Olivier Kugler lebt und arbeitet bereits seit einigen Jahren in London. Foto: Dreimalalles

Simmozheimer bekommt Auszeichnung für Reportage über syrische Flüchtlinge. Preis zum ersten Mal vergeben.

Simmozheim/London - Begegnungen mit Menschen in ihrer alltäglichen Umgebung hält Olivier Kugler an den unterschiedlichsten Orten der Welt mit Skizzenblock und Stift fest. Mit gezeichneten, mehrfach preisgekrönten Reportagen hat er sich als Illustrator für bekannte Zeitschriften sowie Tageszeitungen einen Namen gemacht. Jetzt kam eine weitere Auszeichnung hinzu.

Olivier Kugler, Jahrgang 1970, ist gebürtiger Stuttgarter und wuchs in Maichingen sowie Simmozheim auf. Schon früh hielten ihn seine Eltern zum Zeichnen an, und der Skizzenblock wurde zum ständigen Begleiter. "Beobachte und zeichne deine Umwelt, deine Mitschüler und die Natur", hatte ihm in frühen Jahren sein Vater geraten. Das war wegweisend. Kugler studierte in Pforzheim "Visuelle Kommunikation". und an der University of Georgia/Athens "Drawing on Location".

"St. Pauli Wider den Strich" hieß 1997 die Diplomarbeit. Große Hoffnungen auf Erfolg wurden auf der Frankfurter Buchmesse abrupt gedämpft, denn das Interesse an seinen Arbeiten war gering. So entschloss sich der Illustrator, Deutschland nochmals den Rücken zu kehren und in New York an der School of Visual Arts den Studiengang "llustration as Visual Essays" zu belegen. Erste bezahlte Illustrationsaufträge vom New York Magazin führten ihn bis hin zur Times. Nach zwei Jahren stand nochmals ein Neustart an. London wurde neuer Wohnsitz, und mit Veröffentlichungen im The Guardian sollte diese Entscheidung auch belohnt werden. Eine spontane Zeichentechnik in knappster Linienführung ist Kuglers Markenzeichen geworden. Die Kuglerschen Arbeiten erschienen unter anderem im Guardian, der Süddeutschen Zeitung, der New York Times und dem New Yorker.

Der Künstler freut sich nun über eine weitere Auszeichnung. Die Association of Illustrators in London gab erst vor wenigen Tagen die Gewinner des erstmals vergebenen World Illustration Awards bekannt, die gemeinsam mit dem amerikanischen Directory of Illustration ins Leben gerufen wurden. In der Kategorie "Editorial" gewann der gebürtige Stuttgarter mit einer Reportage über syrische Flüchtlinge in einem Camp im kurdischen Teil des Iraks. In seinen Arbeiten verbindet der Zeichner Text- und Bildelemente zu erzählerischen Einheiten.

Im Mittelpunkt der comicähnlichen Arbeiten stehen zumeist Menschen, die Kugler eine Weile in ihrem Alltag begleitet: ein iranischer Fernfahrer, der von Teheran bis zum Persischen Golf unterwegs ist, ein Elefantendoktor in Laos, ein erfolgreicher Hip-Hop-Produzent im Büro eines New Yorker Wolkenkratzers, ein obdachloser Puertoricaner auf einem Schrottplatz in Spanish Harlem, ein Fischer am Strand in Ghana oder der ehemalige englische Premierminister Tony Blair auf einer Pressekonferenz in London.

Eines von Kuglers jüngsten Projekten war die Reise auf die griechische Insel Kos. "Die Ärzte ohne Grenzen haben mich eingeladen, Flüchtlinge zu zeichnen, die mit dem Schlauchboot von der türkischen Küste gekommen sind. Die Menschen sind in einem heruntergekommenen, verlassenen Hotel untergebracht. Das Hotel ist total überbelegt. Den griechischen Behörden vor Ort fehlen die Mittel und der Wille, sich anständig um die Flüchtlinge zu kümmern", erzählte der Zeichner unlängst in einem Interview.

Anfangs seien ihm Geschichten und Inhalte gar nicht so wichtig gewesen, "ich wollte eigentlich immer nur gute, interessante Zeichnungen machen", so Kugler. Das habe sich in den vergangenen Jahren geändert. Der Illustrator weist zwar jegliche erzählerische Begabung von sich, seine Werke haben aber stets eine klare, starke Aussage. Das sah auch die Association of Illustrators in London so und honorierte Kuglers Schaffen mit einem weiteren bedeutenden Preis.