Zum ersten Mal in Horb, aber schon öfter in Deutschland: Die Ägypterin Sandra Samir spielt für ihre Nationalmannschaft, mittlerweile aber auch für den TCO Lorsch. Foto: Wagner Foto: Schwarzwälder-Bote

Tennis: Ägypterin Sandra Samir beginnt Karriere schon früh

Von Michael Stock

Statt nach draußen geht der Blick von Sandra Samir aufs Handy. Ein Stöpsel steckt in ihrem Ohr, private Kommunikation. Dabei ist das, was Samir draußen zu sehen bekäme, für sie eher selten – es regnet.

"Das kenne ich zumindest bei uns in der Heimat so nicht. Da scheint immer die Sonne", sagt Samir. Die 19-jährige Spielerin kommt nämlich aus Ägypten. Trotzdem hat es ihr Deutschland angetan. Seit fünf Wochen tourt sie quasi durchs Land, nahm zuletzt am Tennisturnier in Aschaffenburg teil. Nicht unweit davon, bei einem Turnier in Darmstadt, wurde der Damentrainer des TCO Lorsch, Alexander Rauch, auf sie aufmerksam.

Der zögerte nicht lange und holte sie zum TCO, wo sein Team in der zweiten Bundesliga spielt. Mit Samir konnte Rauch einen hochkarätigen Neuzugang verpflichten. "Wir wollten uns weiter verstärken und in der Zweiten Liga etablieren. Mit dem dritten Platz dieses Jahr hat das geklappt. Auf jeden Fall hatten wir nichts mit dem Abstieg zu tun", sagt Rauch.

Wenn Samir nicht für die Hessen aufschlägt, "switcht" sie nach Hause zu ihrem eigentlichen Wohnort, nach Kairo. Dort spielt sie schon länger im Nationalteam, Fed Cup, solche Sachen, ist mittlerweile die klare Nummer eins in der Mannschaft. "In den vergangenen Jahren hat sie sich kontinuierlich nach vorne gespielt, steht momentan auf Weltranglistenposition 432. Unter anderem zählt der Gewinn eines 15 000 Dollar-Turniers in ihrem Heimatland zu ihrem größten Sieg", sagt Rauch. Weiter kommen im Erwachsenenbereich Siege zweier 10 000-Dollar-Turniere dazu. Bei den Junioren war ihr größter Erfolg der Titel bei der "Eddie Herr International Championship".

Den Aufenthalt in Ägypten nutzt Samir überwiegend mit Training, Training, Training. Nebenbei studiert sie in Kairo noch Betriebswirtschaftslehre, was eine regelmäßige Anwesenheit zur Pflicht macht. Mit dem Tennis kam Samir schon früh in Berührung: "Ich habe im Alter von fünf Jahren mit dem Tennis angefangen. 2015 habe ich mich dann im Alter von 17 Jahren dazu entschlossen, den Sport professionell zu betreiben." Während ihrer Jugendzeit war sie im Alter von 15 Jahren die Nummer 13 der Weltrangliste.

Zum Turnierbeginn in Bildechingen, an dem Samir zum ersten Mal teilnimmt, gewann sie gegen die Tschechin Diana Sumova vergleichsweise deutlich mit 6:3 und 6:2. Ihre Stärken? "Mein Service", kommt es prompt aus ihr raus, aber Rauch interveniert sofort: "Das ist nur ein Scherz." Will sagen, da hat Samir noch Nachholbedarf. Die Schwäche macht sie hingegen mit ihrer Konstanz wett. "ich mag es, lange Ballwechsel zu spielen. Deshalb liegt mir auch mehr der Sandplatz", sagt sie. Rauch ergänzt, dass ihr bester Schlag sicherlich die Rückhand sei.

Mittlerweile wird laut Samir der Tennissport auch in Ägypten immer populärer: "Es ist ein Sport, den nicht nur wohlhabende Menschen spielen können, sondern jeder hat bei uns die Chance, Tennis zu erlernen. Bei uns in Ägypten gibt es ähnlich wie in Deutschland hauptsächlich Sandplätze. Es gibt dort sogar so etwas wie eine Art Tennisakademien für ärmere Menschen."

Zuvorderst aber konzentriert sie sich auf ihre anstehende Gegnerin, Chiara Grimm aus der Schweiz ist das. Sie kennt sie nicht, aber das macht nichts, Samir verlässt sich ganz auf ihre eigenen Stärken – und gewinnt auch diese Partie, wenn auch etwas knapper mit 6:4 und 6:3. Da schien dann sogar wieder ein wenig die Sonne durch die Wolken, der Regen hatte sich verzogen.