Ein Garant für fairen Handel in der Bergstadt ist die Initiative Eine Welt, die unter anderem alljährlich eine große Verkaufsausstellung im Rathaus organisiert. Archiv-Foto: Vaas Foto: Schwarzwälder-Bote

Stadt strebt Siegel an / Nur noch "fairer" Kaffee im Rathaus

St. Georgen (mik). Fair geht künftig im Rathaus vor: Bei allen Sitzungen des Gemeinderates und der Ausschüssen sowie im Bürgermeisterbüro wird künftig nur noch Fairtrade-Kaffee ausgeschenkt, dazu mindestens ein weiteres fair gehandeltes Produkt – wie Milch, Tee oder Orangensaft. Hintergrund ist die Bewerbung der Stadt um den Titel "Fairtrade-Town".

"St. Georgen könnte die erste Stadt im Schwarzwald-Baar-Kreis werden mit diesem Titel und damit eine Vorreiterrolle übernehmen", erläuterte Nadja Seibert vom Stadtmarketing. Das Siegel "Fairtrade-Town" wird vom Verein "Transfair e.V." an Städte verliehen, die bestimmte Kriterien im Bereich des Fairen Handels erfüllen. Deutschlandweit gibt es 220 Fairtrade-Towns. Das Ausschenken von fair gehandeltem Kaffee im Rathaus ist eine von insgesamt fünf Voraussetzungen für das Siegel. Der nächste Schritt ist die Bildung einer Steuerungsgruppe mit Vertretern aus Verwaltung, Einzelhandel, Eine-Welt-Initiative, Kirchen, Schulen, Vereinen und Medien. Weitere Vorgabe ist ein Angebot von mindestens zwei fair gehandelten Produkten in Einzelhandelsgeschäften, im Falle von St. Georgen müssten dies vier Geschäfte und zwei Gastronomiebetriebe sein. Dazu sollen in öffentlichen Einrichtungen – wie Schulen, Vereinen oder Kirchen – Fairtrade-Produkte verwendet und Fortbildungen zu diesem Thema angeboten werden. Hier müssten sich jeweils eine Schule, ein Verein und eine Kirche beteiligen. Schließlich ist gefordert, dass die örtlichen Medien in mindestens vier Artikeln pro Jahr über den Weg der Kommune zur "Fairtrade-Stadt" berichten. Das Siegel, so Seibert, koste kein Geld, die entstehenden Mehrkosten durch die Verwendung der Produkte könnten unter anderem durch "sparsameren Verbrauch" kompensiert werden.

Die Unterstützung des Fairtrade-Gedankens, eine Vorreiterrolle, den Imagegewinn, Marketingeffekte und die Stärkung des Gemeinschaftssinns führte Seibert als Vorteile für die Stadt ins Feld. Außerdem würde der Einzelhandel gestärkt.

Joachim Kleiner (FW) befürwortete das Ansinnen, den Herstellern faire Preise zu bezahlen. Jedoch stimme seine Fraktion nur unter der Bedingung zu, dass Seibert nicht zuviel Arbeitszeit in das Projekt investiere, die dann für wichtige Aufgaben in St. Georgen fehlen könnte. "Ihre Aufgabe ist es, die Stadt nach außen hin dazustellen", lobte Manfred Scherer (CDU). Oliver Freischlader sah durchaus einen Imagegewinn für die Stadt, als viel wichtigeren Effekt sah er die Zusammenarbeit der einzelnen Institutionen. "Das ist eine klassische Win-Win-Situation", meinte Jochen Bäsch (FDP). Robert Walter sprach von einem schönen Ansatz, doch besonders in Bezug auf Afrika werde, nach seinem Kenntnisstand, in Sachen fair gehandelter Produkte auch Augenwischerei betrieben.

Das Gremium beschloss einstimmig die Bewerbung.