Die Kripo hat einen Mordversuch auf eine Prostituierte geklärt – er war erfunden Foto: dpa

War es ein Hilferuf – oder steckte etwas anderes dahinter? Der Mordversuch an einer Prostituierten in einem Laufhaus an der Weberstraße in der Innenstadt war jedenfalls frei erfunden.

Stuttgart - War es ein Hilferuf – oder steckte etwas anderes dahinter? Der Mordversuch an einer Prostituierten in einem Laufhaus an der Weberstraße in der Innenstadt war jedenfalls frei erfunden. Dies ergaben die Ermittlungen der Ermittlungsgruppe City. „Die Frau hatte sich zunehmend in Widersprüche verwickelt“, sagt Polizeisprecher Jens Lauer.

Der Fall hatte sich am 24. März in einem Etablissement im Altstadtviertel zugetragen, in dem sich die 25-jährige bulgarische Prostituierte in einem Zimmer eingemietet hat. In Deutschland ist sie ansonsten ohne festen Wohnsitz. Ein Wirtschafter des Hauses hatte vor Mitternacht nach dem Rechten geschaut und die Frau bewusstlos vorgefunden. Er alarmierte die Polizei. Sie gab an, ein Freier habe sie angegriffen und ihr ein Kissen ins Gesicht gedrückt, bis sie das Bewusstsein verloren habe. Die 25-Jährige wurde in ein Krankenhaus gebracht, konnte dort aber bald wieder entlassen werden. Die Polizei stellte fest, dass der Täter ungewöhnlicherweise die Einnahmen seines Opfers offenbar nicht angerührt hatte.

Die Kripo bildete eine Ermittlungsgruppe, um den Fall zu klären. In dem Laufhaus hatte es nicht zum ersten Mal Angriffe auf Prostituierte gegeben. Erst im Juli 2013 war eine 46-jährige Liebesdame in ihrem Zimmer von einem Freier mit einem Messer attackiert und schwer verletzt worden. Tage zuvor hatte eine Prostituierte angezeigt, dass ihr vor dem Haus die Handtasche von einem Taxifahrer geraubt worden sei.

Der Vorfall war somit sehr ernst zu nehmen. Den Beamten kam dabei der Umstand zu Hilfe, dass es eine Überwachungsanlage in dem Haus gibt. Die Beamten mussten daher nicht völlig im Dunkeln tappen. Der Tatverdacht richtete sich zunächst gegen einen dunkelhäutigen Besucher des Etablissements, der zur Tatzeit in der Nähe unterwegs war. Die Beamten der Ermittlungsgruppe City verzichteten zunächst aber auf eine Veröffentlichung zu Fahndungszwecken – letztlich zurecht. Zwar konnte der Unbekannte nach wie vor nicht identifiziert werden – doch das war unerheblich. Er wäre ohnehin nicht Tatverdächtiger, sondern Zeuge gewesen.

Die 25-jährige Bulgarin verstrickte sich bei der Schilderung von Details in Widersprüche – und gab schließlich zu, die Tat nur vorgetäuscht zu haben. Was hinter der Schauspielerei sonst noch stecken könnte, ist noch unklar. Ob sie unter dem Druck von Hintermännern steht, in welchen Strukturen sie als Prostituierte arbeitet – all das ist für die Polizei noch von großem Interesse.