An drei Vormittagen in der Woche und zwei Mal nachmittags leiten Ehrenamtliche in Simmozheim den Sprachunterricht für Flüchtlinge. Foto: Archiv

Zehn Mitglieder greifen Flüchtlingen unter Arme. Helfer müssen sich emotional abgrenzen. Fortschritte geben Team Auftrieb.

Simmozheim - Beachtliches leistet seit Monaten der Arbeitskreis (AK) Asyl in Simmozheim. Die rund zehn Mitglieder gehen dabei oft an ihre Grenzen und brauchen ein dickes Fell, wie Gemeinderat und AK-Sprecher Jörg Uwe Koske dem Gremium berichtete.

In Deutschland sind 42 Prozent der freiwilligen Flüchtlingshelfer in Initiativen, Projekten und selbstorganisierten Gruppen tätig, wie es in einem ersten Forschungsbericht des Berliner Instituts für empirische Integrations-und Migrationsforschung (BIM) heißt. Laut der Studie vom April 2015 sind 3,7 Prozent in Verbänden und 33,2 Prozent in bestehenden Vereinen organisiert. Die wichtigste Aufgabe sei die Unterstützung von Flüchtlingen bei Behördengängen. Annähernd die Hälfte der befragten Ehrenamtlichen gaben Behördengänge als eine Arbeitsart ihres Engagements an. Vergleichsweise wenige Befragte sind laut BIM in der medizinischen (11,4 Prozent) und psychologischen (10,9 Prozent) Betreuung engagiert. Da die Helfer für diese Aufgaben qualifiziert sein müssen, seien diese Angaben relativ gesehen hoch, heißt es im Bericht. Sie wiesen auf ein hohes Engagement von medizinisch und psychologisch geschulten Personen hin sowie eine relevante Nachfrage und Notwendigkeit professioneller Hilfe.

Das Thema Flüchtlinge hatte am Donnerstagabend nicht als eigener Punkt auf der Tagesordnung gestanden. Und dennoch wurde es zwei Mal gestreift, bevor Koske von den Erfahrungen der derzeit rund zehn Helfer erzählte. Für die Beschaffung von Wohnraum für Flüchtlinge werden im Etat 2016 Kosten von 650.000 Euro veranschlagt. Unter dem Punkt "Annahme von Spenden" gab Bürgermeister Hartmut Mayer bekannt, dass in kurzer Zeit von sieben Spendern 750 Euro auf das Konto eingezahlt wurden, das zur Unterstützung der Asylsuchenden in der Gäukommune eingerichtet worden war.

Den Schilderungen Koskes war zu entnehmen, dass die Simmozheimer nicht nur in finanzieller Hinsicht spendabel sind, sondern sich ein engagierter Helferkreis zusammengefunden hat. Dieser kümmert sich derzeit vorrangig um den Sprachunterricht für die 24 Flüchtlinge aus Eritrea, Togo, Algerien, Afghanistan und Georgien. "Wir geben am Montag-, Mittwoch- und Donnerstagvormittag Deutschunterricht, außerdem zwei Mal nachmittags", sagte er. Zudem würden die Flüchtlinge bei Behördengängen begleitet oder ihnen Hilfestellung beim Einkauf im Supermarkt gegeben.

Emotionale Abgrenzung

Die freiwilligen Helfer gehen zum Teil so sehr in ihrer Aufgabe auf, dass der AK-Sprecher befürchtet, sie könnten bald völlig ausgebrannt sein: "Wir gehen oft an unsere Grenzen." Flüchtlingshelfer müsse man sich emotional abgrenzen können und brauche in Krisensituationen eine gewisse Widerstandsfähigkeit. Im anhaltenden Flüchtlingsstrom sieht Koske "eine riesige Baustelle". Auch die Mitarbeiter in Rathäusern und im Landratsamt seien über die Maßen beansprucht.

Auftrieb geben dem Helferteam die großen Fortschritte, die einige der Asylbewerber beim Erlernen der deutschen Sprache in wenigen Monaten gemacht haben. Oder die Eigeninitiative eines Flüchtlings, der neulich ohne Unterstützung eines Dolmetschers ein Konto bei der örtlichen Bankfiliale beantragte. Eine echte Herausforderung wiederum ist die Betreuung der Analphabeten unter den Flüchtlingen.

Nur eigenes Konzept greift

"Alles, was wir machen, machen wir zum ersten Mal", sagte der Gemeinderat im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Erfahrungen von Flüchtlingshelfern aus anderen Gemeinden könne man nicht eins zu eins auf die eigene Arbeit übertragen, sondern müsse ein eigenes Konzept umsetzen. Dafür gehört für den Gemeinderat auch, die Flüchtlinge nicht nur zu unterstützen, sondern auch eine Gegenleistung einzufordern. So beteiligen sich Asylbewerber in Simmozheim beispielsweise an der gewünschten TV-Satellitenanlage mit 100 Euro.

Positiv überrascht ist Koske von so manchem Bewohner der Gäugemeinde, von dem er eher angenommen habe, dem Flüchtlingsthema kritisch gegenüber zu stehen. In Simmozheim könne man von einer echten Willkommenskultur sprechen. Die jeweiligen politischen Ansichten hätten mit der Arbeit vor Ort wenig zu tun. "Wenn man das alles sieht, muss man was tun", sind Koske und seine Mitstreiter überzeugt. Nicht alle Flüchtlinge, die in Simmozheim leben, nehmen nach den Erfahrungen der Ehrenamtlichen die Hilfe an oder sind im selben Maß integrationswillig. Doch von solchen Tiefschlägen lässt sich der Arbeitskreis nicht unterkriegen.

Für seine bisherige Arbeit erntete der AK Asyl ein dickes Lob von Verwaltung und Gemeinderat. In der letzten Sitzung des Jahres wurde aus der Mitte des Gremiums aber auch betont, dass sich nicht nur noch alles um Flüchtlinge drehen dürfe und es auch andere Hilfsbedürftige gebe.