Walter Sittler (links), Produzent des Films, und Jörg Westermann, Rektor der Robert-Gerwig-Schule, tauschen mit den Gästen ihre Gedanken zu "Nicht ohne uns" aus. Foto: Klossek Foto: Schwarzwälder-Bote

Filmvorführung: Unterkirche zeigt "Nicht ohne uns" / Walter Sittler beantwortet Fragen

St. Georgen. Um 4 Uhr morgens beginnt für To aus Laos der Tag. Der Zwölfjährige macht sich auf den Weg zur Schule, dort bleibt er fünf Tage am Stück. Zwei Stunden ist er unterwegs – zu lange, um abends wieder nach Hause zu kommen. Was er in dieser Zeit vermisst? Seine Familie und seine Geschwister.

To ist einer der 16 Kinder, die im Film "Nicht ohne uns" auf ihrem Schulweg begleitet werden. Ob auf dem Esel, mit dem Schiff, oder auf Ski – was die Kinder verbindet, sind die langen Strecken, die sie für den Besuch der Schule auf sich nehmen.

Regie führte die gebürtige Furtwangerin Sigrid Klausmann. Ihr Mann, Schauspieler Walter Sittler, hat den Film produziert und stand am Mittwoch nach der Vorführung in St. Georgen den Zuschauern Rede und Antwort. "Der Film richtet sich an alle, die mit Kindern zu tun haben", sagt Sittler. "Und das sind eigentlich wir alle."

Der Dokumentarfilm lässt die Bilder für sich sprechen, kommentarlos erzählen die Kinder von ihren Ansichten, Träumen und Erlebnissen. "Der Schulweg hat etwas sehr Universelles. Jeder hatte einen, jeder erinnert sich und verbindet damit etwas", begründet Sittler die Wahl der Szenen.

Klimawandel ist in vielen Ländern sichtbar

Doch neben den persönlichen Geschichten kommen auch Themen wie der Krieg in Syrien oder der Klimawandel in den Interviews zur Sprache.

Die Protagonisten berichten dabei von ihren Beobachtungen: verseuchten Flüssen, dem fehlenden Schnee im Winter oder Wäldern, die für Reisfelder abgebrannt werden. "Die Natur gibt uns etwas Gutes. Und wir ihr etwas Schlechtes. Irgendwann gibt sie uns auch nichts mehr. Und dann sind wir am Anschlag", kommentiert beispielsweise der elfjährige Enjo aus der Schweiz die Entwicklung der Welt. Wenn man den Kindern zuhöre, so Sittler, merke man: "Die wollen eigentlich alle das selbe". Keiner spreche davon, dass er arm sei, er in einem anderen Land leben wolle. Vielmehr gehe es den Kindern um Familie, Freundschaft, Vertrauen. Für diese "ungefilterten Meinungen" lohne es sich, genau hinzuhören.

2010 begannen die Dreharbeiten für den Film, 2015 wurden die letzten Szenen abgedreht, rund neun Monate dauerte es, bis der Film fertig geschnitten war. Mittlerweile, so Sittler, habe man mit zwölf weiteren Kindern gesprochen. "Wir wollen am Ende aus jedem Land ein Kind interviewen", erzählt der Produzent über das Gesamtprojekt "199 kleine Helden".

Am Ende des Films erreichen die Kinder ihre Schule, die Klingeln ertönen, sie verschwinden in den Gebäuden – bis auf die elfjährige Alphonsine von der Elfenbeinküste. Sie muss zur Arbeit auf die Kakaoplantage.

"Wir können die Situation vor Ort nicht ändern", sagt Sittler über solche Schicksale. Doch man könne die Situation dieser Kinder darstellen – und so schlussendlich doch etwas bewirken.