Der Mann am Mischpult entscheidet darüber, ob ein Künstler bei einem Live-Konzert gut klingt oder nicht. Bernd Soulier aus Simmozheim gilt als einer der Besten seines Fachs. Foto: Kunert Foto: Schwarzwälder-Bote

Simmozheimer Bernd Soulier verwirklicht Traum vom eigenen Club

Von Axel H. Kunert

Simmozheim. Es gibt Menschen, die wirken auf den ersten Blick schwierig, eigenbrötlerisch. Bernd Soulier aus Simmozheim ist sicher solch ein Mensch. Aber der zweite Blick lohnt – das wissen nicht nur seine engsten Freunde.

Denn was den Simmozheimer zu solch einer eigenwilligen Persönlichkeit macht, ist seine "Sucht" nach dem perfekten Sound. Seine komplett kompromisslose Arbeit als Tontechniker. Mehr als drei Jahrzehnte tourte der heute 55-Jährige mit den großen Namen der deutschen Live-Musik-Szene durch die Lande; war der Mann am Mischpult, der dafür sorgte, dass "die da vorne auf der Bühne", auf die sich alle Blicke richteten, auch wirklich toll klangen für ihr Publikum. Helene Fischer, Fools Garden, Andy Borg, die Wildecker Herzbuben – die Liste der Künstler, die bei Live-Auftritten ihre Stimme und ihre Musik Bernd Soulier anvertrauten, ist schier endlos. "Ich kenn sie alle. Nicht nur backstage. Auch aus dem Hotel, aus den privaten Momenten einer solchen Tour."

Wie wichtig der Mann am Mischpult für einen Musiker ist, erläutert Vitek Spacek von der Modern School of Music aus Calw – einer jener engsten Freunde, die wissen, was sie an Soulier haben: "Wenn du da oben auf der Bühne stehst, entscheidet allein das, was aus den Boxen rauskommt, ob dich das Publikum an diesem Abend liebt oder nicht." Toller Sound bedeutet tolle Stimmung. Der Tontechniker – das sei eigentlich immer der wichtigste Mann bei einem Konzert. Sein Können und seine Erfahrung entscheiden, ob ein Konzert richtig gut wird. "Oder eben die totale Katastrophe."

Spacek und Soulier – die beiden kennen sich von klein auf, sind zusammen in Simmozheim aufgewachsen. "Mit 13 rockten wir zusammen unsere Gitarren im Kinderzimmer und brachten uns gegenseitig die Riffs bei." Das erste Equipment wurde gekauft, das auch mal kaputtging. "Wir hatten schnell raus, dass Bernd die Verstärker reparieren konnte." So fing alles an. Vitek blieb bei der Gitarre, machte seinen Weg als Musiker. Bernd kümmerte sich lieber um die Technik. Und wurde zum absoluten Meister seines Fachs: Verstärker und Boxen – da war ihm nie gut genug, was es auf dem Markt von der Stange gab. Er baute "sein Zeugs" schließlich selber, perfektionierte seine Technik für Live-Konzerte immer mehr. Und wurde so zum Guru für den perfekten Sound.

In der Werkstattherrscht stets kreatives Chaos eines Genies

Wer mit Soulier durch die weiten Hallen und Räume seiner Firma "Public Audio" im Simmozheimer Gewerbegebiet geht, ahnt schnell, dass dieser Mann ein Besessener ist. Vielleicht auch ein Wahnsinniger. Überall technische Bauteile, Werkstatt-Equipment. Das kreative Chaos eines Genies.

Aber wenn Soulier über die "ideale Verbindung von Röhren- und Kondensatortechnik" für Verstärker doziert und zeigt, dass er allein die letzten Weltbestände einer dieser "großartigen Röhren" aufgekauft hat, weil nur durch sie ein Tonsignal perfekt moduliert und verstärkt hindurch fließen kann – dann ahnt man, aus welchem tiefen Wissen dieser Mann seine Leidenschaft schöpft. Und möchte niederknien, wenn man mit eigenen Ohren hört, was er mit seiner Technik für einen Sound aus seinen Boxen zaubert. Das Ergebnis ist für den, der es hören und verstehen kann, was da passiert, überirdisch.

Gleichwohl – 30 Jahre Live-Tour-Stress haben diesen Mann auch kaputt gemacht. "Der Rücken ist hin", sagt Soulier. Eine Tour – das bedeutet 20 Stunden am Tag echten körperlichen Stress. "Boxen wuchten, kein Schlaf." Immer 30 Tage am Stück, ohne Pause. Er wusste, dass er irgendwann den Preis dafür würde zahlen müssen. Für dieses Aufreiben in den Konzertsälen der Republik.

Jetzt ist er der Rock-Rentner. Der Sound-Pensionär – mit einer Idee, die im riesigen Keller seines Firmengebäudes langsam heranreifte: "Ein Live-Club, in dem ich akustisch alles auf die Spitze treibe, was ich in meinem Leben über den perfekten Sound gelernt habe." Und in den er all jene Größen des Konzert-Business locken wolle, die er all die Jahre unterwegs hat gut klingen lassen.

"U 754" – Im Mönchgraben 13 – wird der Club heißen, nach einer Zahl auf der massiven Eingangstür, die Soulier in einem stillgelegten Bundeswehrdepot abstauben konnte. Wer durch diese Tür tritt, betritt eine Kathedrale des perfekten Sounds: Absolut symmetrisch ist der Raum gestaltet, damit die Ton-Wellen ebenfalls absolut symmetrisch durch den Saal fluten können. Wo möglich, wird der Ton auf weiche, natürliche Materialien treffen – damit der Klang weich und warm zurückgeworfen wird. Dazu die Technik von Soulier. "Jeder Musiker, der Ahnung davon hat, wird wissen, wie geil er in diesem Club für sein Publikum klingen wird", sagt Vitek Spacek. Er bekommt glänzende Augen bei der Vorstellung, wer hier einmal alles spielen wird.

Er und ein ganzer Freundeskreis, zu dem auch Souliers Cousin und Volksmusiker Rainer Walluch gehört, unterstützen den Sound-Fanatiker bei der Umsetzung dieser Vision. Ein Verein wird gerade gegründet, der den Live-Club einmal offiziell als Non-profit-Einrichtung betreiben wird. Und der mit der Location auch dem Nachwuchs etwa aus der Modern School of Music einen Ort für erste Bühnen-Erfahrung geben soll. Das Grand Opening soll vielleicht zu Weihnachten stattfinden. Aber bereits davor wird es einzelne Konzerte geben, wie am Donnerstag, 27. August, wenn hier ab 21 Uhr Sir Waldo Weathers (Soul-Legende aus der James Brown Band) spielen wird.