Noch sind beim VfL Nagold viele Fragen offen, doch Jürgen Gote und die weiteren Vorstandsmitglieder wollen alles dran setzten, den Ausstieg des Hauptsponsors so gut wie möglich zu kompensieren - im Sinne des Sports in Nagold. Foto: Kraushaar Foto: Schwarzwälder-Bote

Interview Jürgen Gote vom VfL Nagold über die Aussichten. Großer Dank für Heike und Reinhold Fleckensteins Engagement.

Die Gerüchte haben sich bestätigt. Reinhold und Heike Fleckenstein werden sich mit ihrer Firma Angels Jeanswear als Hauptsponsor der Fuߟballabteilung des VfL Nagold verabschieden. Jürgen Gote, Mitglied des Abteilungsleitung Fuߟball beim VfL, äuߟert sich im Gespräch mit unserer Zeitung über die aktuellen Entwicklungen.

Herr Gote, der Ausstieg der Familie Fleckenstein als Hauptsponsor der Fuߟballabteilung ist ein herber Rückschlag für den VfL Nagold, oder?

Zuerst einmal bedanken wir uns bei Heike und Reinhold Fleckenstein für ihre mehr als 20 Jahre währende Unterstützung. Ohne diese Förderung wäre die Fuߟballabteilung nicht da, wo sie heute steht. Reinhold Fleckenstein war es, der der Abteilung in der wohl schwierigsten sportlichen Situation der letzten 25 Jahre zur Seite stand und damit den sportlichen Niedergang verhindert hat. Damals stand die erste Mannschaft in der Bezirksliga vor dem fast sicheren Abstieg in die Kreisliga. Ein weiterer Verdienst, vielleicht der gröߟte von Reinhold Fleckenstein war es, mit Walter Baur einen erfahrenen und erfolgreichen Jugendtrainer nach Nagold zu holen. Von seinen Ideen, Prinzipien und Erfolgen profitiert der Verein heute noch. Und nicht zuletzt war der aufwendige Stadionumbau nur mit dem Engagement des Ehepaars Fleckenstein umsetzbar. Diese Beispiele machen deutlich, wie wichtig diese Zusammenarbeit für den Verein war. Dementsprechend bedauern wir es natürlich sehr, dass diese tolle und erfolgreiche Partnerschaft zu Ende geht.

Kommt dieser Rückzug für Sie überraschend?

Bereits vor der Saison haben Heike und Reinhold Fleckenstein fairerweise darauf hingewiesen, dass sie sich zum Ende der laufenden Spielzeit zurückziehen werden.

Warum wird die Zusammenarbeit denn beendet?

Diese Frage kann letztendlich nur von Reinhold Fleckenstein persönlich beantwortet werden.

Herr Fleckenstein sprach unserer Zeitung gegenüber davon, dass der VfL vertragliche Vereinbarungen missachtet habe. Können Sie dies bestätigen?

Uns sind zwei Fälle bekannt, die bei Heike und Reinhold Fleckenstein für Verärgerung gesorgt haben. Zum einen hatten wir 2014 für das Einweihungsspiel im umgebauten Stadion gegen die Stuttgarter Kickers die üblichen Eintrittskarten – ohne Angels-Werbung – verwendet. Zum anderen musste unser Torspieler bei einem Vorbereitungsspiel sein privates Trikot – ohne Angels-Werbung – verwenden, da das eigentliche Trikot die gleiche Farbe hatte wie die Trikots der Gegner. So etwas kommt vor, darf aber eigentlich nicht passieren. Wir haben uns dafür entschuldigt, doch selbst im Profifuߟball bleiben solche ߄rgernisse nicht aus.

Welche Auswirkungen wird dies nun auf den Fuߟball beim VfL Nagold haben?

Das liegt auf der Hand: Wir haben weitaus weniger Finanzmittel zur Verfügung. Das könnte sich bereits in der Jugendarbeit bemerkbar machen. Welche Auswirkungen dies darüber hinaus auch auf die künftige Zusammensetzung der Aktivenmannschaften haben wird, hängt entscheidend davon ab, ob es uns gelingt, neue Sponsoren zu finden. Wir wollen unseren Weg auf jeden Fall weiter gehen und nach wie vor möglichst viele Jugendspieler an den Aktivenbereich heranführen. Eines ist klar. Es wird beim VfL Nagold keinen Fuߟballbetrieb auf Pump geben. Wir werden auch weiterhin nur das Geld ausgeben, welches wir einnehmen.

Die Suche nach einem neuen Sponsor verläuft demnach nicht sehr erfolgreich?

Wir sind seit geraumer Zeit daran, weitere Sponsoren für unsere Fuߟballabteilung zu finden. Hierbei zeigt sich jedoch, dass wir durch die langjährige sichere Unterstützung des Ehepaars Fleckenstein vielleicht etwas zu sehr in einer heilen Fuߟballwelt gelebt haben.

Inwiefern?

Trotz der Gröߟe und Attraktivität unserer Fuߟballabteilung verfügen wir nicht über die wichtigen Kontakte und Beziehungen, die uns in der Nagolder Wirtschaftswelt sofort die Türen zu den Geschäftsführern und Inhabern öffnen.

Dennoch wissen Sie ja bereits seit Längerem, dass Sie einen neuen Hauptsponsor brauchen. Woran scheitert die Suche im Moment?

Das ist richtig. Wenn wir die Zeit ein dreiviertel Jahr zurückdrehen könnten, dann würden wir ein paar Dinge anders machen. Von kommunalpolitischer Seite wurde uns Unterstützung beim ߖffnen der Türen zur Wirtschaftswelt versprochen, die bislang leider ausgeblieben ist. Dennoch können Sie sicher sein: Wir sind bei der Sache und geben Gas. Wir entwickeln Ideen und planen aktuell mit einem "Vier-Säulen-Konzept".

Wie sieht dieses Konzept aus?

Dazu zählt die Ausweitung der Bandenwerbung, die Möglichkeit von Equipmentpartnerschaften sowie der "Club der 200". Das heiߟt, 200 Personen unterstützen die Abteilung mit 200 Euro im Jahr. Mit der Umsetzung dieser neuen Ideen, wollen wir eine breite und solide Basis schaffen. Wobei man allerdings klar sagen muss, dass auch dieses Konzept ohne Hauptsponsoren nur bedingt zukunftsfähig ist.

Macht Ihnen eventuell die aktuelle sportliche Situation bei der Suche einen Strich durch die Rechnung?

Bei den bisherigen Gesprächen stand weniger der sportliche Erfolg im Vordergrund, als vielmehr das angesprochene Nagolder Konzept. Dies haben wir in den letzten acht Jahren erfolgreich und zielstrebig umgesetzt. Die sechs Jahre Verbandsligazugehörigkeit in dieser Zeit belegen das. Ob wir am Ende des Tages über Landesliga oder Verbandsliga sprechen, ist für einen potenziellen Sponsor nicht entscheidend. In der öffentlichen Wahrnehmung macht dies für ihn keinen groߟen Unterschied.

Also sind Sie zuversichtlich, dass Sie Nagolder Unternehmen finden werden, die den VfL in Zukunft unterstützen wird?

Ja, wir hoffen, dass dies für viele Unternehmer eine Herzensangelegenheit ist. Dass sie sehen und schätzen, welch wertvollen Dienst wir mit unserer Jugendarbeit Woche für Woche für Nagold leisten. Zum anderen haben die Unternehmen und wir dasselbe Problem. Auch für die Unternehmen wird es immer schwieriger, ausreichend geeigneten Nachwuchs zu finden.

Und dabei könnte der VfL Nagold helfen?

In gewisser Weise schon. Seit vielen Jahren betreiben wir eine vorbildliche Jugendarbeit. Bei uns spielen mehr als 300 Kinder und Jugendliche Fuߟball. Dabei bekommen sie wichtige Werte wie Fleiߟ, Disziplin, Teamfähigkeit und Verantwortung vermittelt. Diese Jugendspieler sind früher oder später auf der Suche nach einem attraktiven Arbeitgeber. ߜber eine mögliche Kooperation könnten wir uns mit den Unternehmen in Nagold vernetzen und uns gegenseitig kennenlernen. So könnten auch die Unternehmen auf sich aufmerksam machen. Mit einem solchen Angebot könnten wir für Spieler aus der Region noch interessanter werden.

Was machen Sie, wenn Sie keine Sponsoren finden?

Davon wollen wir im Moment nicht ausgehen. Doch auch dann werden wir alles versuchen, damit es im Nagolder Fuߟball weitergehen kann. Wir können nur an all diejenigen appellieren, denen die entsprechenden Mittel zur Verfügung stehen, uns zu unterstützen und mit dafür zu sorgen, dass wir unsere Jugendarbeit in der bestehenden Form aufrechterhalten können und unsere Nachwuchsspieler auch künftig eine Perspektive haben. Wir glauben, Nagold steht es gut zu Gesicht, ein sportliches Aushängeschild zu haben. €Š