Im Kurs "15 Minuten fürs Überleben" wird an Übungspuppen gezeigt, wie man als Ersthelfer bei einem Herzstillstand richtig vorgeht. Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder-Bote

Reanimation: Kurs "15 Minuten fürs Überleben" nimmt Unsicherheit und Ängste

Ein Herz hört auf zu schlagen – was tun? Mit dieser Frage befassten sich 28 Teilnehmer des Laien-Reanimationskurses der Kampagne "15 Minuten fürs Überleben" im Simmozheimer Rathaus.

Simmozheim. Neben Denkanstößen, um sich überhaupt mit diesem schwierigen Thema auseinanderzusetzen, bekamen die Teilnehmer den theoretischen Hintergrund vermittelt, um die Ängste sowie Vorbehalte abzubauen, die viele von der Laien-Reanimation abhalten. Dieses Wissen wurde dann gleich an den vorhandenen Simulationspuppen in die Tat umgesetzt und eifrig geübt.

Offene Türen eingerannt

Joachim Böttinger, der selbst als Notfallsanitäter bei der DRF Luftrettung, Station Leonberg (Christoph 41) arbeitet, vermittelte das notwendige Wissen, um tätig werden zu können. Möglich wurde dieser Kurs durch die Initiative des Teams von "15 Minuten fürs Überleben", das mit seinem Anliegen, möglichst viele Menschen in Laien-Frühreanimation auszubilden, bei Bürgermeister Hartmut Mayer auf offene Ohren gestoßen ist. Kurzerhand stellte er die Räume im Rathaus zur Verfügung.

Viele negative Erfahrungen

"15 Minuten fürs Überleben", ist eine Kampagne, die aus vielen negativen Erfahrungen entstanden ist. "Mitunter kann es sehr frustrierend sein, wenn man als professioneller Notfallretter am Einsatzort sieht, dass viel Zeit und damit auch die Überlebenschance des Patienten durch Nichtstun verschenkt wurde", sagt Böttinger. Momente wie diese haben ihn und den Notarzt Peter Cartes sowie weitere Gleichgesinnte zusammengeführt.

"15 Minuten fürs Überleben" erklärt, warum es wichtig ist, bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand so schnell wie möglich mit Wiederbelebungsmaßnahmen zu beginnen. "Unsicherheit und Angst, etwas falsch zu machen, verringern die Initiative von medizinischen Laien in Notfallsituationen. Es ist wichtig, sich mit diesem unbequemen Thema auseinandersetzen. Es kann jeden von uns jederzeit treffen", so Böttinger. Die Überlebenschance eines Menschen mit Herzstillstand würden ohne Hilfe um zehn Prozent pro Minute sinken. 70 Prozent der Herzstillstände würden in der Familie oder im engen Freundeskreis stattfinden.

Für den Notfall gewappnet

Die beiden Profis und ihr Team informieren, beraten und schulen nach den neuesten Leitlinien des German Resuscitation Council (Deutscher Rat für Wiederbelebung) und geben dabei das beruhigende Gefühl, für den Notfall gewappnet zu sein.

"Wir brauchen 15 Minuten, um medizinische Laien auf die 15 Minuten vorzubereiten, die die Rettungsdienste laut Gesetzesvorgabe maximal brauchen dürfen, um zum Einsatzort zu gelangen", sagt Böttinger.

Mit ihrer Kampagne treten Böttinger und Cartes nicht in Konkurrenz mit den großen Hilfsorganisationen. Vielmehr schließt dieses Konzept eine vorhandene Ausbildungslücke und sorgt in zweiter Linie für einen merkbaren Zustrom zu den Erste-Hilfe-Kursen. "Einmal im Jahr die Wiederbelebung üben hilft, im Notfall richtig zu handeln. Und wer Interesse an mehr hat, der kann über den großen Erste-Hilfe-Kurs hinaus sein Wissen vertiefen", erklärt Cartes.

Schlechte Quote

Deutschland belegt im europäischen Vergleich der Laien-Reanimation einen der letzten Plätze. Nur circa 15 Prozent aller Herz-Kreislaufstillstände werden hierzulande von Ersthelfern vor Eintreffen der Profis versorgt. In den Niederlanden sind es dagegen mehr als 70 Prozent.

Weitere Informationen: www.15-min-fuers-ueberleben.de