Der Musikverein Simmersfeld umrahmte den Festakt in der Albblickhalle. Fotos: Köncke Foto: Schwarzwälder-Bote

Ortsjubiläum: Mit einem Festakt eröffnet die Gemeinde Simmersfeld den Reigen der Veranstaltungen zum 900-jährigen Bestehen

Von Manfred Köncke

900 Jahre Simmersfeld: ein Grund zu feiern und Erinnerungen wach zu rufen. Zum Festakt hatten sich am Samstagabend mehr als 400 Gäste in der Albblickhalle eingefunden.

Simmersfeld. Den Auftakt des Jubiläumsjahres mit einer ganzen Reihe von Veranstaltungen markierte eine Mischung aus Ansprachen, volkstümlicher Musik, Kurzfilm mit Zeitzeugen und Vortrag über die wechselvolle Geschichte der 2000 Einwohner zählenden Gemeinde im Oberen Wald. Beim Sektempfang am Halleneingang wurde das Interesse auf eine Ausstellung mit mehr als 300 historischen Bildern über Menschen und Ereignisse in Simmersfeld geweckt. Nach einem Aufruf der Gemeindeverwaltung wurden sie entweder im Rathaus abgegeben oder von Uwe Klettke – der zusammen mit Kurt Rapp und Reiner Broschk die organisatorische Leitung übernommen hatte – in den Häusern abgeholt.

Die fünfköpfige Jagdhornbläsergruppe Simmersfeld (Simon Reichle, Josef Klausman, Waldfried Bier, Friedrich Dengler, Friedrich Rothfuß) eröffnete den Festabend mit dem "Fürstengruß" – und unterhielten die Besucher später mit der "Hubertusmesse" und der "Ehrenfanfare".

In einem von Berthold Brett aus Rohrdorf gedrehten Kurzfilm kamen Zeitzeugen aus Simmersfeld zu Wort. Lore Kübler, Eva Kalmbach, Hans Heerdt, Eugen Wurster, Richard Hanselmann und andere erinnerten sich im Gespräch daran, wie schwer früher die Arbeit in der Baumschule gewesen sei, an einen Polterabend der besonderen Art, dass der Zahnarzt den falschen Zahn gezogen hat und andere Schnurren. Zum Schluss sangen sie gemeinsam das Lied von der Mühle im Schwarzwälder Tal.

Der Musikverein Simmersfeld mit seinem neuen, ungarischen Dirigenten Andras Bori spielte zu Beginn das "Concerto Dynamico" und wandelte in weiteren Beiträgen auf den Spuren von Ernst Mosch und seinen Egerländer Musikanten.

Letztendlich kommt es auf die Menschen an

Bürgermeister Jochen Stoll wählte in seiner Ansprache den Vergleich mit der Musik. In der 900-jährigen Geschichte von Simmersfeld habe es viele Klangfarben, Rhythmen, laute und leise Töne gegeben. Wie in der Musik seien es letztlich Menschen, die aus Melodien ein stimmiges Potpourri bilden. Walter König, der aus gesundheitlichen Gründen der Festversammlung fern bleiben musste, hatte das Lied vom "Tannwaldecho" geschrieben – und so nennt sich auch die dreiköpfige Alphornbläsergruppe, die die Zuhörer mit mehreren Stücken begeisterte.

Für Landrat Helmut Riegger sind Jubiläen gute Gelegenheiten, an die Vergangenheit zu erinnern und den Blick nach vorne zu richten. Vom demografischen Wandel sei auch Simmersfeld nicht verschont geblieben. Mit der Folge, dass der Altersdurchschnitt der Bevölkerung auf derzeit 41 Jahre gestiegen sei. Aufgabe der Kommune müsse es sein, seniorengerechte Angebote zu unterbreiten, aber auch durch Bereitstellung von Bauplätzen junge Familien nach Simmersfeld zu locken, Firmen anzusiedeln und damit genügend Arbeitsplätze zur Verfügung zu stellen. Dass der Landkreis durch den Ausbau von Straßen – "wir geben dafür jährlich 14 Millionen Euro aus" – das Seine beiträgt, ließ er nicht unerwähnt, ebensowenig das Festspielhaus als "Leuchtturmprojekt".

Erste Erwähnung im Schenkungsbuch des Klosters Reichenbach

Als Jubiläumsgeschenk überreichte Riegger der Gemeinde eine Winterlinde. Moderator Uwe Klettke schaltete blitzschnell, als er die in der ersten Reihe sitzenden Ehrengäste Rolf Geisel (Geschäftsführer der Firma Boysen), Gerhard Feeß (Bürgermeister aus Altensteig) sowie die beiden Bundestagsabgeordneten Saskia Esken (SPD) und Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel (CDU) einlud, den Baum des Jahres 2016 gemeinsam einzupflanzen und ein allseitiges Nicken registrierte.

Historiker Dietmar Waidelich aus Fünfbronn nahm die Besucher auf eine geschichtliche Zeitreise mit, die ihren Anfang mit der ersten urkundlichen Erwähnung von Simmersfeld im Jahr 1116 nahm, als im Schenkungsbuch des damaligen Klosters Reichenbach im Murgtal eine entsprechende Eintragung getätigt wurde. In den Pausen der auf drei Teile angelegten Historie spielte zwischendurch das Brock-Terzett schwäbische Mundartmusik. Erika Steeb von der Trachtengruppe Simmersfeld ging den ganzen Abend durch die Reihen der Besucher und verkaufte bereits Karten für die nächste Jubiläumsveranstaltung: Am Samstag, 16. April, kommt der schwäbische Kabarettist Uli Keuler ins Simmersfelder Festspielhaus.