Beim Spieleklassiker „Gran Turismo“ funkelt der Lack der Rennautos brillanter als je zuvor. Foto: Hersteller

Das Wettrüsten bei den Spielkonsolen geht weiter. Sonys Playstation 4 Pro punktet mit hoher Auflösung und brillanten Farben – aber nur, wenn man auch den passenden Fernseher hat.

Stuttgart - Bevor der offizielle Name bekannt war, firmierte die neue Spielkonsole von Sony unter dem Namen „Playstation 4.5“. Eine glatte Untertreibung, denn die „Playstation 4 Pro“ bietet doppelt so viel Rechenleistung wie der Vorgänger. Das wirft einige Fragen auf. Soll man sich überhaupt noch eine „normale“ PS4 kaufen? Werden alle alten und neuen Playstation-Titel mit beiden Konsolen kompatibel sein? Und was bringt der Leistungszuwachs konkret?

Die Hardware

Für Besitzer von 4K-Fernsegeräten ist die Sache klar: Sie sollten auf jeden Fall der Playstation Pro den Vorzug geben, um in den Genuss von schärferen, flüssiger dargestellten Bildern, mehr Details und einer größeren Sichtweite innerhalb der Spielwelt zu kommen. In Zahlen ausgedrückt: Acht Millionen Pixel, die vierfache HD-Auflösung, und eine Bildwiederholungsrate von 60 Hertz. Wirklich zum Tragen kommt diese Grafikpower aber erst dann, wenn die Entwickler sie auch nutzen. Für viele ältere Titel sollen Updates erscheinen, damit auch sie in neuem Glanz erstrahlen. Sony empfiehlt den Herstellern, den Spielern das Tuning per Download gratis anzubieten. Ob sich alle daran halten, ist aber ungewiss.

Gleichzeitig werden in den nächsten Monaten viele für die PS4 Pro maßgeschneiderte Spiele veröffentlicht. Laut Sony werden sie problemlos auf allen PS4-Modellen laufen. Exklusive Pro-Titel soll es nicht geben. Auf Full-HD-Bildschirmen muss man sich allerdings mit einer geringeren Auflösung begnügen. Andere Vorteile, wie zum Beispiel der 60-Hertz-Modus und kürzere Ladezeiten, machen sich auch auf älteren Geräten bemerkbar. Ein Grund zum Konsolenwechsel ist das aber kaum. Die durch den HDR-Standard erreichte Farb- und Kontrastbrillanz wird ebenfalls nur dann sichtbar, wenn der Fernseher dies unterstützt.

Die Spiele

Augenfällig wird der Grafikvorsprung beispielsweise beim PS4-Hit „Uncharted 4“. Fährt man mit dem Boot durch Panamas Inselwelt, sind auch auf weiter entfernten Inseln Bäume klar zu erkennen, die von glitzernden Wasser umspülten Strände sehen aus wie in einem Urlaubsprospekt. In der demnächst erscheinenden, von der Spieldesignerlegende Kazunori Yamauchi vorab persönlich präsentierten siebten Version des Rennspektakels „Gran Turismo“ funkeln die Umgebungslichter auf dem Lack der Fahrzeuge so brillant wie nie zuvor. Der Dritthersteller Square stattet seine unverwüstliche Action-Archäologin Lara Croft mit neuer HDR-Brillanz aus, Hits wie „Call of Duty: Infinite Warfare“ laufen schon ab Werk in echter 4K-Qualität.

Die Kritik

„Call of Duty“ wird aber wohl eine Ausnahme bleiben. Bei den meisten Spielen werden die Bilder auf 4K „hochskaliert“, also hochgerechnet. Puristen werden das sicher bemängeln. Dabei fällt es im direkten Vergleich selbst Profis schwer, die Unterschiede mit bloßem Auge zu erkennen. Ein klarer Kritikpunkt ist dagegen die Tatsache, dass aktuelle 4K- und UHD-Discs von der PS4 Pro nicht abgespielt werden. Dagegen kann man einwenden, dass ohnehin immer weniger Menschen Kinofilme und TV-Serien auf Datenträgern konsumieren. Stattdessen werden Inhalte von Anbietern wie Netflix und ab 2017 auch von Youtube in höchster Auflösung gestreamt, eine Technik, die auch die PS4 Pro unterstützt. DVDs und Blu-ray-Discs spielt die Konsole klaglos ab.

Das Fazit

Erste Wahl sollte die PS4 Pro für Besitzer von 4K-Fernsehern sein – sowie für alle, die mit der Virtual-Reality-Brille von Sony liebäugeln. Denn diese profitiert klar von der verbesserten Rechenleistung, was sich etwa durch merklich kürzere Ladezeiten bemerkbar macht. Wer nicht plant, bald einen neuen Fernseher anzuschaffen und beim Spielen nicht immer unbedingt in der ersten Reihe der technischen Entwicklung stehen muss, ist mit der normalen PS4 weiterhin bestens bedient. Auch Gelegenheitsspieler machen mit einer PS4-Neuanschaffung nichts falsch. Wer bereits Gelegenheit hatte, optimierte Software auf der neuen Playstation zu erleben, wird allerdings kaum daran zweifeln, dass die neue Sony-Hardware einen riesigen Sprung nach vorn gemacht hat.

Die Konkurrenten und die Technik

Xbox One S Auch Microsoft hat mit seiner Xbox One S eine überarbeitete Flaggschiff-Konsole im Angebot. Sie ist schmaler als die Xbox One und bietet etwas mehr Rechenleistung. Wie der Konkurrent von Sony unterstützt sie 4K und HDR – allerdings mit einem ganz anderen Fokus. Denn das Laufwerk der One S spielt auch 4K-Blu-ray ab – ein klarer Vorteil gegenüber der PS4 Pro. Das gilt zumindest für Cineasten. Denn für echtes 4K-Gaming fehlt es der neuen Xbox an Leistung, ein wirklich überzeugender Sprung in Sachen Grafikqualität bleibt aus. Den soll im nächsten Jahr die Xbox „Project Scorpio“ bringen, mit der Microsoft dann auch seinen Erzrivalen Sony übertrumpfen will. Die Xbox One S gibt es mit Speicherplatz von 500 GB bis 2 TB ab etwa 280 Euro.

Nintendo NX Kürzlich stellte auch Nintendo seine kommende Konsole vor. Die Nintendo NX soll 2017 erscheinen. Nach allem, was bisher darüber bekannt ist, wird die Rechenleistung nicht an die Konkurrenten von Sony und Microsoft heranreichen. Das ist aber auch gar nicht das Ziel. Vielmehr vereint die NX mobile und stationäre Konsole in einem neuartigen Konzept. Kompatible Titel wird man sowohl zuhause am Fernseher als auch unterwegs spielen können.

Auflösung Unter den Kürzeln 4K oder UHD (Ultra High Definition) fasst man – trotz geringfügiger Unterschiede zwischen den unterschiedlichen Standards – Geräte zusammen, die eine Bildausgabe mit viermal so vielen Bildpunkten (Pixel) unterstützen, wie sie der Full-HD-Standard bietet. Im Falle der PS4 Pro können auf 4K-Fernsehern Bilder mit maximal mit 3840 × 2160 Bildpunkten dargestellt werden. Man unterscheidet „natives“, „echtes“ 4K und hochskalierte 4K-Bilder. Je nach Qualität der Bildumwandlung ist der Unterschied, wie etwa bei der PS4 Pro, mit bloßem Auge kaum zu erkennen.

Kontrast HDR ist die Abkürzung für „High Dynamic Range Image“ – zu deutsch: Hochkontrastbild. Solche Bilder zeichnen sich durch einen hohen Dynamikumfang aus, geben Helligkeitsunterschiede also sehr detailliert wieder und besitzen eine große Farbtiefe. Nicht alle 4K-Fernseher unterstützen auch HDR.