Nach dem Herzschlagfinale beim knappen Heimsieg gegen den VfL Sindelfingen hatte das Team des SV Flözlingen allen Grund zur Freude. Foto: Frei Foto: Schwarzwälder Bote

Gewichtheben: Ersatzgeschwächt gewinnt Flözlinger Heberteam gegen VfL Sindelfingen mit 2:1

Gewichtheben im Eschachtal, das war noch nie etwas für schwache Nerven. So auch beim Oberliga-Wettkampf des SV Flözlingen gegen den VfL Sindelfingen.

Zu einem wahren Krimi artete der erste Auftritt der Mannschaft von Trainer Reiner Müller vor heimischer Kulisse aus. Mit 2:1 setzten sich die Gastgeber gegen den Aufsteiger aus Sindelfingen durch. Das „Reißen“ ging mit 130,7:110,6 Relativpunkten (RP) an die Gäste. Wollte der SV Flözlingen dennoch als Sieger von der Bühne gehen, galt es, sämtliches Potenzial im „Stoßen“ abzurufen.

Und das gelang der Mannschaft von SVF-Trainer Müller. Mit 240,6:219,8 RP setzten sich die Eschachtäler durch. Damit endete der Wettkampf mit 351,2:350,5 RP zu Gunsten des SV Flözlingen. Hauchdünn und wiedermal zeigte die verschworene Gemeinschaft aus Flözlingen und Fischbach, zu welchem Kraftakt sie fähig ist – gerade dann, wenn es darauf ankommt.

Denn von der ursprünglich geplanten Aufstellung musste SVF-Coach Reiner Müller kurzfristig aus beruflichen und privaten Gründen auf Marc Lauble, Daniel Ohnmacht und Cosima Cornelius verzichten. Ein weiterer Vorteil für den VfL Sindelfingen war, dass der in seinem Kader gleich vier Frauen aufbot, was bei der Wertung nach Relativpunkten nicht unerheblich ist. Ebenso außergewöhnlich für einen Oberliga-Wettkampf, wenn zwei Drittel einer Mannschaft aus Amazonen besteht.

Dem hatte der SV Flözlingen jedoch ein "besonderes Pfund" entgegenzusetzen: seine Fangemeinde. Mit annähernd 150 Zuschauern war die Turnhalle prächtig gefüllt und bot eine stimmgewaltige Kulisse, die die SVF-Heber an ihre Leistungsgrenze trieb. Und es wäre nicht die Gewichtheber-Hochburg Flözlingen, würde es in der Endabrechnung nicht auf jedes Gramm ankommen. So auch am vergangenen Samstag. Mitentscheidend dabei, dass sich die Fehlversuche der Gastgeber auf drei begrenzten, während der VfL Sindelfingen deren elf zu verkraften hatte. Auch ein Beleg dafür, mit welcher Entschlossenheit und Nervenstärke die Eschachtäler an die Hanteln gingen. Vier der sechs SVL-Heber brachten alle Versuche in die Wertung, vom VfL Sindelfingen gelang dies nur Sebastian Pawlik, der mit 65,0 RP bester Heber der Gäste war.

SVF-Trainer Reiner Müller kompensierte die Ausfälle durch Heber aus der zweiten Mannschaft, rückten Michael Kiock (Körpergewicht: 83,4/ Reißen: 88/ Stoßen: 112 / RP: 33,2), Sebastian Jauch (89,4/ 100/ 118/ 39,2) und Marianne Ohnmacht (64,3/ 49/ 63/ 50) nach. Komplettiert wurde das Team mit Oliver Jauch (106,2/ 140/ 167/ 100) , Philipp Mayer (94,6/ 104/ 138/ 52,8) und Sina Lauble (57,6/ 54/ 67 / 76).

Denkwürdiger Abend für die Zuschauer

Für die Zuschauer war es ein denkwürdiger Abend, da sie voll ihre Kosten kamen und einen Gewichtheberkrimi erleben durften. Nach ersten Hochrechnungen zu Beginn des Wettkampfes wurde den Verantwortlichen des SV Flözlingen schnell klar, dass man im Reißen praktisch chancenlos auf den Siegpunkt war. Beim Stoßen sah es wesentlich besser aus. Eine Minimalchance für den Siegpunkt im Gesamtergebnis wäre möglich, wenn das Team mehr oder weniger alle Versuche im Reißen in die Wertung bringt und der Rückstand nicht mehr als 15 Punkte beträgt. Allerdings kam es ein wenig anders. Flözlingen hatte tatsächlich nur einen Ungültigen in der Disziplin Reißen, hatte aber einen Rückstand von 20,1 RP.

Nachdem der erste Heberblock das Stoßen beendete, stand es 107,1:105,1 RP für Sindelfingen. Der zweite Block aus Flözlingen musste es also richten. Nach den ersten Versuchen war klar, dass der Siegpunkt im Stoßen klappen wird. Vor den letzten sechs Versuchen des Wettkampfes (je drei für Flözlingen und Sindelfingen) stand es im Stoßen 212,8:234,6 und Gesamt 343,5:345,2 RP für den SV Flözlingen.

Der Kampf wurde "gedreht" – auch weil Oliver Jauch 167kg stoßen konnte. Sebastian Pawlik von Sindelfingen steigerte nun um 7kg auf 115kg und schaffte dies. Es stand 350,5:345,2 für den VfL Sindelfingen. Sebastian Jauch machte wiederum zwei Kilo gut, aber man lag noch zurück. Marcel Dingler hatte den letzten Versuch für den VfL Sindelfingen und wollte 118 kg stoßen, woran er aber äußerst knapp scheiterte.

Blieben also noch zwei Versuche "übrig", um diese 4 RP gutzumachen, jeweils einer von Philipp Mayer und Oliver Jauch. Philipp Mayer steigerte um vier auf 138kg und hatte es damit in der Hand den Siegpunkt im Gesamten für den Zimmerner Teilort zu entscheiden. Die Halle bebte und "half" Philipp die Last umzusetzen und nach oben zu bringen. Damit war der Siegpunkt im Gesamten mit 700 Gramm Vorsprung gewonnen. Oliver Jauch ließ danach 172kg zur "Ergebniskosmetik" auflegen, scheiterte aber knapp im Ausstoß. Im Prinzip war die Luft ja schon raus.