Der Abzug der Bundeswehr im Sommer 2014 hat den Sigmaringern weh getan. Nun kehrt neues Leben in die Kaserne ein. Foto: Eyrich

Auf Kasernengelände soll eine BEA - eine Aufnahmestelle auf Zeit - eingerichtet werden. Entscheidung fällt am Donnerstag.

Sigmaringen - Nach der Meßstetter Zollernalb-Kaserne wird auch die Graf-Stauffenberg-Kaserne zur Heimat auf Zeit für Flüchtlinge – das zumindest zeichnet sich ab. Am Donnerstag soll die Entscheidung im baden-württembergischen Integrationsministerium fallen.

Als Außenstelle der Landeserstaufnahmestelle für Flüchtlinge in Meßstetten soll die Unterkunft für zunächst 350 Asylbewerber in der Graf-Stauffenberg-Kaserne in Sigmaringen geführt werden. Im vergangenen Sommer war in der traditionsreichen Garnisonsstadt der Große Zapfenstreich gefeiert worden – nach 57 Jahren Bundeswehrgeschichte.

Zwar soll der Abzug der Bundeswehr erst 2015 ganz beendet sein – die größten Teile der Verbände, allen voran die zehnte Panzerdivision, sind jedoch bereits abgezogen. Der Name Graf-Stauffenberg-Kaserne, der an die wichtigste Identifikationsfigur des deutschen Heeres, den gescheiterten Hitler-Attentäter Claus Schenk Graf von Stauffenberg, erinnert, ist bereits umgezogen und prangt seit 2013 am Eingang der Offiziersschule des Heeres in Dresden.

Nun soll in das Sigmaringer Gebäude wieder Leben einkehren. Derzeit laufen die Vorbereitungen für die Umnutzung. Unter anderem ist ein Zaun errichtet worden, der den Wohntrakt für die Flüchtlinge abtrennt, von denen bis zu 500 untergebracht werden sollen.

Laut Frank Maier, dem Leiter der Lea in Meßstetten, ist außerdem bereits ein Wachcontainer für die Sicherheitsleute aufgestellt worden. Feldbetten, Spinte, Tische und Stühle stünden zum Teil bereits seit dem vergangenen Jahr. "Unsere Vorgabe war, alles betriebsbereit zu machen", so Maier, dessen Meßstetter Team auch für die kulinarische Versorgung der Flüchtlinge zuständig sein wird. "Das läuft über unser Catering: Das Essen wird in Meßstetten gekocht und dann hinüber gefahren."

Warum diese Konstellation? Laut Christoph Häring, dem Pressesprecher des Integrationsministeriums in Stuttgart, soll die Einrichtung zeitlich befristet sein, also keine Lea werden, sondern eine "Bea" – eine bedarfsorientierte Einrichtung. "Es gibt eine Vereinbarung des Landes mit der Stadt und dem Landratsamt Sigmaringen", so Häring. Danach solle die Kaserne längstens bis zum 30. April 2015 als Unterkunft für Flüchtlinge dienen. Grund sei der zurzeit besonders große Zustrom.

Während die Leas momentan noch von Karlsruhe aus gesteuert würden, seien für die Beas auch die Katastrophenschutzreferate in den jeweiligen Regierungspräsidien zuständig. Später sollten die zuständigkeiten dann komplett auf die Regierungspräsidien übergehen – allerdings erst nach einem entsprechenden Kabinettsbeschluss.

Ob das Team in Meßstetten für die Zeit, da es die Bea mitbetreut, Verstärkung bekommt, konnte Häring gestern noch nicht sagen: "Wir schließen für die Erfüllung der nicht hoheitlichen Aufgaben immer auch Verträge mit externen Dienstleistern ab." Darunter fielen Catering, Sicherheit und allgemeine Verwaltungsaufgaben.

Die Bea in Sigmaringen entlastet die zentrale Landeserstaufnahmestelle in Karlsruhe. Eine weitere Lea in Tübingen soll hinzu kommen, sobald ein Gelände für den geplanten Neubau gefunden ist.

Die Kaserne in Sigmaringen ist 1957 erbaut worden. Auf dem Gelände der Kaserne befinden sich ein Mannschaftsheim, ein Kraftraum, zwei Sporthallen, zwei Sportplätze, ein Beachvolleyballfeld und mehrere Tennisplätze.