Manfred Lucha, Minister für Soziales und Integration von Bündnis 90/Die Grünen, sprach im Lorenzhaus mit den Verantwortlichen über Sorgen und Nöte in der Pflege. Foto: Hübner Foto: Schwarzwälder-Bote

Pflege: Minister Lucha erfährt im Lorenzhaus von Nöten in der Praxis / Ehrenamtliche sind keine Lückenbüßer

Manfred Lucha, Minister für Soziales und Integration von Bündnis 90/Die Grünen, erfuhr beim Besuch des Lorenzhauses in St. Georgen einiges über Sorgen und Nöte der Pflege. Er sprach über Möglichkeiten der Politik, Probleme anzugehen.

St. Georgen. Laut Markus Schrieder, Geschäftsführer der evangelischen Altenhilfe, ist der Ausbau von WGs wichtig. Die Finanzierung der im Sozialgesetzbuch ( SGB V) geregelten stationären Unterbringung über die gesetzliche Krankenversicherung sei nicht kostendeckend. Sorgen müsse die Politik auch für ausreichende Finanzierung von Fahrtkosten bei der Tagespflege. Erhöht werden müsse das Pflegegeld für Angehörige.

Schrieder forderte auch mehr Geld zur wissenschaftlichen Untersuchung des Personalmarktes. Er fragte, ob Pflegeberufe den Hauptanteil in Heimen haben oder Betreuung als eigene Profession mehr Raum einnehmen solle. Zuletzt nannte Schrieder das Verordnungswesen am Rande der Schikane, da trotz ärztlicher Verordnung Leistungen nicht immer bezahlt würden.

Laut Lucha beträgt die Deckungslücke bei SGB V etwa zehn Prozent. Das müsse auf stabilere Füße gestellt werden. Er verwehrte sich gegen generelles Misstrauen gegenüber Pflegenden. "Bei uns gibt es keine systematischen Betrügereien." Mit dem Pflegeberufegesetz sei er nicht wirklich glücklich, es sei aber ein guter Ansatz. Die Leistungen für Pflege werde die Pflegeversicherung allein nicht denken können. Sie sei keine Vollkaskoversicherung.

Einerseits müsse man sagen, dass gute Pflege Geld kostet. Man müsse Familien aber auch klarmachen, dass fürs Alter finanziell etwas übrig bleiben muss, vielleicht durch Zusatzversicherungen oder Ansparmodelle. Wohnortnahe Angebote würden stärker. Sie müsse man unterstützen. Lucha betonte, dass Ehrenamtliche keine Lückenbüßer sind, sondern wichtiger Teil der Pflege. Hier müsse Bundes- und Landespolitik in den nächsten Jahren viel umsetzen.

Von großer Sympathie über Parteigrenzen hinweg sprach Lucha in Bezug auf die einjährige Ausbildung von Flüchtlingen. Das sei einer der ersten Punkte, die der Bundesrat nach der Wahl angehen wolle. "Wir können nur gute Pflege leisten, wenn Pflegende gut behandelt werden", so das Fazit des Ministers.

Von den Ausführungen Schrieders beeindruckt zeigten sich auch die Landtagsabgeordnete Martina Braun und Bundestagskandidat Volker Görz von Bündnis 90/Die Grünen.