Das Modellprojekt "Markt der Sinne" soll beim Gasthaus Engel in Neuhausen greifen. Foto: Seiss

Modellprojekt "Markt der Sinne". Betreiberfamilie Hummel will "Engel" bis 2018 verkaufen.

Königsfeld - Dem Aussterben von Dorfgasthäusern möchte der Kurort mit dem Modellprojekt "Markt der Sinne" entgegenwirken. Es geht um das Gasthaus Zum Engel, das die Betreiberfamilie Hummel Mitte 2018 verkaufen möchte.

Der Erhalt von Gastronomie sei Teil eines attraktiven Einkaufs-, Infrastruktur- und Freizeitangebotes, so Bürgermeister Fritz Link bei einem Pressegespräch. In Buchenberg gebe es noch fünf Gasthöfe, in Burgberg und Erdmannsweiler jeweils eins, in Neuhausen zwei.

Spätestens 2018 steht der Verkauf an

Karl Hummel wolle den Engel aber spätestens 2018 aus Altersgründen verkaufen. In Weiler seien zwei traditionelle Gasthäuser geschlossen. Bewirtung gebe es nur noch im Vereinsheim des FC Weiler.

Der Engel werde von Hummel seit fast 50 Jahren betrieben und habe große Bedeutung als Tanzlokal oder für Familienfeiern. Die Kegelbahnen seien sehr attraktiv. Laut Ruth Hummel werden sie gern bei Kindergeburtstagen oder Weihnachtsfeiern genutzt.

Deshalb erarbeitete die Verwaltung mit Familie Hummel und dem Architekturbüro Rainer Ketterer ein Zukunftskonzept, zugeschnitten auf die örtliche Situation. Damit erhielt man den Zuschlag als Modellprojekt in einer Initiative des Gemeindetags Baden-Württemberg und Dehoga, die das Problem aussterbender Gasthäuser in den Griff bekommen möchte.

Das Konzept enthält verschiedene Bausteine. Die klassische Dorfgastronomie soll durch weitere, für das dörfliche Leben wichtige Komponenten ergänzt werden. Der Engel biete dafür ideale Voraussetzungen und sei mit 350 Plätzen einmalig in der Region, so Link. Angedacht sei zum Beispiel ein Verkauf regionaler Produkte wie geräucherte Schwarzwaldforellen, Honig, Schinken, Dekoartikel oder Bekleidung aus dem Schwarzwald. Das knüpfe an alte Traditionen an, da es früher schon einmal einen Laden gab und Hummel eine Hausschlachterei betrieben habe.

Karl Hummel denkt an einen Ausbau als Wanderziel, Ausstellungen oder einen Wochenmarkt. Am Wochenende sollte das Gasthaus gastronomisch, am Sonntag als Familienrestaurant genutzt werden. Möglich wäre auch, die vorhandenen Wohnungen in Verbindung mit der Gastronomie für altersgerechtes Wohnen zu nutzen. Dann wäre ein barrierefreier Zugang samt Aufzug nötig. Weitere Ideen sind Lesungen, Ausstellungen oder das Anlegen einer Boulebahn. Im Moment betreibe er das Gasthaus eher passiv, so Hummel. Wenn jemand aktiv vorgehe, sei es ein leichtes, den Umsatz zu verdoppeln. Ein Betreiber müsse aber Herzblut bringen. Angesichts möglicher Zuschüsse sei das eine einmalige Gelegenheit. Er befürworte das Konzept. Es gebe viel Potenzial, bekräftigt Ruth Hummel.

Link stellt klar, dass ein künftiger Betreiber keine der Ideen umsetzen muss und das Gasthaus auch im jetzigen Zustand weiterbetreiben könnte. Allerdings reiche die Frequenz aus dem Dorf nicht aus, es müsse weitere Kundschaft geben. Letzte Möglichkeit wäre die Nutzung durch die Gemeinde für Bauplätze. Das hält Link aber für die schlechteste Lösung.

Er stellt klar, dass es nicht Aufgabe der Gemeinde ist, in den Betrieb einzusteigen. Sie sei eher in der Rolle eines Koordinators.

Jan-Jürgen Kachler sprach im Gemeinderat von einer spannenden Geschichte. Mit dem Sterben der Gastronomie sterbe auch ein Großteil der örtlichen Gemeinschaft. Es werde aber nicht einfach sein, einen Nachfolger zu finden. Die Gemeinde solle das Projekt soweit möglich fördern. Eine Weiterführung werde im Ort einhellig begrüßt, beantwortete Link eine Frage Kachlers.

"Es bringt nichts wenn man nur meckert und nichts macht", so Bernd Möller. Er sprach von einem sehr guten Ansatz und hoffte, den Verkauf ein bisschen in eine Richtung lenken zu können, die der Gemeinde passt.

Gunter Schwarz sprach von einem anspruchsvollen Konzept und einer super Sache. Birgit Helms fand es wichtig, dass örtliche Vereine weiter einen Ort für Veranstaltungen haben. Eine Gastronomie sei die Wunschvorstellung der Gemeinde, so Link auf Nachfrage von Brigitte Storz. Man habe aber darauf keinen Einfluss.