Die "Maulflaschen", hier vier der fünf Künstler, begeisterten mit ihrem Kabarettprogramm "verkehrt – bekehrt". Foto: Mittelstaedt Foto: Schwarzwälder-Bote

"Maulflaschen" machen Lust auf Ökumenisches Gemeindefest

Von Harald Mittelstaedt

St. Georgen. Laut Pastoralreferent Benedikt Müller gehört "Kabarett im ÖKU" seit 2003 im Vorfeld zum jährlichen Gemeindefest im Ökumenischen Zentrum dazu. Dieses wurde in diesem Jahr extra um eine Woche vorverlegt, um das Engagement der "Maulflaschen" zu ermöglichen. "Seit vier Jahren sind wir dran, das Ensemble nach 2006 wieder für einen Auftritt zu gewinnen", berichtete Benedikt Müller und freute sich riesig darüber, dass es diesmal gelang. Bei der Begrüßung im voll besetzten "ÖKU" versprach er den Besuchern einen Kabarett-Abend, der mit Humor, Augenzwinkern und teilweise auch mit kritischem Blick auf "Mama Kirche" schaut.

Schnell gelang es den fünf Protagonisten, die Besucher mit ihrem aktuellen Programm "verkehrt – bekehrt" für sich einzunehmen. Urs Thiel, Günter Lepold, Tobias Haas, Ulrich Müller-Elsasser und Wolfgang Wagner könnten ihre Brötchen locker als Kabarettisten, Sänger oder Schauspieler verdienen. Im wahren Leben sind alle fünf aber im Dienst der Kirche, entweder als Religionslehrer, Seelsorger oder Gemeindereferent. Die gemachten Erfahrungen aus dem Berufsleben flossen mit hintergründigem Humor in die zahlreichen, auch mit Ironie gespickten Beiträge.

So manche Lachtränen wurde beispielsweise vergossen, als ein junger Vater viele Jahre nach seinem Kirchenaustritt wieder in den Schoß der Kirche zurück will, um seinem Neugeborenen ähnliche Kindheitserlebnisse wie ihm selbst zu ermöglichen. "Ich werde meiner Frau sagen, dass sie das will", äußerte er zu der von einem sichtlich überforderten Büroangestellten verlesenen Litanei der Erwartungen an ein neues Gemeindemitglied.

Mit schauspielerischer Klasse parodierten Urs Thiel und Tobias Haas das fast vergleichbare Verhalten bei Gemeinderats- und Kirchengemeinderatswahlen. Zum Brüllen komisch und gleichzeitig tragisch waren die vergeblichen Versuche eines Seelsorgers, bereitwillige Arbeitslose in einem Seminar zu Priestern zu schulen. "Wir suchen Priester auf Teufel komm’ raus, hier können sie sich enthartzen", motivierte der Seminarleiter, ehe er ob der deutlich sichtbaren Unfähigkeit der Bewerber entnervt das Zeitliche segnete.

Dass es die fünf gut aufgelegten Akteure nicht nur verstanden, in unterschiedlichen Rollen für viel Vergnügen im Publikum zu sorgen, sondern dieses auch mit ins Programm einzubeziehen, zeigte sich bei der Gestaltung eines "Gesangbuches 2030". Dabei präsentierten sich Urs, Günter, Tobias und Ulrich, meisterhaft von Wolfgang am Klavier begleitet, als wahre Verkleidungskünstler. Zur Modernisierung des Kirchengesangbuchs gehörten Motivations-Songs, die dem Karlsruher SC und dem SC Freiburg zur Wiederauferstehung verhelfen sollen. Auch Lady Gaga und Helene Fischer trugen mit ihren Hits zur Gestaltung des Gesangbuches bei.

Ein Schluss-Highlight setzte die tolle Truppe mit dem "Das ist krass"-Rap. Besonders bei diesem heißen Auftritt zeigte sich die schauspielerische und musikalische Wandlungsfähigkeit des begeisternden Ensembles. Benedikt Müller hatte eingangs nicht zu viel versprochen.