Referenten und weitere Hauptakteure bei der Hauptversammlung der Schreinerinnung (von links): Rainer Gall, Formgebungsberater vom Landesfachverband Schreinerhandwerk, Robert Züfle, Obermeister der Schreinerinnung Freudenstadt, Martina Lehmann, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim, Maritta Goll, Regionalgeschäftsführerin IKK classic, und Siegfried Dreger, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Foto: Stadler Foto: Schwarzwälder-Bote

Hauptversammlung: Schreinerinnung Freudenstadt zieht Jahresbilanz / Ausbildungsplätze wenig gefragt

Die Schreinerinnung Freudenstadt zeigte sich bei ihrer Hauptversammlung besorgt über die Entwicklungen im handwerklichen Bereich. Viele Betriebe werden mangels Nachfolger eingestellt, und der Berufsschulklasse der Schreiner droht möglicherweise die Schließung.

Kreis Freudenstadt. Obermeister Robert Züfle bezifferte in seinem Jahresbericht zur Hauptversammlung der Schreinerinnung in Seewald-Göttelfingen die aktuelle Mitgliederzahl mit 53. Zudem habe die Innung drei Gastmitglieder. Es gebe also durch einen Austritt einen minimalen Rückgang.

Siegfried Dreger, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, schilderte die rückläufige Situation bei der Ausbildung in allen Handwerksberufen. Einem Gespräch in Karlsruhe zufolge könnte, so Dreger, der Berufsschulklasse der Schreiner in Freudenstadt die Schließung drohen, falls über einen Zeitraum von drei Jahren die Klassenstärke dauerhaft auf weniger als 16 Schüler absinkt. Dreger hofft in den kommenden Jahren auf größere Klassenstärken und den Erhalt der Berufsschulklasse. Diese sei für das Handwerk in der Region und die Gewinnung neuer Auszubildender in diesem Bereich sehr wichtig. Dreger sieht in Aktionen zur Gewinnung von Auszubildenden große Chancen – egal ob Schreiner, Heizungsbauer oder Elektriker: "Wir brauchen sie alle." Als problematisch betrachtet Dreger die Tatsache, dass etlichen Betrieben keinerlei Bewerbungen für einen Ausbildungsplatz vorliegen.

1500 Handwerksbetriebe gibt es im Landkreis Freudenstadt. In den 17 Innungen leiden viele Unternehmen darunter, dass sie keinen Nachfolger haben. Die Folge: Sie müssen ihren Handwerksbetrieb einstellen. Erstmals nach 17 Jahren beschloss die Schreinerinnung eine Beitragserhöhung. Insgesamt steht der Innungshaushalt auf soliden Beinen. Maritta Goll, Regionalgeschäftsführerin der Innungskrankenkasse (IKK), stellte die Angebote der IKK im Seminarbereich vor.

Vortrag über Gewinnung von Fachkräften

Gastredner war Rainer Gall, Formgebungsberater beim Landesverband Schreinerhandwerk in Baden-Württemberg. Er referierte über das Thema "Gestaltung kleiner Möbel". Obermeister Robert Züfle begrüßte auch Martina Lehmann, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim. Sie hielt einen Vortrag über die Gewinnung von Fachkräften in der Region und stellte die Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit vor. Demnach sollen Fachkräfte für das Handwerk durch Maßnahmen im Bereich der Ausbildung und der Weiterbildung gewonnen werden – angefangen von der Vermittlung eines Ausbildungsplatzes über Aus- und Weiterbildungsmessen und den Berufswahlkompass bis zu Einstiegsqualifizierungen. Auch im Bereich der Weiterbildung lassen sich Fachkräfte gewinnen, beispielsweise durch das Programm "WeGebAU" der Agentur für Arbeit, in dessen Fokus geringqualifizierte Beschäftigte und solche in kleinen und mittleren Unternehmen stehen. Sie sollen durch Lehrgänge und weitere Maßnahmen zu Fachkräften werden, wofür die Agentur für Arbeit Zuschüsse zahlt und Lehrgangskosten übernimmt. Dadurch, so Lehmann, werde un- oder angelernten Beschäftigten die Chance auf den Erwerb eines qualifizierten Berufsabschlusses ermöglicht.