Familie Luther beim gemeinsamen Abendessen mit zwei Studenten. Foto: Köncke Foto: Schwarzwälder-Bote

MusicalPfarrer Alexander Schweizer verwirklicht dank vieler Mitwirkender einen lang gehegten Traum

670 Mitwirkende und Zuschauer: Bei der Aufführung des Musicals über den Reformator Luther durch den Kirchenchor Beuren/Etmannsweiler, die Albblickschule und eine Gruppe Schauspieler platzte die Johanneskirche aus allen Nähten.

Von Manfred Köncke

Simmersfeld. Pfarrer und Drehbuchschreiber Alexander Schweizer hatte einen lang gehegten Traum. Als er vor fünf Jahren die CD des Musikers, Theologen und Autors Heiko Bräuning in der Hand hielt, stellte sich der Seelsorger von 1280 evangelischen Christen vor, dieses Werk mit historischen Szenen und vielen Liedern eines Tages in seiner Kirche aufführen zu lassen.

Bei der jüngsten Chorleiterbesprechung wagte Schweizer einen Vorstoß und stieß bei Dirigentin Veronica Kluge aus Altensteig auf offene Ohren. Rektor Ulrich Schubert war ebenso angetan, und auch Matthias Mutschler, der die Hauptrolle spielte und sich schon bei früheren Stücken in der Johanneskirche in Szene zu setzen vermochte.

Fünf Wochen lang wurde geprobt – dann war es so weit: Die Familie Luther versammelt sich zum Abendessen: Doktor Luther, seine Frau Katharina von Bora (Hildegard Volz), die stotternde Mume Lene (Beate Seeger), zwei Studenten als Gäste (Jonas und Matthias Roller), vier aufgeweckte Kinder (Lotta Mutschler, Joshua Schweizer, Joel Mutschler und Silas Roller). Der Nachwuchs hat keinen Bock auf Schule und aufs Lernen. Der Vater erzählt ihnen, wie es bei ihm war, als er unter dem gestrengen Auge der Eltern büffeln und pauken musste, weil er später in Erfurt Philosophie und Jura studieren sollte. Das tat Luther auch, bis er nach einem Blitz-und-Donner-Erlebnis im Wald seinem Leben eine entscheidende Wendung gab, in ein Kloster eintrat, vom Abt (Kurt Seeger) willkommen geheißen wurde, künftig jeden Morgen um vier Uhr in der ungeheizten Zelle aufstehen musste und der Tagesablauf geprägt war von beten und arbeiten.

Heiko Bräuning hat die Vita und wichtige Stationen des 1493 geborenen und 1546 gestorbenen Predigers nachgezeichnet, die Begegnung mit dem Dominikanermönch Johann Tetzel (Jörg Pfeifle), der drei Gutgläubigen (Monika Gauß, Tim Mutschler, Barbara Brahm) versichert, sie könnten sich das Himmelreich erkaufen, das Verhör bei Kardinal Cajetan (Emil Theurer), die Schutzhaft durch den sächsischen Kurfürsten Friedrich dem Weisen (Ernst Ehnis).

Die Laiendarsteller überzeugten allesamt in Mimik und Gestik, geschmeidige und wandlungsfähige Stimmen, besonders Matthias Mutschler und der wortgewaltige Jörg Pfeifle als Ablassprediger.

Gefühlvoll begleitet wurden die Sänger und beiden Chöre von einer dreiköpfigen Musikgruppe, bestehend aus Martina Schubert (Clavinova), Carlos Kluge (Gitarre) und Ralf Kluge (Cajon). Damit auch die Zuschauer in den hinteren Bänken des Kirchenschiffs das Geschehen an der Stirnseite mitbekommen, wurde die Handlung mittels Beamer oberhalb des Altarraums geworfen und neben dem Torbogen ergänzt durch Standfotos von Orten und Gebäuden, in denen sich der Bibelübersetzer aufgehalten hat (Wartburg, Kloster, Universität).

Durch Headsets verstand man überall jedes Wort. Das Geläute von Kirchenglocken, der aufkommende Sturm mit Blitz und Donner im Wald, drei Trompeter beim Besuch des Kardinals (Jugendfeuerwehr Simmersfeld) und viele andere Tongeräusche vervollständigten den Gesamteindruck eines Musicals über Martin Luther, das noch lange im Gedächtnis haften bleiben dürfte.

Zum Schluss brandete lange anhaltender Beifall auf.