Hans-Jörg Kalmbach bei seinem Festvortrag. Foto: Bausch Foto: Schwarzwälder-Bote

Kalmbach: Nachwuchs in der Schule abholen / Launige historische Betrachtung

Simmozheim (ina). Der Calwer Musikpädagoge Hans-Jörg Kalmbach ging in seinem Festvortrag zum 150-jährigen Bestehen des Liederkranzes Simmozheim launig auf die historische Situation zur Zeit der Vereinsgründung ein. Der Schweizer Hans Georg Nägeli und die Deutschen Friedrich Silcher und Carl Friedrich Zelter gründeten in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zahlreiche Vereine und beflügelten den Chorgesang.

"Liedertafeln und Liederkränze schossen aus dem Boden. Die Kultur spielte sich nicht nur noch an den Adelshöfen ab", resümierte der Gründer der Aurelius Sängerknaben. Nach der Vereinschronik des Simmozheimer Gesangvereins sollte damals "der Volks- und Kirchengesang" angehoben werden. Neben Geselligkeit und Freizeitgestaltung sei die Volksbildung ein Anliegen der Vereinsgründer gewesen.

Mit Zitaten aus Sebastian Blaus Gedicht "D’r Gsangverei" sorgte Kalmbach immer wieder für Heiterkeit bei den Zuhörern. Die Zugehörigkeit zu einem Männerchor sei bis in das 20. Jahrhundert hinein eine gesellschaftliche Anerkennung gewesen, "die man oft sogar durch eine Aufnahmeprüfung erringen musste", so Kalmbach.

Der Gastredner ging in seinem Vortrag auf den allenthalben zu beobachtenden Rückgang der aktiven Sängerinnen und Sänger ein. So musste vor drei Jahren in Simmozheim der Kinder- und Jugendchor "The Violets" wegen mangelnder Beteiligung aufgegeben werden.

Kalmbach stellte die Frage, wie künftig noch besser für den Chorgesang geworben werden könne. "Die Zukunft der Chöre liegt in der Jugend und Jugendlichkeit der Chormitglieder", so der Musikpädagoge. Schlüsselworte seien Kooperation und Netzwerk. "In der Zeit der schulischen Belastung und eines ausufernden Freizeitangebots kann man kommende Sängergenerationen nur in den Schulen abholen", lautete sein Credo.

Kalmbach skizzierte einige "Zukunftsvisionen". Dazu gehören für ihn das Singen im Kindergarten, Singklassen in Grundschulen, Schulchöre und vor allem Kooperation zwischen Schulen und Vereinen. Chorleiter, die sowohl in den Gesangvereinen als auch in der Schule tätig sind, würden am besten "die Durchlässigkeit der Systeme garantieren".