Die zweite Amtszeit des jetzigen Simmozheimer Bürgermeisters hätte eigentlich bis Juli 2018 gedauert. Nun muss in der Gäugemeinde noch dieses Jahr ein Nachfolger für Hartmut Mayer gewählt werden. Foto: Archiv

Rücktritt: Hartmut Mayer hat noch keine Pläne für seine berufliche Zukunft geschmiedet. Das dicke Fell wurde immer dünner.

Simmozheim - Pro Woche bis zu 70 Arbeitsstunden, wenig Zeit für die Familie und kaum ein freies Wochenende: Die Belastung für Bürgermeister ist groß, eine Auszeit nur selten drin. Genau diese nimmt sich Hartmut Mayer mit einem radikalen Schnitt und tritt Ende September zurück.

Arbeit bedeutet für einen Rathauschef nicht nur die Verwaltungstätigkeit im Rathaus sowie die Vorbereitung der Gemeinderatssitzungen, die Ämter in Zweckverbänden, sondern auch, zu repräsentieren: Besuche bei Vereinsversammlungen, Fassanstiche bei Dorffesten, Gratulationen bei Jubilaren. Durchsetzungsvermögen, Ausdauer, Fleiß, jederzeit ein offenes Ohr und Menschlichkeit in der Amtsführung werden erwartet. In kleineren Gemeinden ist es schwieriger als in großen Kommunen, Abstand zu nehmen und Kraft zu tanken. Kommt auf einen Ort wie Simmozheim noch eine Mammutaufgabe wie die Flüchtlingsunterbringung zu, gelangen Verwaltungschef und Rathausmitarbeiter schnell an die Grenze der Belastbarkeit.

"Wir sind am Rödeln"

Außer den Pflichtaufgaben bleibt kaum Raum und Zeit, neue Ideen zu skizzieren und sich um die Weiterentwicklung der Gemeinde zu kümmern. "Was die Flüchtlingsunterbringung angeht, sind wir am Rödeln. Dem Landkreis geht es da aber nicht besser", sagte der Simmozheimer Rathauschef im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Mit dem Thema würden sich die Gemeinden allein gelassen fühlen, während es in der großen Politik heiße: "Wir schaffen das".

"Ich bin kein Einzelfall"

Mayer selbst hat, wie berichtet, gemerkt, dass es für in so nicht weitergehen kann. Schon seit Längerem habe er gespürt, dass er nicht mehr die Kraft und Nervenstärke habe, um sein Amt so auszuüben, wie er es sich vorstelle und wie die Bevölkerung es von ihm erwarten dürfe, hatte er bei seiner letzten Silvesteransprache gesagt (wir berichteten). "Ich bin da kein Einzelfall", äußerte sich der Rathauschef. Ein dickes Fell brauche man als Bürgermeister: "Das hat man oder nicht. Meines ist immer dünner geworden", äußerte sich Mayer gestern gegenüber unserer Zeitung. Nach reiflicher Überlegung habe er den Antrag auf Entlassung beim Landrat gestellt und Helmut Riegger in einem persönlichen Gespräch seine Beweggründe geschildert. Seine Entlassungsurkunde werde er voraussichtlich im März erhalten. Inzwischen haben sich einige Amtskollegen aus umliegenden Gemeinden bei Mayer gemeldet. Sie bedauerten dessen Schritt, bezeichneten ihn aber als durchaus nachvollziehbar.

Er wisse, so Mayer, dass er mit seiner Entscheidung niemandem einen Gefallen tue. Wichtig sei es ihm gewesen, nicht Hals über Kopf aufzuhören. Deshalb bleibe er bis Ende September im Amt und "werde bis dahin nicht Däumchen drehen". Pläne für seine berufliche Zukunft hat der 56-Jährige noch nicht. Auf alle Fälle wird er weiter mit seiner Familie in Simmozheim wohnen und ist genauso wie viele andere im Ort jetzt schon gespannt, wer künftig im Rathaus auf dem Chefsessel sitzt.