Jörg Wisser mit einem der größten Bauteile, die sein Unternehmen herstellt. Fotos: Hübner Foto: Schwarzwälder-Bote

Wirtschaft: Jörg Wisser spricht über AZ Armaturen / Hahn in Wein- und Bierfässern

St. Georgen. Unter dem für Uneingeweihte kuriosen Titel "Der Kükenhahn erobert die Welt" berichtete Jörg Wisser im Forum am Bahnhof über sein Unternehmen AZ Armaturen und die Geschichte des genannten Bauteils.

Beim Kükenhahn handelt es sich um eine Armatur, mit der Stoffe im Durchfluss gehemmt oder gestoppt werden können. Möglich macht das ein konisch geformter, drehbarer Körper in der Armatur.

Den Kükenhahn gab es laut Wisser schon bei Aquädukten oder Wasserleitungen im alten Rom. Im Mittelalter kam er aus Holz bei Wein- und Bierfässern zum Einsatz. Aus der Zeit stammt auch die Bezeichnung, als Tierformen für Armaturen in Mode kamen. Die beliebteste war der Hahn, woraus der "Wasserhahn" entstand. Das Küken im Nest gab dem beweglichen Absperrteil den Namen.

Während der industriellen Revolution kam die Armatur bei Loks oder Dampfmaschinen zum Einsatz, später in Raffinerien oder in der Kunststoffindustrie. Prädestiniert sei der Kükenhahn für Mehrwegfunktionen, also um Stoffe in unterschiedliche Rohre abzuleiten. Ein Vorteil gegenüber dem Kugelhahn sei, dass es keine Toträume gebe in denen sich Stoffe absetzen könnten. Nachteile des metallisch dichtenden Kükens seien das "Festfressen" im Gehäuse, ein hoher Wartungsaufwand oder die Verunreinigung von weiterleitender Stoffe mit Schmieröl. Abhilfe schaffte die Erfindung von Teflon.

Gerhard Wisser, der Vater von Jörg Wisser, gründete AZ Armaturen 1963 in Schonach. 1965 entstand der erste Blockhahn. Zwei Jahre später bezog man das erste eigene Firmengebäude. 1968 wurde ein pneumatischer Antrieb entwickelt, der zum Einsatz kommt, wenn mit explosiven Stoffen hantiert wird.

AZ Armaturen sei ein Pionier in der Herstellung von Kükenhähnen mit Teflon-Auskleidung. 1992 ging das Unternehmen nach Mönchweiler, wo heute 110 Mitarbeiter beschäftigt sind. Es gibt aber in vielen Teilen der Welt Außenstellen. Wichtige Unternehmensteile sind Gießereien, die Hähne in verschiedensten Legierungen produzieren. Die hergestellten Hähne wiegen zwischen 0,02 und 50 Kilogramm. Eine hinzu gekaufte Gießerei schafft es gar, Kükenhähne bis zu 18 Tonnen zu produzieren.

Die Armaturen sind für verschiedenste, auch ätzende, Stoffe einsetzbar und halten Temperaturen von Minus 52 bis plus 300 Grad Celsius aus. Bei Druck halten die Hähne bis zu 160 Bar aus. Zu den Kunden von AZ Armaturen gehören zum Großteil Chemieunternehmen wie BASF oder Bayer. Aber auch in der Meerwasserentsalzung, bei der Herstellung von Halbleitern und Photovoltaik-Modulen sowie in der Verarbeitung von Lebensmitteln wie Butter oder Schokolade sind die Armaturen wichtig. Geliefert wurden schon Teile an eine Uranmine in Namibia.

Abschließend durften die Gäste verschiedenste Armaturen in Augenschein nehmen.