Bischof Theophil Wurm Foto: dpa

Der Beitrag von Leserin Rosmarie Martin beschäftigt sich mit zwei schwäbischen Sprüchen.

Liebe Leserinnen und Leser, auf unsere Bitte hin, uns schwäbische Sprüche zu schicken, haben wir eine Fülle von Einsendungen erhalten - darunter auch zahlreiche Anfragen nach der Herkunft bestimmter schwäbischer Wörter. Diese werden von unserem Sprachforscher Roland Groner bearbeitet. Wir bitten um Verständnis, wenn diese erst nach und nach veröffentlicht werden können. Zugleich stellen wir mit Staunen fest: Das Interesse - und die Freude - am Dialekt sind riesengroß. Gerne teilen wir dieses Interesse und diese Freude mit Ihnen, indem wir Sie weiterhin täglich mit redaktionellen Schwäbisch-Texten und Leserbeiträgen unterhalten.

Der Beitrag von Leserin Rosmarie Martin aus Winnenden beschäftigt sich mit zwei schwäbischen Sprüchen und ihrer Geschichte: "Von den mancherlei Sprüchen und Zungenschleifern, die ich kenne, möchte ich zwei Auszählreime beitragen, von denen früher viele im Umlauf waren. Ein Gewährsmann aus Herrenberg zitierte aus seiner Kindheit einen Vers, der sich auf das Württemberger Wappen bezog:

,Gitterle, Gäbele, Vögele, Fisch -

Büable, du bisch(s)!'

Mit ,Gitterle' war das Teck'sche Rautenfeld gemeint, ,Gäbele' waren die altwürttembergischen Hirschstangen, das ,Vögele' bezog sich auf den herzoglichen Sturmvogel und die ,Fisch' auf Mömpelgard. Alles zusammen bildete das vierfache Wappenfeld, das allein hier in Winnenden noch an mehreren Gebäuden zu sehen ist, etwa am Schloss Winnetal.

Ein anderer Reim bestand aus lauter Nonsens und ging so:

,Enzeerle, zenserle, zizerle, zäh,

Aichele, baichele, knell!'

Bei ,knell' schied man aus. Wer zuletzt übrig blieb, musste fangen oder suchen - je nachdem, was gespielt wurde.

Zu diesem Auszählvers fällt mir noch eine kleine Anekdote ein: Der Nachfolger des bekannten Landesbischofs Theophil Wurm hieß Aichelin (= Aichele). Dieser hatte als Student den Spitznamen ,Knell', weil sein Name in dem allseits bekannten Auszählvers vorkam."

Korrektur:

In unserer gestrigen Ausgabe ist uns bedauerlicherweise ein Fehler unterlaufen: Landesbischof der Evangelischen Landeskirche Württemberg war nicht Helmut Aichelin, sondern der dem Namen nach ähnlich klingende Erich Eichele (Amtszeit: 1962 bis 1969). Er folgte auf Martin Haug (1948 bis 1962), der wiederum Nachfolger von Theophil Wurm (1933 bis 1948) war. Wir bitten dies zu entschuldigen und danken für entsprechende Hinweise. Leser Robert Schick aus Weinstadt schreibt dazu: "Auch in meiner Kindheit haben wir den Auszählreim ,Enzeerle, zenserle... Eichele, baichele, knell' verwendet. Allerdings hieß der Bischof nicht Aichelin, sondern Eichele. Ich nehme an, dass er derjenige war, der den Spitznamen ,Knell' erhielt. Aichelin, auch eine bedeutende Gestalt in der Evangelischen Landeskirche, war in der Zentralstelle für Weltanschaungsfragen tätig und wurde, nachdem er als Bischofskandidat nicht zum Bischof gewählt wurde, später zum Prälaten in Ulm berufen."

Übrigens: Die Menge der Einsendungen veranlasst uns, in unserer Rubrik "Auf gut Schwäbisch" künftig täglich einen schwäbischen Spruch zu veröffentlichen. Zum Auftakt fügen wir den oben zitierten Reimen noch einen Spruch hinzu:

Wenn d' Arbeit alloi reich macha däd, wär' dr Ochs reicher wia dr Bauer.

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