Bernhard Straile erforschte das Leben des fast vergessenen Althengstetter Bürgermeisters Max Winkler. Foto: Bausch Foto: Schwarzwälder-Bote

Heimatgeschichte: Fast vergessenen Schultes gewürdigt

Der geschichtlich interessierte Sonderschulpädagoge und heutige Regierungsschuldirektor Bernhard Straile blieb im Herbst 2014 bei einer Führung durch die Gedenkstätte KZ Oberer Kuhberg in Ulm am Eintrag "Max Winkler in Althengstett" hängen.

Althengstett. "Dieser Name sagte mir zunächst überhaupt nichts. Über meine Mutter und das Heimatgeschichtsbuch von Gertrud Flik konnte ich dann mehr erfahren", sagt Straile.

Dokumentation umfasst 44 Seiten

Nur noch ganz wenige Althengstetter können sich an den Namen Max Winkler erinnern, der unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg einige Jahre in der Gäugemeinde gelebt hat. "Flik konnte herausfinden, dass Max Winkler der erste Bürgermeister der Gemeinde Althengstett nach dem Zweiten Weltkrieg war", erzählt der Hobbyforscher. Jetzt war sein tieferes Interesse geweckt, und er machte sich in einer zweijährigen Arbeit daran, mehr über Winkler zu erfahren und das Ergebnis seiner umfangreichen Forschungen schriftlich festzuhalten. So entstand eine gründlich erarbeitete, 44 Seiten umfassende Dokumentation.

Gemeinde will Broschüre herausgeben

"Das Ergebnis ist ein Fragment, weil ich vieles noch nicht herausfinden und recherchieren konnte und somit manches offen oder widersprüchlich bleibt", so der ambitionierte Hobbyhistoriker. Er freut sich, dass die Gemeinde Althengstett die Ergebnisse seiner Recherchen jetzt in Form einer Broschüre veröffentlichen möchte.

Winkler hatte eine überaus spannende Lebensgeschichte. Er wurde im Jahr 1900 in Dresden geboren und wuchs auch dort auf. Nach der Schulzeit absolvierte er eine Lehre zum Maschinen- und Werkzeugtechniker. Nach der Rückkehr aus dem Ersten Weltkrieg folgte die Ausbildung zum Bautechniker.

Ein zehnjähriger Einsatz beim Bau verschiedener Großprojekte führte den jungen Mann hinaus in die weite Welt. Winkler arbeitete unter anderem beim Bau der Sibirischen Eisenbahn, des Staudamms von Assuan sowie bei Brücken- und Eisenbahnbauten in Argentinien, Brasilien und Indonesien mit.

Von 1931 bis 1933 arbeitete der Techniker bei der Stadt Stuttgart , wo er jedoch zu Beginn der Nazi-Herrschaft als "politisch untragbar" entlassen wurde. Der engagierte Mann war nämlich schon seit seiner Jugendzeit politisch aktiv. 1913 trat er der sozialdemokratischen Arbeiterjugend bei, die als einzige politische Gruppierung damals den Kampf gegen den Faschismus führte. "Wie die anderen Funktionäre dieser Partei wurde Max Winkler am 11. März 1933 verhaftet und nach Anklageerhebung im Konzentrationslager in Schutzhaft genommen", berichtet Straile über seine Recherchen. Dort verbrachte Winkler eineinhalb Jahre zum Zweck der "Umerziehung". Nach seiner Entlassung wurde er unter ständige Polizeiaufsicht gestellt. Kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs kam er dann zur Wehrmacht.

Nach dem Krieg gehörte Althengstett wie der gesamte Landkreis Calw zur französisch besetzten Zone. Die Militärregierung setzte Winkler am 6. November 1945 als kommissarischen Bürgermeister ein. Für die Gemeinde war es von Vorteil, das er Französisch sprechen konnte, was den Umgang mit der französischen Militärregierung erleichterte.

Winkler konnte der Kommune manche Erleichterung verschaffen. In der schwierigen Nachkriegszeit hatte es ein Bürgermeister nämlich nicht gerade leicht. "Fast täglich erschienen Beauftragte der hiesigen Truppenteile und verlangten die Zuteilung von Lebensmitteln aller Art", schildert Straile.

Im September 1946 wurde Winkler dann offiziell zum Bürgermeister gewählt. Bei der Wahl im Dezember 1948 unterlag er dann jedoch seinem Mitkonkurrenten Karl Röttinger. Winkler starb am 9. Juni 1951 in Stuttgart-Zuffenhausen.