Das tief ins Wasser eintauchende Floß samt Musikern und Instrumenten an der idyllischen Nagoldtalsperre Foto: Adrian Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: Stuttgarter Saloniker musizieren an der idyllischen Nagoldtalsperre / Zuhörer picknicken nach italienischem Vorbild

Im abendlichen Sonnenschein glänzte der See, Badegäste entstiegen dem Wasser, und am Ufer gruppierten sich die Besucher einer besonderen Veranstaltung: Die Stuttgarter Saloniker hatten zum ersten Seenachtskonzert an die Nagoldtalsperre eingeladen.

Seewald-Erzgrube. Nach einem leicht verspäteten Beginn – es wurde noch am Ponton geschraubt und das Klavier auf das Floß, das bedenklich tief ins Wasser eintauchte, geladen – hüpften die acht Musiker unerschrocken mit den restlichen Instrumenten an Bord, und das Floß glitt elegant mit der gesamten Kapelle auf dem Deck gemächlich über den See.

Ensembleleiter Patrick Siben und sein Posaunist stellten nicht nur ihre musikalischen Kenntnisse und Erfahrungen unter Beweis, sondern verstanden es fast so gut wie ein venezianischer Gondoliere, die schwimmende Bühne mit den notwendigen langen Stangen über den glücklicherweise ganz ruhigen See zu navigieren.

Auf dem Programm stand fröhliche Musik, die bestens dafür geeignet war, den See in eine große Konzertarena zu verwandeln; "ganz im Stile der klassischen Open Airs", wie Siben stolz und verschmitzt betonte. Mutig zeigten sich die Saloniker auf der schwimmenden Bühne und spielten voll Freude ihre Instrumente: Klavier, Geige, Cello, Kontrabass, Trompete, Posaune, Querflöte und Saxofon. Es gab keine Absperrungen, keine aufwendigen Bühnenaufbauten und auch keine Beleuchtung.

Die Besucher waren eingeladen worden, gut gefüllte Picknickkörbe mitzubringen und während der Pause ganz nach italienischem Vorbild auszupacken und nach Lust und Laune zu speisen und zu trinken.

Passend zu einem fröhlichen Sommerabend ertönte auch die Musik. Zu hören waren stimmungsvolle Wassermusik, Gondellieder von Mendelssohn, Leoncavallo und Amadei, vom Barock bis zur Moderne und Unterhaltungsmusik nach "Saloniker-Art" vom Feinsten. Mit spielerischer Eleganz und großem Können folgte das Ensemble den Anweisungen seines Leiters, unbekümmert und temporeich, aber auch feinfühlig und wieder schwungvoll waren alle am Werk. Idyllisch und originell imponierten die Musiker auf dem Ponton in der Abendsonne, spielten wohl auch sehr bewusst ein bisschen schräg, schön interpretierend und entwaffnend pittoresk. Gerade im scheinbar Unorganisierten und Improvisierten lag hier der Reiz des Ganzen.

Gefühle der Seefahrer

In Auszügen aus der Oper "Die Matrosen" von Friedrich von Flotow wurden Impressionen vermittelt, die die unterschiedlichen Gefühlsmomente der Seefahrer deutlich machten, wie etwa die Wehmut beim Abschied, aber auch die Freude und Neugier auf kommende Abenteuer. Während ihres umfangreichen Konzerts, das erst bei Anbruch völliger Dunkelheit endete, präsentierten die Musiker auch eine eindrucksvolle Interpretation der Wassermusik von Händel, die das Treiben der englischen Hofgesellschaft – "ein wahrhaft königliches Vergnügen", wie Siben erläuterte – bei Ausflügen auf der Themse beschreibt. Weisen aus einer "Nacht in Venedig", ein Gipfel italienischer Opernkunst des Wiener Walzerkönigs Johann Strauß, und im Finale Peter Tschaikowskys "Schwanensee" wurden von großem Applaus eines völlig begeisterten Publikums begleitet. Sachte entschwanden Musiker und Floß in die Dunkelheit.