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Der Sportwagenbauer Porsche ist im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2009/10 bei Umsatz und Absatz dramatisch in die Knie gegangen.

Stuttgart - Der Wüstenstaat Katar sichert sich immer mehr Macht im Autoimperium VW/Porsche. Das Emirat stockte seinen Anteil an Europas größtem Autobauer auf 17 Prozent auf. Der neue Großaktionär soll dem Vernehmen nach außerdem künftig zwei Sitze im VW-Aufsichtsrat bekommen. Auch in das Kontrollgremium der Stuttgarter zieht ein Vertreter des Emirats ein.

Die Aktionäre der Dachgesellschaft Porsche Holding SE sollen bei der Hauptversammlung am 29. Januar Scheich Jassim Bin Abdulaziz Bin Jassim Al-Thani für vier Jahre zum Aufseher wählen. Das geht aus der am Freitag veröffentlichen Einladung zu dem Aktionärstreffen hervor.

Der Scheich würde dort den Platz von Hans-Peter Porsche, dem Bruder von Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche, einnehmen. Bisher sind fünf der zwölf Aufseher Mitglieder der Familien Porsche und Piëch, darunter auch VW-Patriarch Ferdinand Piëch. Bei VW soll das Emirat dem Vernehmen nach zunächst einen, später dann zwei Plätze bekommen.

Absatz bei Porsche bricht ein

Porsche kämpfte derweil beim Geschäft mit Sport- und Geländewagen mit massiven Einbrüchen. Der Umsatz schrumpfte im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2009/10 im Jahresvergleich um fast eine Drittel (30,5 Prozent) auf 1,1 Milliarden Euro zurück. Der Absatz sackte um fast 40 Prozent auf 11.385 Fahrzeuge ab. Angaben zum Ergebnis der Porsche AG machte der Sportwagenbauer nicht. Für das Gesamtjahr wird aber mit einem Anziehen der Verkäufe gerechnet.

Die Dachgesellschaft Porsche Automobil Holding SE hatte im Geschäftsjahr 2008/2009 trotz eines Gewinns im Autogeschäft unter dem Strich einen Verlust von 3,6 Milliarden Euro verbucht. Wegen der gescheiterten VW-Übernahme fielen Belastungen von mehreren Milliarden Euro an. Im laufenden Geschäftsjahr wird erneut mit Milliardenverlusten gerechnet.

Porsche veröffentlicht Vorstandsgehälter

Auf der Porsche-Hauptversammlung soll beschlossen werden, dass alle Vorstände künftig ihr Gehalt offenlegen müssen. Gerade um die Bezahlung von Ex-Vorstandschef Wendelin Wiedeking hatte es in der Vergangenheit große Aufregung gegeben. Nach unbestätigten Angaben soll der Manager alleine im Geschäftsjahr 2007/08 durch eine vertraglich fixierte Gewinnbeteiligung rund 77 Millionen Euro eingestrichen haben.

Die Entlastung Wiedekings und seines damaligen Finanzvorstands Holger Härter für das abgelaufene Geschäftsjahr soll wegen der laufenden Ermittlungsverfahren gegen die beiden Manager vertagt werden. Die Staatsanwaltschaft prüft Vorwürfe der Marktmanipulation. Beide Manager mussten wegen der gescheiterten Übernahme von Volkswagen im Sommer abtreten.

Neuer Großkonzern formiert sich

Katar war nach der missglückten VW-Übernahme durch Porsche mit zehn Prozent bei dem hoch verschuldeten Sportwagenbauer eingestiegen. Der Wüstenstaat ist der erste Anteilseigner, der nicht zu den bisherigen Eigentümerfamilien Porsche und Piëch gehört. Volkswagen stieg Anfang Dezember für 3,9 Milliarden Euro mit 49,9 Prozent beim Porsche-Sportwagengeschäft (Porsche AG) ein. Die Porsche-Dachgesellschaft Porsche SE hält ihrerseits knapp 51 Prozent an VW. Bis 2011 sollen die beiden Konzerne verschmelzen und Porsche zur zehnten Marke unter dem Dach von VW werden.

Porsche kündigt Magna

Wegen der Verbindung mit VW kündigte Porsche seinen Fertigungsvertrag mit Magna. Der österreichisch-kanadische Autozulieferer bekomme dafür eine Ausgleichszahlung, betätigte ein Sprecher des Sportwagenbauers einen Bericht der "Wirtschaftswoche". Das Geld soll für bereits geleistete Entwicklungsarbeit fließen. Zur Höhe machte Porsche keine Angaben. Magna Steyr in Graz soll bereits seit mehr als einem Jahr an den neuen Generationen der Porsche- Modelle Boxster und Cayman gefeilt haben.

Porsche hatte Magna 2008 den Auftrag erteilt, von 2012 an die beiden Coupés acht Jahre lang zu bauen. Nach der Übernahme des Osnabrücker Cabrio-Spezialisten Karmann durch VW wird nun spekuliert, dass auch der Boxster künftig in Niedersachsen gebaut wird.