Zoran Radulovic fuhr den Derscheid-BMW in Führung. Am Ende reichte es nur zu Platz zwei. Foto: BR Foto: Schwarzwälder-Bote

Motorsport: Radulovic bringt Team Derscheid in Führung –­ doch es reicht nur zu Platz zwei

Das Team Derscheid hat ein Abonnement auf einen Podestplatz, doch schauten Rolf Derscheid, Michael Flehmer und der Simmersfelder Zoran Radulovic bei der Siegerehrung zum sechsten Lauf der deutschen Langstreckenmeisterschaft nicht so glücklich drein. Lange den zweiten Saisonsieg vor Augen, musste sich das Trio als Zweiter wieder geschlagen geben und die Führung in der Klasse abgeben.

Für die drei Rennfahrer ist es da nur ein schwacher Trost, dass sie nunmehr auf Platz drei in der Produktionswagenwertung und auf Platz sechs im Gesamtklassement vorgefahren sind. Stets vor ihnen auf Platz eins und zwei in den Wertungen stehen die direkten Mitbewerber vom Team Pilux. Beide Teams sind mit einem baugleichen BMW 325i unterwegs. Den Unterschied macht derzeit vor allem Gabriele Piana aus, ein professioneller Rennfahrer, der für das Team Pilux aus Italien anreist.

Radulovic arbeitet sich Runde um Runde heran

"Wir haben im Team Abertausende Rennkilometer auf der Nordschleife auf dem Tacho, kennen jeden Randstein, aber es macht in der Spitze den Unterschied, ob ich mich erst ab Freitagabend nach einer Arbeitswoche in der Werkstatt auf das Rennen konzentrieren kann oder ich als Profi anreise", sagte Radulovic enttäuscht nach der Siegerehrung.

Seine fahrerische Klasse zeigte der 30-jährige Italiener bereits im Training, als er Rolf Derscheid als Teambesten elf Sekunden abnahm. Dass ein Langstreckenrennen ein Teamsport ist, bewies dann allerdings das Team Derscheid. Michael Flehmer erwies sich einmal mehr als sehr guter Starter, hatte sich in der ersten Runde im Castrol-S bereits von Platz drei an die Spitze gefahren. Runde um Runde baute er den Vorsprung aus. In der achten Runde dann noch eine schnell Runde, Radulovic trippelte schon ungeduldig an der Pit Lane umher, die Mechaniker schauten unruhig auf die Uhr. Wo war Michael Flehmer? Vorbeigefahren! Bange Minute vergingen. Würde der Sprit reichen oder war die Führung verloren? Flehmer nahm Speed raus und schaffte es mit dem letzten Tropfen Benzin in die Boxengasse.

Dann ging es wieder sehr schnell – beim Boxenstop und bei Radulovic. Der Zweitplatzierte zog auf der Start- und Zielgeraden am Simmersfelder vorbei, just als der Tuningexperte nach dem Tempolimit in der Boxengasse aufs Gaspedal drücken konnte. Mit kalten Reifen musste er in den ersten Kurven etwas abreißen lassen, arbeitete sich aber Runde und Runde an den Vorausfahrenden heran, zeigte sich seinem direkt vor ihm fahrenden Konkurrenten groß im Spiegel, lauerte auf einen Fehler und machte sich für ein Überholmanöver bereit.

Nach vier Runden zog Radulovic dann mit einem breiten Grinsen unter dem Helm vorbei. Der Simmersfelder ließ es laufen, übergab mit 26 Sekunden Vorsprung das Lenkrad nach acht Runden Parforceritt. "Heute hat alles gepasst, das Auto und ich waren eins", sagte Radulovic begeistert.

Auf Platz eins übernahm Teamchef Rolf Derscheid das Steuer – den zweiten Saisonsieg vor Augen, den schnellen Gabriele Piana im Nacken. Trotz schneller Rundenzeiten tauchte der Mitbewerber früher als erwartet formatfüllend im Rückspiegel auf, schob sich beim Anbremsen zur Breitscheid-Brücke am Derscheid-BMW vorbei und zeigte dem Vizemeister aus dem Vorjahr nur noch die Rücklichter. "Der Junge fährt konzentriert eine schnelle Linie, den Speed konnte ich einfach nicht mitgehen", meinte Rolf Derscheid anerkennend.