Mit spannenden Themen, die bis heute nichts an Aktualität verloren haben, zog der Autor Gunter Haug die Zuhörer in seinen Bann. Foto: Bausch Foto: Schwarzwälder-Bote

Lesung: Gunter Haug plaudert über sprichwörtlichen schwäbischen Fleiß sowie großen Erfindungsreichtum

Simmozheim. Zahlreiche Simmozheimer ließen sich jetzt bei einem spannenden Vortragsabend in die faszinierende Wirtschaftsgeschichte Württembergs entführen.

In der Gäugemeinde sind die seit einigen Jahren im Rathaus stattfindenden Konzertreihen gut besuchte Veranstaltungen. Nun wurde das klassische Angebot unter der Regie des neuen Bürgermeisters Stefan Feigl erstmals durch eine spannende Lesung erweitert. "Ich bin zum ersten Mal hier in Simmozheim und gerne hergekommen", so der Referent des Abends, Gunter Haug.

Alle Plätze sind besetzt, denn Haugs originelle Art, die Landesgeschichte spannend und kurzweilig zu präsentieren, hat sich längst herumgesprochen. Was als Lesung aus seinem Buch "Schwäbische Sternstunden" angekündigt ist, entwickelt sich schnell zu einem informativen, lebendigen Erzählen. Die Zuhörer merken bald, dass der studierte Historiker aus dem Vollen schöpfen kann. Aus seinem literarischen Werk einfach nur vorzulesen, ist ihm offenbar zu distanziert. Deshalb wählt er die saloppe Umgangssprache in deftigem Schwäbisch.

Da wird württembergische Geschichte in Form von Erzählungen und Anekdoten unterhaltsam geboten, in deren Mittelpunkt leibhaftige Menschen wie die Könige Friedrich und Wilhelm, Gottlieb Daimler, Robert Bosch, Graf Zeppelin und Ferdinand Porsche stehen.

Alles beginnt mit einem Vulkanausbruch

Doch den Anfang macht der Schriftsteller nicht mit Württemberg. Er erzählt von einem Vulkanausbruch auf der indonesischen Insel Sumbawa im Jahr 1815. "Es war der größte Vulkanausbruch der Neuzeit, bei dem 70 000 Menschen starben", so Haug. Aber was hatte das mit Württemberg zu tun? Sehr viel, denn die unvorstellbar große Aschenmenge wurde hoch in die Atmosphäre geschleudert und durch Luftströmungen zum großen Teil bis hierher transportiert. Das Ländle betraf das besonders hart: Die Sonne war für lange Zeit hinter dunklen Schleiern verborgen, die Temperaturen sanken und es regnete viel zu viel. Als Folge kam es zu Missernten und Hungersnöten. Diese Katastrophe setzt der erfahrene Autor bewusst an den Anfang seiner Erzählungen. Denn sie gab in Württemberg den Anstoß zu großen Anstrengungen, möglichst bald aus der großen Not herauszukommen. Der sprichwörtliche schwäbische Fleiß und der Er- findergeist der Schwaben vereinigten sich mit der pietistischen Grundhaltung, bei der Arbeit hoch angesiedelt ist.

Aus diesem Geist heraus konnten die schwäbischen Tüftler ihre Ideen umsetzen und ihre Firmen zu wirtschaftlichem Erfolg führen. Dies drückt Haug im Untertitel seines Buches aus mit den Worten: "Wie wir Weltspitze geworden sind".

Bei seinen amüsanten Ausführungen spannt er immer wieder geschickt den Bogen bis in unsere Tage. Eine Million Schwaben verließen als Folge der Naturkatastrophe ihre Heimat. Heute gebe es erneut zahlreiche Flüchtlinge, an die wir etwas zurückgeben könnten. Dann wird die Erfolgsgeschichte des "roten Bosch" thematisiert. Er war ein Pionier der sozialen Entwicklung und führte vor mehr als hundert Jahren den arbeitsfreien Samstag, den Acht-Stunden-Tag und eine gute Bezahlung ein.