein Buch.

Bürgermeister-Stellvertreter Hansjörg Staiger begrüßte ausdrücklich alle Flüchtlinge und Asylbewerber, die in St. Georgen schon "zum gewohnten Stadtbild gehören". Das werde vom Großteil der Bürger so gesehen. Das Projekt "Brückenschlag" diene dazu, dass Beheimatete und Asylsuchende aufeinander zugehen und ein positives Miteinander finden. Ziel sei, gegenseitiges Verstehen zu vertiefen und Menschen unterschiedlicher Kulturen und Religionen zusammenzuführen.

Mayer zeigte zur Eröffnung Bilder neueren Datums. So zum Beispiel aus dem Gaza-Streifen, der für ihn für absolutes Flüchtlingselend steht. Es handle sich um eine Geschichte mit einem mehr als 60-jährigen Konflikt und eine Welt voller Barrieren. Der umschließende Wall sei doppelt so hoch wie die Berliner Mauer.

Mit dem Kongo habe jeder Smartphone-Besitzer zu tun, da dort viele dafür nötige Rohstoffe abgebaut würden. Konzerne hätten kein Interesse an Stabilität im Land, da so weiter Stoffe wie Uran ohne Beachtung von Umweltauflagen abgebaut werden könnten.

Eine "Riesenschande" nannte Mayer ein seit Jahren bestehendes UNO-Flüchtlingslager, in dem Behinderte auf dem Boden krochen, weil es keine Rollstühle gab. Erschreckend seien die Augen von Frauen, von denen ein nicht unerheblicher Teil vergewaltigt worden sei.

Greisenhaft nannte er die Augen von Kindern in Äthiopien, wo im Jahr 2000 Somalis unter einer Dürre litten und die Menschen ihren Viehbestand verloren.

Immer noch zu schlimmsten Behinderungen und Verstümmelungen bei Neugeborenen führe das Entlaubungsmittel "Agent Orange", das von den USA im Vietnamkrieg versprüht wurde. Zehn bis 15 Prozent des Landes seien mit Herbiziden verseucht. Im benachbarten Laos haben die Menschen damit zu kämpfen, dass 80 Millionen Blindgänger von Streubomben im Boden liegen. Mit dem selben Problem werden laut Mayer auch Rückkehrer nach Syrien zu rechnen haben.

Mayer schilderte auch die Traumatisierung eines amerikanischen Veteranen, der in Vietnam war. Zuletzt zeigte er aber auch den Lebenswillen manch Betroffener. Beispielsweise eines Mädchens aus Nepal, das trotz verkrüppelter Beine Tanzen lernte und damit sogar einen Wettbewerb gewann.

Ganz neu und im Buchhandel erhältlich ist Mayers Buch mit dem Titel "Barrierezonen". Darin widmet sich Mayer vornehmlich Menschen mit Behinderung im Krieg.

Im Rahmen des Projekts "Brückenschlag" sind noch bis 11. Oktober fast täglich verschiedene Veranstaltungen vorgesehen.