Die vier Mimen spielten in rasantem Wechsel viele Rollen. Foto: M. Bernklau Foto: Schwarzwälder-Bote

Regionentheater: Vier Schauspieler bringen "Der Zauberspiegel" auf die Bühne

Von Martin Bernklau

Simmersfeld. So eine Kinderschar ruhig, ja mucksmäuschenstill zu bekommen, ist gewiss nicht leicht. Bei der Premiere des "Zauberspiegels" im Simmersfelder Festspielhaus gelang das schon vorab in der weißen Arena, wo die Schuhe ausgezogen wurden. Carl Morten Amundsen, der norwegische Autor, war extra aus Oslo angereist. Regisseur Andreas Jendrusch und er kennen sich.

So eine Troll-Hexe mit Singen oder Schlägen wach zu kriegen, der Flöte wegen, ist kein Kinderspiel. Wer es schon mal versucht hat, weiß das. Im Handumdrehen, mit ein bisschen tierisch rasselndem Troll-Sprech, mit viel liebevoller Maskerade und Kostümierung und pfiffigen Dingen wie der Angel waren die jungen Besucher (ab sechs Jahren) vollständig im Bann dieser märchenhaften Zauberwelt gefangen, mit dem bisschen Frösteln und Furcht, das vor dem beglückenden Ende dazugehört.

Da gibt es eine Prinzessin, die unglaublich geschwätzig und schlagfertig ist. Papa König hält das nicht mehr aus und lobt sein halbes Reich und das freche Töchterchen für den aus, der es schafft, dem hübschen Miststück Katarina das Mäulchen zu stopfen und es zum Schweigen zu bringen. Klar, beim Fehlversuch folgt eine ziemlich üble Strafe: die Ohren ansengen. Das gruselt auch die Kinder ein wenig.

Die drei Brüder Per, Pal und Espen versuchen das Unmögliche. Per scheitert, Pal drückt sich, aber der verträumt trottelige Espen, der mit Tieren und zuweilen sogar Trollen zu reden versteht, schafft es, dass es der Königstochter – ein bisschen wirkt sie manchmal wie die norwegische Schwester der schwedischen Pippi Langstrumpf – die Sprache verschlägt: mit seiner Sammlung absurder Fundstücke, von der Windel bis zum alten Schuh, dem Horn und seinem Spruch: "Jedes Ding hat seinen Sinn, so wahr ich Espen bin."

Dem König freilich wird bang bei diesem schrägen zerzausten Taugenichts, und er sattelt drauf. Man kennt den schäbigen Mächtigen-Trick auch hier aus vielen Märchen. Der Bewerber soll nun ins Reich der Trolle hinabsteigen und dem Obertroll den Zauberspiegel abluchsen, mit dem sich alle Dinge in ihr Gegenteil verwandeln können. Mist zu Gold etwa. Die Sprache – frisch übersetzt – ist eher mal drastisch klar und mit frechen Reimen verjuxt: Auch Trolle rülpsen, furzen und rappen sogar, schon ganz munter mittlerweile.

Diesen Espen hat Regisseur Andreas Jendrusch vor vielen Jahren mal selber gespielt und die Freude daran nicht vergessen. Das merkt man in jeder Minute. Mit vier Mimen in rasanten, aber nie hektisch wechselnden Rollen und mit diesen vielen traumhaften Einfällen ist "Der Zauberspiegel" ein ungewöhnlich aufwendiges Kinderstück: Marianne Lindt, Florian Klausmann, Ole Kujadt und Benjamin Wendel spielen sich gegenseitig förmlich hoch. Aber es lohnt, nicht nur für die hingerissenen Kinder.

Auch der Autor aus Oslo war begeistert. Ausgedacht hat er sich das Troll-Märchen schon vor fast 20 Jahren in der Erstfassung. Die nächsten Aufführungen sind schon ausverkauft und teils von Schulen gebucht. Am 10. Januar 2016 um 16 Uhr hat das Regionentheater aus dem Schwarzen Wald eine offene Zusatzvorstellung im Simmersfelder Festspielhaus auf den Spielplan genommen.