Mit dem Segway im Einsatz in Waiblingens Innenstadt. Foto: Stadt Waiblingen

Der kommunale Ordnungsdienst in Waiblingen ist neuerdings mit Segways unterwegs. Die Polizei in Fellbach hat sie erfolgreich getestet. In Stuttgart fordert die CDU eine Prüfung. Beim Land allerdings ist man skeptisch.

Stuttgart - Falls Ihnen demnächst ein gut zwei Meter großer Uniformierter lautlos entgegengleitet – keine Bange. Der Anblick täuscht nicht. Zumindest, solange man sich in Waiblingen befindet. Dort sind seit Herbst zwei Elektroroller, sogenannte Segways, im Einsatz. Die Stadt hat die Geräte für rund 17.000 Euro erworben. Seither sind vier Vollzugsbeamte der Gemeinde in Zweierschichten damit unterwegs. Und sind begeistert. Das Auto bleibt jetzt auch mal stehen, auf dem weitläufigen Gebiet der Stadt sind die Beamten schnell und flexibel unterwegs. Und werden zudem durch die erhöhte Position gut gesehen und flößen einen gewissen Respekt ein.

Das Thema Elektromobilität spielt auch bei den Ordnungsbehörden eine immer größere Rolle. Die Stuttgarter CDU hat jüngst beantragt, das Ordnungsamt solle prüfen, ob die bis zu 30 Stundenkilometer schnellen Elektroroller, die über eine Reichweite von bis zu 40 Kilometern verfügen, auch beim städtischen Gemeindevollzugsdienst eingesetzt werden könnten. Man sei auf diese Weise schließlich in der Lage, eine größere Fläche zu bestreifen als zu Fuß, und könne zudem auf die positiven Erfahrungen in Waiblingen zurückgreifen. Das Ansinnen soll jetzt in Ruhe besprochen werden.

Segways sind testweise auch bei der Polizei im Einsatz, etwa in Saarbrücken, Frankfurt oder Berlin. Die Bundespolizei probiert sie an diversen Flughäfen aus, allerdings nicht in Stuttgart. Erste Erfahrungen hat man damit jedoch auch auf einem Revier in Baden-Württemberg gemacht – wenngleich nicht in offiziellem Auftrag. Die Stadt Fellbach hat im Rahmen eines Projekts mit dem Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation und der Universität Stuttgart für mehrere Wochen diverse Elektrofahrzeuge zur Verfügung gestellt bekommen. Darunter auch ein Segway. Das ist vor Weihnachten auf dem Fellbacher Polizeirevier im Einsatz gewesen.

Die Erfahrungen dort decken sich mit denen im benachbarten Waiblingen. „Wir haben das Segway etwa zwei Monate lang für Botengänge und zum Teil auch für Streifen verwendet“, sagt der Revierleiter Klaus Auer. Sein Fazit fällt deutlich aus: „Es hat sich bewährt und wäre für uns ein gutes Fortbewegungsmittel. Man kann damit im innerstädtischen Bereich Fußstreifen und weitere Gänge erledigen.“ Das werde sicherlich auch in die Gespräche mit Fraunhofer-Institut und Uni einfließen.

Innenministerium: „Das Kosten-Nutzen-Verhältnis stimmt nicht“

Trotz der positiven Erfahrungen und der Versuche in mehreren Städten außerhalb des Landes stehen die Chancen auf offizielle Tests oder dauerhaften Einsatz der Elektroroller bei der Polizei in Baden-Württemberg derzeit aber nicht gut. „Das Kosten-Nutzen-Verhältnis stimmt nicht“, sagt Günter Loos vom Innenministerium. Selbst wenn man die Segways günstig bekomme, kosteten sie in der Polizeiausführung mit einem Container für die Ausrüstung bis zu 9000 Euro. Dort, wo Segways einsetzbar seien, könne man grundsätzlich auch mit Fußstreifen arbeiten. Man kenne die Begeisterung der Kollegen und stehe neuen technischen Entwicklungen positiv gegenüber, aber die Vorteile müssten deutlich überwiegen.

Skeptisch ist man auch bei der Stuttgarter Polizei. Dort hat es zuletzt Gespräche über das Thema gegeben. „Allerdings sehen wir das Problem der Topografie“, sagt Sprecher Stefan Keilbach. Man müsse sehr genau abwägen, wo ein solches Gefährt einsatztaktisch sinnvoll sei. Viele Orte könne man mit dem Streifenwagen schneller erreichen. Hinzu kämen die hohen Kosten – im Übrigen auch bei Elektrofahrrädern, denen man grundsätzlich aufgeschlossener gegenübersteht. „Deshalb haben Segways für uns derzeit nicht die höchste Priorität.“

Elektrisch unterwegs ist die Polizei in der Landeshauptstadt aber dennoch. Seit einem Jahr testet sie drei abgasfreie Mercedes-Autos. Zwei Brennstoffzellenfahrzeuge und eines mit Elektromotor sollen drei Jahre lang auf der Straße sein und Erkenntnisse über die Alltagstauglichkeit liefern. Für Streifenfahrten werden sie allerdings noch nicht genutzt, sondern für Kurierfahrten und andere Einsätze ohne Blaulicht. Lautlose Ordnungshüter können einem also auch in Stuttgart bereits begegnen – wenngleich nicht auf einem Segway. Dafür muss man wohl noch eine Weile nach Waiblingen.