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Uli Keuler sorgt in Simmersfeld für ein ausverkauftes Festspielhaus

Von Manfred Köncke

Simmersfeld. Uli Keuler ist ein Phänomen. Als Requisite benötigt er lediglich einen Stuhl, auf dem er die meiste Zeit verbringt und nur hin und wieder die Arme ausfährt, wenn die Geschichte doch tatsächlich dramatische Züge annimmt. Und manche Szenen des schwäbischen Kabarett-Urgesteins kommen einem bekannt vor. Trotzdem sind seine Gastspiele in kürzester Zeit ausverkauft. Wie jetzt wieder im Festspielhaus.

Die anhaltende Zugkraft des 63-jährigen Kabarettisten, Satirikers und Autors mag an seinem unverwechselbaren Sprachwitz liegen, dass man sich in den erdachten Figuren mitunter wiederfindet und er alltägliche Ereignisse in einem schrägen Licht erscheinen lässt. Keuler ist seit 40 Jahren im Geschäft. Er baut sein Repertoire nur langsam um. Und manches ändert sich überhaupt nicht – wie "Goht en Ma durch da Wald..." bei dem mantraartig und im Schnellsprech immer der gleiche Witz wiederholt und jedesmal um einen Textbaustein erweitert wird. Auch in Simmersfeld lachte sich das Publikum kringelig.

Uli Keuler hat 1952 in Wendlingen am Neckar das Licht der Welt erblickt. In Tübingen studierte er Rhetorik, Germanistik und empirische Kulturwissenschaft. Nach ersten Bühnenerfahrungen als Zauberkünstler tritt er seit 1973 überwiegend in Baden-Württemberg auf.

Mal scharfzüngig, mal schlitzohrig

Wenn für sieben Erwachsene und neun Kinder unbedingt der Spartarif der Deutschen Bahn gelten soll – kann man dann auch eine Schwangere als Fahrgast gelten lassen? Und wenn in der Küche der Zukunft der Herd das Wasser unbedingt weiterkochen will? Ob es am gebrauchten Schwarzweißfernseher aus den 50er-Jahren liegt, dass Prinz Charles von England so große Ohren hat? Stimmt es, dass man einen Chef an seiner Badehosengröße erkennt? Und wenn man sich in einer Meditationsstunde fragt: Was macht die Hand am Arm?

Keuler hat in Simmersfeld das zelebriert, was er seit 40 Jahren macht: Mal scharfzüngig, mal schlitzohrig, mal heiter-ironisch mit Worten spielen, stets "gscheid drauf los schwätza" und sein Publikum selbst bei Kalauern noch bespaßen, wenn die Oma für den Enkel vier paar Socken gestrickt hat, solange sie in der Warteschleife der Telekom hängt und dass ihm schwarz vor den Augen wird, wenn er die Nachttischlampe ausknipst.

Um eine Zugabe kam der 63-Jährige auch in Simmersfeld nicht herum – die literarische Vorlage "Der alte Mann und das Meer" von Ernest Hemingway verwandelte er in "Der alte Mann und die Bügelwäsche" mit ebenfalls dramatischen Momenten, als das Hemd die Witterung aufgenommen hatte.

Und – da half nach heftigem und rhythmischen Klatschen alles nichts – zu guter Letzt der Brüller "Goht en Mo durch da Wald".