Das Asylcafé auf der Empore des Simmersfelder Kursaals ist jeden Donnerstagnachmittag geöffnet und ein Treffpunkt für Flüchtlinge und Einheimische. Foto: Köncke Foto: Schwarzwälder-Bote

Willkommenskultur: Auf der Empore des Kursaals treffen sich Flüchtlinge und Einheimische beim Kaffee

Von Manfred Köncke

Simmersfeld. Der Arbeitskreis Asyl in Simmersfeld erhält von der Kommune einen Pauschalbetrag über 1000 Euro für kleinere Beschaffungen und Auslagen. Der Antrag von Bürgermeister Jochen Stoll wurde in der jüngsten Gemeinderatssitzung einstimmig angenommen.

Zurzeit leben 25 Asylbewerber in Simmersfeld. Im früheren Pfarrhaus in der Otto-Kaltenbach-Straße wohnen zwei Familien aus Syrien und eine aus dem Irak. In ein Haus in der Altensteiger Straße sind männliche Einzelpersonen aus Gambia, Syrien, Afghanistan und Kamerun eingezogen. Das Landratsamt Calw hat die Zuweisung weiterer neun Flüchtlinge angekündigt.

Damit sich die Asylbewerber in der ungewohnten Umgebung zurechtfinden, hat sich im Dezember 2015 ein 25-köpfiger Arbeitskreis gebildet. Sie begleiten die neuen Bewohner zum Arzt oder bei Behördengängen, wenn der Nachwuchs in den Kindergarten oder die Grundschule angemeldet werden muss, bieten eine Hausaufgabenbetreuung an, vermitteln Angebote der Vereine (Fußball beim TSV Simmersfeld, Teilnahme in der CVJM-Sportgruppe).

Ganz wichtig ist dem Arbeitskreis, dass die Flüchtlinge möglichst schnell die deutsche Sprache lernen Darum kümmern sich Monika Gauss, Barbara Schweizer und Hildegard Finkbeiner dreimal in der Woche.

Jeden Donnerstag ist auf der Empore des Kursaals von 16 bis 19 Uhr das Asylcafé geöffnet. Das Angebot wird hauptsächlich von Flüchtlingsfrauen und ihren Kindern wahrgenommen. Meistens bringen sie selbst gebackenen Kuchen mit. Auf einer Landkarte kann man nachverfolgen, welche Länder sie auf der Flucht durchquert haben.

Weil die Verständigung im Café wegen fehlender Deutschkenntnisse schwierig ist, hat sich Martina Schaible aus Ebershardt als Vermittlerein eingeschaltet. Sie lebte mit ihrem Mann, der als Hausmeister einer Bibelschule angestellt war, fünf Jahre im palästinensischen Teil von Israel und hat in dieser Zeit Arabisch gelernt. So konnte sie übersetzen, was Quasem Noor und seine Familie aus einem Ort unweit der irakischen Stadt Mossul hautnah miterleben mussten, als die IS-Terroristen einrückten, 50 Einwohner erschossen und 150 gefangennahmen. "Uns blieb nur noch die Flucht", schilderte der 40-jährige gelernte Bauzeichner und Fliesenleger die dramatische Situation. Mit seiner Frau und den vier Kindern gelangte er in die Türkei und versuchte mit einem Boot nach Athen überzusetzen. "Wir mussten dem Schlepper 5000 Dollar bezahlen, damit er uns mitnimmt". Von der griechischen Hauptstadt ging es mit dem Bus und zu Fuß nach Serbien, Kroatien, Slowenien, Ungarn, Österreich. In Heidelberg stellte Noor einen Asylantrag. Jetzt sucht der Handwerker in Simmersfeld und Umgebung eine Arbeit. Personalberater Kai-Uwe Schmidt – mit ihm spielt Quasem in der Fußball-AH des TSV Simmersfeld – hilft ihm dabei.

Zum jüngsten Asylcafé hatten sich auch Bürgermeister Jochen Stoll sowie Isabell Mayer eingefunden. Die Rathausmitarbeiterin ist bei amtlichen Angelegenheiten erste Ansprechpartnerin der Flüchtlinge.