Die Einrichtung einer Ganztagesgrundschule auf dem Lindenhof war Thema in der Bürgersprechstunde in Oberndorf. (Symbolfoto) Foto: dpa

Bürgerfragestunde erinnert Lindenhof-Lehrer vielleicht an Schulstunde mit verhaltensauffälligen Kindern.

Oberndorf - Liebes Lindenhof-Lehrerkollegium, was Sie da am Dienstagabend im Zuhörer-Bereich des Sitzungssaales im Klosterbau erleben mussten, erinnert Sie vielleicht an eine Schulstunde mit verhaltensauffälligen Kindern. Man fällt dem anderen ins Wort. Spielt mit den Stiften. Nuschelt vor sich hin. Setzt seinen Kopf durch. Verlässt den Raum. Beißt in einen Wurstwecken. Ignoriert Anweisungen des Lehrers. Guckt genervt abwechselnd zur Decke und auf den Boden.

Hinter dieser "Unterrichtseinheit" verbirgt sich die Bürgerfragestunde, erster Tagesordnungspunkt der Gemeinderatssitzung. Ein weiterer ist die Einrichtung der Ganztagesgrundschule auf dem Lindenhof, offensichtlich der eigentliche Grund für Ihr Kommen.

Der erste Einwohner stellt sich vor, bringt einen Bürgerbus ins Spiel, als Ersatz oder Ergänzung zum geplanten Schrägaufzug auf dem ehemaligen Brauerei-Areal. Passt, wird zu Protokoll gegeben.

Aus selbigem würde man die zweite Anfrage allerdings am liebsten streichen. Wie war die noch gleich? Kaufangebot...Ai-staig...Felsenblick...Bau-Beigeordneter?

Fast egal, denn um die Sache geht es schon lange nicht mehr, wenn sich Bürger Hans-Joachim Thiemann, ehemaliger Bediensteter der Stadt Oberndorf, zu Wort meldet. Und dies tut er immer noch. Immer wieder und unerbittlich. Trotz Entlassung bei der Stadtverwaltung. Trotz Niederlage im Bürgermeisterwahlkampf im vergangenen Jahr. Oder gerade deshalb? Sicherste Antwort: Wahrscheinlich trifft beides ein bisschen zu.

Jetzt aber die Details, für alle, die schwänzten. Der Ex-Stadtbaumeister begrüßt das Gremium und besonders Lothar Kopf, der zum ersten Mal als Beigeordneter in einer Gemeinderatssitzung neben Bürgermeister Hermann Acker sitzt. Halt. Acker unterbricht. "Nennen Sie Ihren Namen." Thiemann stellt sich vor. Liest seine Frage vom Blatt ab. Hat Acker die zuständigen Gremien, den Ortschaftsrat und den Gemeinderat darüber informiert, dass Thiemann der Stadt sein Gelände in Aistaig zum Kauf angeboten hat? Ackers Antwort: "Ja."

Dann fragt Thiemann nach dem Baugebiet "Im Felsblick" in Aistaig. Wie sieht die neueste Vermarktungs-Strategie aus? Sachliche Antwort: "Es gibt keinen neuen Sachstand."

Thiemann holt zum dritten Mal aus. Zwei Fragen sind genug, so Acker. Thiemann liest unbeeindruckt, mit Hinweis auf die Geschäftsordnung, weiter. Der Bürgermeister ruft ihn zu Ordnung. Thiemann spricht weiter. Der Bürgermeister weist ihn zurecht, Thiemann liest weiter. Und so weiter und so weiter. Acker unterbricht schließlich die Sitzung. Die Herren Stadträte Niethammer und Danner verlassen den Saal.

Wohin? Hoffnungsvolle Antwort: Sie schauen, ob Revierleiter Uli Effenberger im Untergeschoss noch Dienst hat. Vielleicht genießt der Uniformierte mehr Respekt bei Bürger Thiemann.

Er kommt zum Schluss. Das Schauspiel ist beendet. Noch am selben Abend wird er per E-Mail diesen Vorfall der Kommunalaufsicht beim Landratsamt melden.

Schulleiterin Conny Söll stellt souverän und unbeeindruckt vom Geschehen als zweiten Tagesordnungspunkt ihr Konzept zur Ganztagsschule vor. Das Motto: "Länger gemeinsam lernen – die Schule als Spiegelbild der Gesellschaft." Grundgütiger. Hoffentlich nicht.