Das Präventionstheater "Zartbitter" in der Geißberghalle Simmozheim: Silvio und Billa wehren sich gegen Cybermobbing und fiese Mitschüler. Foto: Selter-Gehring Foto: Schwarzwälder-Bote

Präventionstheater: Für Opfer ist Gewalt im Netz extrem belastend / 600 Zuschauer

Von Annette Selter-Gehring

Simmozheim. Das Präventionstheater "Zartbitter" aus Köln konfrontierte mit dem Stück "Click it" Schüler der sechsten bis achten Klassen der Schulen aus Calw und Althengstett mit den Themen Cybermobbing sowie sexuelle Gewalt im Netz. In zwei Aufführungen verfolgten rund 600 Jugendliche die Geschichte von Silvio und Billa, die im Chat gemobbt sowie mit sexueller Anmache, Horror- und Ekelvideos konfrontiert werden.

Oft als Scherz abgetan

Welche Gefahren von Cybermobbing und sexueller Gewalt im Internet ausgehen, wird häufig nicht nur von Jugendlichen bagatellisiert und als Scherz oder mit der Äußerung "war doch nur Spaß" abgetan. Für die Opfer ist diese Form von Gewalt extrem belastend. Das Stück "Click it" des Präventionstheaters "Zartbitter" aus Köln thematisierte die Problematik, "ohne Angst zu machen und zeigte Handlungsalternativen auf", so Teamleiter Georg Pfeiffer vom Jugendamt des Landratsamtes. In der Geißberghalle in Simmozheim gastierte das Präventionstheater auf Initiative sowie mit finanzieller und tatkräftiger Unterstützung des Teams des Kindersachenmarkts Simmozheim in Kooperation mit der Beratungsstelle bei sexualisierter Gewalt und Übergriffen an Kindern und Jugendlichen "Onyx" des Landratsamtes Calw.

"Wenn es Probleme gibt, sprechen die Kinder meistens weder mit Eltern noch mit Lehrern darüber", so Nadja Derer vom Kindersachenmarkt. Das Theaterstück biete die Möglichkeit, die Themen anzusprechen, Jugendliche zu sensibilisieren und vielleicht den Impuls zu geben, sich im Ernstfall Hilfe zu suchen. Dabei zeigen Statistiken, dass es längst nicht nur erwachsene Täter sind, von denen die Gefahren ausgehen, sondern häufig Jugendliche selbst in Chatrooms, durch Äußerungen in sozialen Netzwerken wie Facebook oder SchülerVZ, mit diffamierenden Filmen auf Youtube oder das Posten von Nachrichten sowie Fotos zu Tätern werden. Nicht selten sind es gar persönlich bekannte Jugendliche oder Mitschüler.

"Click it" zeigte, wie aus einem blöden Zufall, Missverständnissen und dem unüberlegten Umgang mit persönlichen Daten und Fotos im Internet plötzlich massive Probleme entstehen können. Protagonisten des Stücks waren Silvio, der ständig am Handy und Computer hängt und sich in der bunten, spannenden Netzwelt verliert, sowie Billa, seine Mitschülerin, die für viele an der Schule zu den "Loosern" zählt und als Streberin gilt. Für ein Schulprojekt müssen sie zusammenarbeiten.

Weil Silvio vor seinem Cousin und Anführer der selbst ernannt coolsten Clique an der Schule angeben möchte, findet sich ein Video im Netz wieder, in dem es so aussieht, als ob sich Silvio über Billa lustig macht und über sie lästert. Es verbreitet sich in Windeseile, und schon ziehen alle im Netz über Billa her. Silvio versucht es rückgängig zu machen und gerät selbst ins Visier der Cybermobber.

Die Qualität des Stücks liegt nicht allein darin, das Thema anzusprechen. Für die Jugendlichen der Schulen aus Calw und Althengstett bot es in erster Linie die Möglichkeit, sich mit Silvio und Billa zu identifizieren. Ohne den erhobenen pädagogischen Zeigefinger, der bei Pubertierenden ohnehin auf wenig fruchtbaren Boden fällt, konnten sie sich auf die Seite von Silvio und Billa und gegen Cybermobbing, Horrorbilder und pornografische Darstellungen im Netz stellen. Silvio und Billa machten klar, dass es nicht witzig ist, im Netz zu lästern und wie verletzend ein scheinbar lustiges Foto sein kann. Die wichtigste Botschaft hielt "Click it" am Ende für die Zuschauer parat: Die Täter aus der Anonymität zu holen und sich Hilfe bei echten Freunden und Erwachsenen zu holen, ist in Ordnung.