Die Dreharbeiten für den neuen Schwarzwald-"Tatort" sind in vollem Gange. Foto: SWR/Benoit Linder

Schauspieler und Team erleben auf Bauernhof nahe St. Blasien emotionalen Drehtag.

St. Blasien - Es ist nasskalt. Leichter Regen geht über dem Südschwarzwald nieder. Nebel umgibt den Sonnenhof. In dem alten Bauernhaus selbst herrscht eine niedergeschlagene Stimmung. Eine Frau steht weinend in der Stube, ein Mann sitzt gebückt auf einem Stuhl und ringt um Worte. Zwei Polizisten befinden sich ebenfalls im Raum. Sie befragen die beiden trauernden Eltern zum Tod ihrer Tochter.

Was sich anhört wie die Szene aus einem Sonntagabendkrimi, ist genau das, was es einmal werden soll. Denn: Bei den beiden Polizisten handelt es sich um Eva Löbau und Hans-Jochen Wagner, die als "Tatort"-Kommissare Franziska Tobler und Friedemann Berg im Schwarzwald ihren zweiten Kriminalfall lösen. Und der Sonnenhof heißt normalerweise Windberghof, liegt bei St. Blasien (Kreis Waldshut) und bietet eine der Kulissen für die neue "Tatort"-Folge.

Am fünften Drehtag steht die bereits erwähnte Szene auf dem Programm. Regisseur Umut Dag beschreibt diese als "sehr emotional". Er weiß um die Herausforderung für die Darsteller, die traurige und bedrückende Situation authentisch zu spielen.

"Vater" von Trauer und Zorn überwältigt

Es ist bereits 17 Uhr. Der Drehtag neigt sich dem Ende zu, aber diese eine Einstellung möchte Dag noch drehen. Im Nebenzimmer sitzen dicht gedrängt Schauspieler, Ton- und Bildtechniker sowie weitere Teammitglieder. Auf einem Bildschirm verfolgen sie das Geschehen. Alle sind hoch konzentriert und auch etwas angespannt. In der Stube werden die Darsteller gepudert und geschminkt. Ton- und Kameraleute stellen sich exakt so auf, wie Regisseur Dag es sich vorstellt. Ein Teammitglied stellt das richtige Licht ein. Dann: "Bitte Ruhe. Probe", ruft Setaufnahmeleiter Stefan Karlegger durch den Raum. Der Regisseur gibt das Zeichen, dann geht es los.

Das Ermittler-Duo befragt die Eltern Volkmar Böttger (Nicki von Tempelhoff) und Almut Böttger (Alexandra Schalaudek) über ihre tote Tochter. Im Verdacht steht der Hausarzt der Familie, der das schwangere Opfer möglicherweise falsch behandelt hatte. Trauer und Zorn überwältigen den Vater – er verschwindet aus dem Zimmer. Tobler fragt Mutter Almut nach dem Handy der Toten. "So etwas haben unsere Kinder nicht", erwidert die konservative Frau erzürnt. Dann bricht sie zusammen. Der Verlobte des Opfers, Torsten Schmidt (David Zimmerschied), hilft der Kommissarin, die geschwächte Frau zu stützen und auf einen Stuhl zu setzen.

Dann ist die Szene vorbei. Aber die Konzentration der Beteiligten ist weiterhin hoch. "Die Ruhe bleibt bitte", gibt Karlegger die Anweisung. In aller Eile tauschen die Kameraleute Blenden aus. Währendessen gehen die Schauspieler wieder auf ihre Ausgangsposition. Von Tempelhoff räuspert sich, schließt kurz die Augen, dann ist er wieder Volkmar Böttger – trauernder Vater.

Es folgt ein weiterer Probedurchlauf, dann wird es ernst. Das grüne Standby-Lämpchen verschwindet von dem Bildschirm, und in roten Buchstaben blinkt "REC" auf. "Bereit machen, wir drehen", ruft der Setaufnahmeleiter. "Ton läuft", "Kamera läuft", "Klappe". So geht es einige Male. Immer wieder wird die emotionale Szene wiederholt. Das geht an den Schauspielern nicht spurlos vorbei. "Ich muss jetzt erst mal nach Hause und den Tag verarbeiten", sagt Löbau.

Privatleben von Kommissar Berg wird thematisiert

Nach einigen Wiederholungen mit verschiedenen Einstellungen und am Ende des Drehtages sind fünf weitere Minuten des 90-minütigen Krimis im Kasten. Unmittelbar danach wuseln wieder Dutzende Menschen durch die Räume. Die Kameras und Bildschirme werden verstaut und das komplette technische Equipment aus dem Haus geschafft. Innerhalb weniger Minuten lässt nichts mehr darauf schließen, dass hier gerade an einem Film gearbeitet wurde. Sieben Tage wird insgesamt auf dem Hof in St. Blasien gedreht – sehr zur Freude Wagners: "Ich kenne das Set sehr gut, da ich bereits einen kompletten Film hier gedreht habe", erzählt der Darsteller.

Vor allem seine Figur, Kommissar Friedemann Berg, steht im Mittelpunkt des zweiten Schwarzwald-"Tatorts". "Der Kommissar kennt die Familie des Opfers, muss einerseits ermitteln, trauert aber auch mit", erklärt Regisseur Dag. Darüber hinaus ist der Ermittler hin- und hergerissen und muss sich entscheiden, ob er nach Freiburg zieht oder den Hof seiner Eltern auf dem Land weiterführt.

Produktionsleiter Dieter Streck stellt dennoch klar: "Der Fall bleibt wie im ersten Teil im Vordergrund." Folge für Folge sollen die Zuschauer mehr über die Protagonisten erfahren. Ebenfalls treu bleiben sich die Produzenten bei der Auswahl der ländlichen Drehorte. Neben St. Blasien wird in Müllheim und Oberried (beide Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) gedreht. In Baden-Baden entstehen in einem ehemaligen Schulgebäude nur die Kommissariatsszenen. Der Großteil des Krimis spielt in der Natur.

Den Regisseur, der das Drehbuch von Patrick Brunken umsetzt und der im vergangenen Jahr bereits bei einem "Tatort" aus Konstanz Regie führte, stellt diese Drehart ebenfalls vor neue Herausforderungen. "Das Wetter ist unvorhersehbar, wir haben lange Wege zu den Sets, rund 30 Menschen müssen versorgt werden. Das alles sind Dinge, die in der Stadt einfacher zu lösen sind", erklärt Dag.

Der endgültige Drehschluss ist für den 17. November geplant. Wann die zweite Folge des Schwarzwald-"Tatorts", die bisher noch keinen Titel hat, ausgestrahlt wird, ist noch nicht endgültig geklärt. Laut SWR-Angaben soll sie aber im ersten Halbjahr 2018 gezeigt werden. Regisseur Dag hofft, sein Hauptziel für den Krimi umsetzen zu können. Das da lautet: Die Darsteller sollen für den Zuschauer authentisch und menschlich rüberkommen.