Dem Lausbuben Tom (Max Dannecker) passt es überhaupt nicht, dass seine Tante Polly (Susanne Winkler) ihn zu Malerarbeiten verdonnert hat. Foto: Köncke Foto: Schwarzwälder-Bote

Gelungenes Debüt des Regionentheaters

Von Manfred Köncke Simmersfeld. Mit der Freilichtaufführung von "Die Abenteuer des Tom Sawyer" hat das neu gegründete Regionentheater am Donnerstagabend in Simmersfeld einen gelungenen Einstand gefeiert.Die Theaterlandschaft im Schwarzwald ist um eine Tourneebühne reicher. Seit zehn Jahren treibt Regisseur, Autor und Schauspieler Andreas Jendrusch aus Dresden die Idee eines eigenen Ensembles um. In Markus Schlüter aus Berlin fand er einen Gleichgesinnten. Nach den höchst erfolgreichen Aufführungen des Sommerstücks über Lebensstufen des Literaturnobelpreisträgers Hermann Hesse – eine Auftragsarbeit der Kulturwerkstatt Simmersfeld – beschlossen die beiden, Nägel mit Köpfen zu machen und holten die Altensteiger Schauspielerin und Theaterpädagogin Birgit Heintel ins Boot.

Die Rahmenbedingungen für einen erfolgreichen Start waren optimal. Auf der breiten Außenbühne des Festspielhauses mit weitem Blick ins Köllbachtal und der Möglichkeit, umliegende Wiesen und zwei Obstbäume in die Geschichte einzubeziehen, wurde sechs Wochen lang konzentriert gearbeitet und – als es tagelang regnete – im Innenraum ohne Unterbrechung weitergeprobt. Hinzu kamen freundschaftliche Bande der Regisseure Andreas Jendrusch, Markus Schlüter und Birgit Heintel zur Kulturwerkstatt, die bei der Inszenierung des selbst geschriebenen Bühnenstücks über Hesse geknüpft wurden.

Die Inszenierung lehnt sich an den weltberühmten Roman von Mark Twain an, setzt aber in der von Andreas Jendrusch auf eine Spieldauer von zwei Stunden gestrafften Bühnenfassung regionale Schwerpunkte. Statt der Mississippi-Dampfer fahren Floße auf den Schwarzwaldflüssen, und vom typischen Slang der amerikanischen Südstaaten ist in den Dialogen nichts mehr zu spüren. Den lokalhistorischen Hintergrund hat Roland Schweizer nach dem Studium des Reisetagebuchs von Mark Twain geliefert. Bekanntlich unternahm der amerikanische Schriftsteller auf seinen Fahrten durch Europa ausgedehnte Wanderungen im Schwarzwald und brachte seine Eindrücke und Erlebnisse zu Papier.

Spannende Abenteuer und die Verwirrungen der ersten Liebe wurden vom Regionentheater aus dem Schwarzen Wald so arrangiert, dass sich nicht nur Jugendliche angesprochen fühlen, sondern bei erwachsenen Zuschauern Erinnerungen wach werden an eigene Erlebnisse und Erfahrungen.

Max Dannecker spielte den listenreichen Waisenjungen und Schulschwänzer Tom mit überschäumendem Temperament, Florian Klausmann ging in der Rolle des Huckleberry Finn auf. Der Schauspieler aus Furtwangen führte außerdem als Erzähler durch die Handlung und gab mit Gitarre und Gesang den Ton an. Während beide Hauptdarsteller durchweg auf der Bühne präsent waren, schlüpften die anderen vier Schauspieler in mehrere Rollen. Markus Schlüter verkörperte den naiven, oft betrunkenen Landstreicher Muff Potter und überzeugte besonders als frömmlerischer Pfarrer. David Köhne zeichnete zwei Charaktere, die unterschiedlicher nicht sein können: den auf Recht und Gesetz bedachten Richter Thatcher – und genau das Gegenteil, den mörderischen Indianer Joe. Susanne Winkler nahm man die Rolle der gestrengen und gleichzeitig mütterlichen Tante Polly unbesehen ab, und Marianne Lindt verkörperte die liebreizende, keck und unschuldig dreinblickende Rebecca – genannt Becky.

Andreas Hartmann aus Stuttgart zeichnete nicht nur für die passenden Kostüme verantwortlich, als Bühnenbildner bastelte er ein Konstrukt, das sich mit wenigen Griffen in ein Floß, ein Gotteshaus und in eine Höhle verwandeln lässt. Mit der farbigen und tempogeladenen Inszenierung der Abenteuer des Tom Sawyer hat das Regionentheater einen perfekten Start hingelegt mit dem Ziel, künftig "den ganzen Schwarzwald" mit jährlich zwei oder drei Produktionen zu erfreuen. Nach der Premiere mit 140 Zuschauern finden auf der Freilichtbühne hinter dem Simmersfelder Festspielhaus am heutigen Samstag (20.30 Uhr) und am morgigen Sonntag (16 Uhr und nicht, wie auf der Homepage versehentlich angegeben, 20.30 Uhr) zwei weitere Vorstellungen statt, danach geht das professionelle Ensemble auf die Reise. Nächste Station ist Freiburg.