Hat sich mit dem Beitragsservice angelegt: Heilerziehungspfleger Marc Pfeifle. Foto: Müller

Marc Pfeifle aus Besenfeld zahlt seit 2013 keine Beiträge mehr. Gerichtsvollzieher und Haft schrecken ihn nicht.

Seewald-Besenfeld - Nein, er will nicht zahlen. Marc Pfeifle hat dem Beitragsservice die Einzugsermächtigung gekündigt und zahlt seit Januar 2013 keine Rundfunkgebühren mehr.

Der Grund: Der Besenfelder findet das System des Rundfunkbeitrags ungerecht. Nun sollte er am 30. Juni vor dem Amtsgericht Freudenstadt Auskunft über sein Vermögen geben, aber Pfeifle erschien nicht. Dafür hat er dem Amtsgericht aber einen Brief geschrieben.

Am Geld liege es nicht, heißt es darin. Er habe es dicke, doch mit dem Geld fahre er lieber in den Urlaub. Davon habe er mehr als vom Fernsehen. Nachrichten beziehe er aus anderen Medien, da brauche er die Öffentlich-Rechtlichen nicht.

Er sehe es nicht ein, für die Ziehung der Lottozahlen, den Tatort oder Fußballübertragungsrechte zu zahlen, heißt es darin. Er nutze das Programm schlicht nicht. Außerdem seien die Öffentlich-Rechtlichen weltweit zu empfangen. Mehr als 99 Prozent der Weltbevölkerung müssten dafür also nichts zahlen, er aber wohl. Und das nur, weil er in Deutschland lebe.

Müsste er die Gebühren zahlen, sei sein Gerechtigkeitsempfinden verletzt und er fürchte psychosomatische Probleme. Ob das sein Ernst ist? Nun, wie schwer die Probleme ausfallen würden, könne er nicht sagen, aber es stehe zu befürchten, sagt er in der Cafeteria des Krankenhauses Freudenstadt. Dorthin hatte er die Beteiligten eingeladen, anstatt vor Gericht zu erscheinen. Um seinen Beitrag nicht zu zahlen, ist er bereit, weit zu gehen, auch eine Vollstreckungshaft schreckt ihn nicht. Dafür will er Sonderurlaub nehmen, sagt der Heilerziehungspfleger, der im psychiatrischen Bereich tätig ist.

Pfeifle hat bis 2012 in den Niederlanden gelebt. Als er zurückkam, hatte er ein Radio angemeldet, einen Fernseher besaß er nicht. Erst als sein Sohn zu Besuch kam, schaffte er ein Gerät an. Das nutze er aber nicht, und sein Sohn schaue vor allem internationales Fernsehen, da er kein Deutsch spreche. Daher habe er es auch nicht angemeldet.

Mit der Haushaltsabgabe seit 2013 hörte für Pfeifle aber der Spaß auf. Er kündigte die Einzugsermächtigung. Immer wieder bekam Pfeifle Erinnerungen, dass er noch zahlen müsse. Erst waren sie freundlich, später schärfer, erzählt er.

Im Juli 2014 sprach er mit einer Sachbearbeiterin aus der Rechtsabteilung. Sie sagte, meine Argumentation taugt nichts, erzählt Pfeifle. Ich empfahl ihr, sich eine andere Arbeit zu suchen, um ein besseres Karma zu bekommen. In Zukunft, so wurde ihm mitgeteilt, werde er keine Antwort mehr bekommen.

Zweimal war bereits eine Gerichtsvollzieherin bei ihm und hatte jeweils einen Brief hinterlassen, auf den er jedoch nicht reagierte. Auch einen Zahlungsbescheid über 240 Euro hat Pfeifle schon bekommen, seiner Rechnung nach müssten mittlerweile aber gut 500 Euro offen sein. Seinen Kampf gegen die Rundfunkgebühren führt Pfeifle auch im Internet. Auf einer Facebook-Seite berichtet Pfeifle von seinem Kampf gegen den Beitragsservice. Rund "200" Likes sind auf der Seite vermerkt.