Benjamin Schatz (von links) , Stefan Bartus und Diego Pinera standen in dieser Dreier-Konstellation im Simmersfelder Festspielhaus zum ersten Mal gemeinsam auf der Bühne Foto: Kosowska-Németh Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: Benjamin-Schatz-Trio lockt Jazz-Kenner ins Simmersfelder Festspielhaus

Simmersfeld. Dieses Konzert stand zwar auf keinem Spielplan, dafür aber unter einem guten Stern. Eigentlich hatte die Ad-hoc-Idee, in der alten Heimat spontan aufzutreten, kaum eine Chance auf Verwirklichung. Und doch fuhr das Jazztrio mit dem Wahl-Wiener und gebürtigen Pfalzgrafenweiler Benjamin Schatz (Klavier), Stefan Bartus (Bass) und Diego Pinera (Schlagzeug) einen überwältigenden Erfolg im Simmersfelder Festspielhaus ein, wo halt (fast) alles möglich ist.

Das organisatorisch riskante Vorhaben entstand anlässlich eines künstlerischen Termins in Stuttgart. Auf Anfragen nach Auftrittsmöglichkeit stellte Festspielhaus-Impressario Roland Schweizer seine Bühne samt Flügel sofort zur Verfügung, flugs erschienen Konzert-Ankündigungen und der Altensteiger Musikschulleiter Moritz von Woellwarth lieh dem Trio den schuleigenen Kontrabass. Offen blieb die Frage, wie groß das Publikumsinteresse ausfällt.

Ein Blick in die Vergangenheit: Nachdem der ehemalige Schüler des Christophorus-Gymnasiums Benjamin Schatz (Jahrgang 1981) eine ausgesprochen solide pianistische Grundlage bei Peter Dorossieff in Altensteig erhielt, studierte er an der Musikhochschule Trossingen klassisches Klavier. Seine früh geweckte Liebe zum Jazz verschlug ihn aber bald nach Leipzig, Wien und schließlich in dieUSA oder nach Japan, wo er seine Leidenschaft in bester Gesellschaft auslebt und sich bereits an etwa 30 CD-Aufnahmen als Pianist, Komponist und Arrangeur beteiligte.

Das Publikum lässt die Musiker erst nach drei Zugaben ziehen

In Simmersfeld füllte sich der Saal mit Jazzkennern und Jazz-Besessenen, auch Schulfreunde und ehemalige Lehrer von Schatz hießen ihn und seine Mitstreiter willkommen. Trotz lokaler Sympathien bekamen die Musiker jedoch keinen Extrabonus, sie erspielten sich den tosenden Beifall und das Johlen ganz allein, redlich und nach allen Regeln der Kunst.

Wenn man bedenkt, dass Schatz, Bartus und Pinera zum ersten Mal in dieser Dreier-Konstellation auf der Bühne standen und mit eigener Musikalität, technischen Fertigkeiten und Jazzinstinkt einen originellen und facettenreichen Stil quasi aus dem Boden stampften, muss in jedem einzelnen Musiker ein künstlerisches Megapotenzial stecken, das einmal den steilen Weg zur internationalen Jazz-Elite ebnen könnte. Zumal der famose Drummer Pinera kürzlich die Nominierung für den Jazz-Echo-Preis als einer der besten Schlagzeuger Deutschlands erhielt, der Pianist Schatz sich als fabelhafter Komponist, Improvisator und Arrangeur erwies und und man sich wünschte, dass die Bass-Soli von Bartus nie enden.

Der Jazz des Trios war farbig und lebendig, persönlich und ausdruckstark. Ohne in kontemplative Tiefen zu versinken, scheute das Trio weder intime Poetik in Klavier-Prologen noch schreckte es vor der knalligen Schärfe der provokativen Polyrhythmik zurück, welche stellenweise schier aus den Fugen geriet. Selten koppelten sich die Soli völlig ab, die Kommunikation funktionierte einwandfrei, und ab und an streifte die Spielfreude des Trios die ekstatisch geladene Grenze des technisch-musikalisch Möglichen.

Bis auf Pineras "Princesa" spielte das Trio die Musik des Bandleaders Schatz. Während seine eigenen Kompositionen wie "Circle Song", "Little Dream of a Lonely Rabbit" oder "Untitled" eine gewisse, oft verspielte Zartheit der Melodik und harmonische Vielfalt durchwebten, zeugten die gut pointierten Abschlüsse vom Sinn für subtilen Humor. Auch in den Bearbeitungen von "Whisper Not", "Nardis" und traditionellen japanischen Stücken hinterließ Schatz seine stilistischen Fährten.

Die Publikumsbegeisterung schlug Wellen bereits vor der Pause, das Konzert endete erst nach drei Zugaben. "Erste Sahne", lautete der Kommentar des Gastgebers Schweizer.