Das Action-Mond-und-Sterne-Camp wird von Jahr zu Jahr größer: Bei der Anmeldung herrschte regelrechtes Gedränge. Foto: Köncke

Musik, Theater und Diskussionen: Junge Kulturwerkstatt Simmersfeld freut sich über stetig steigende Nachfrage.

Simmersfeld - Theater auf der Waldbühne, Livemusik in der Punkbar, Workshops über menschenverachtende Ideologien im Zirkuszelt und Gespräche am Lagerfeuer: Zum sechsten Mal hat die Junge Kulturwerkstatt Simmersfeld am Wochenende ein Action-, Mond- und Sterne-Camp mit mehr als 600 Teilnehmern aus ganz Deutschland veranstaltet.

Die Wiesen rund um den Skilift glichen einer kleinen Zeltstadt. Jugendliche aus ganz Deutschland trafen am Donnerstagabend und verstärkt am Freitag ein, besonders viele aus Berlin, Reutlingen, Pforzheim sowie den Universitätsstädten Heidelberg, Freiburg, und Tübingen.

Nach dem freundlichen Empfang und einem Glas Eistee wurden sie zum Infopoint weitergeleitet. Dort meldete man sich offiziell an, erhielt praktische Hinweise – wo das Essen ausgegeben wird, die Vorträge stattfinden und wann das abendliche Kulturprogramm anfängt.

Eine Woche hatte das zehnköpfige Organisationsteam der Jungen Kulturwerkstatt nach Auskunft von Max Schweizer täglich zwölf bis 14 Stunden lang Hand angelegt, Veranstaltungs- und Verpflegungszelte wurden aufgebaut, das Kompostklo verankert, Stromleitungen und Lichterketten angebracht, der Eingang zur Waldbühne dekoriert und eine 1000 Meter lange Wasserleitung vom Köllbachaus zum Skilift gelegt.

Versorgt wurden die Teilnehmer dreimal täglich gegen eine Spende vom Küchenkollektiv "Maulwürfe" aus Freiburg mit regionalen und saisonalen – durchweg veganen – Speisen. Besonders beliebt waren das Sojasteak-Brötchen und der Gemüseburger.Zusammengesessen wurde – im Gegensatz zu früher diesmal ohne Regen und allzu niedrige Temperaturen – auf der grünen Wiese und am Lagerfeuer.

"Wir sind kein Festival, sondern ein Camp" – darauf legen die Mitglieder der Jungen Kulturwerkstatt Simmersfeld Wert. Und deshalb geht es nicht vorrangig ums Feiern, sondern um politische (Weiter)-Bildung. Angeboten wurden mehr als 25 Workshops zu unterschiedlichen Themen. Die – durchweg gut besuchten – Vorträge mit anschließender Diskussion befassten sich unter anderem mit dem "Imperialismus in der Ukraine", der extremen Rechten in Europa, dem Antisemitismus und "Was Deutschland von Europa will", außerdem mit der Frage "Was ist los in der Finanzkrise?" Die Referenten übernachteten nicht im Camp, sondern im Köllbachhaus und in angemieteten Ferienwohnungen.

Für Kinder wurde im Waldcafé ein eigenes Programm angeboten, sie konnten spannenden Geschichten lauschen, Kassetten anhören, basteln, malen und sich schminken lassen. Wer eine Gitarre mitgebracht hatte, durfte dort auch gerne handgestrickte Klänge himmelwärts schicken. In der Punkbar zelebrierten Bands in kleiner Besetzung Power-, Electro- Indie-, Folk- und Garagenpunkmusik.

In der mit Lichtinstallationen dekorierten Waldbühne gab es am Freitagabend die Konzertlesung "Niemandsland" der Gruppe Sound Espace aus Ulm. Gesprochen und vertont wurden Gedichte von Häftlingen aus Konzentrationslagern im Dritten Reich. Am Samstagabend führte das Kölner "Nö-Theater" das Stück "V wie Verfassungsschutz" auf, das sich kritisch mit dem deutschen Inlands-Geheimdienst auseinandersetzt.

"Unser Camp wird von Jahr zu Jahr größer", erinnern sich Max und Magdalena Schweizer an die Anfänge mit weniger als 100 Teilnehmern. Und deshalb wird – sind die beiden Mitorganisatoren überzeugt – auch im nächsten Jahr wieder das Jugendtreffen "Action, Mond & Sterne" in Simmersfeld stattfinden.