Hauptthema der Bürgerversammlung in der Seewaldhalle in Besenfeld war die Nachnutzung der BruderhausDiakonie-Gebäude in Schernbach (von links): Rainer Gildeggen und Monika Stelzer-Podschwadt vom Lenkungskreis, Bürgermeister Gerhard Müller, Günter Buck von der BruderhausDiakonie Reutlingen, Gesa Schulz von der BruderhausDiakonie Schernbach, Vorstand Günter Braun, Wolfgang Welte von der BruderhausDiakonie Reutlingen, Urte Biallas und Wolfgang Everts vom Planungsbüro Foto: Blaich Foto: Schwarzwälder-Bote

BruderhausDiakonie Hauptthema bei Bürgerversammlung / Flächenmanagement als weiteres Thema

Von Ursula Blaich Seewald-Besenfeld. Zwei Themen standen im Fokus der Bürgerversammlung in der Seewaldhalle, zum einen die Ergebnisse des Sonderprogramms Flächenmanagement und zum anderen die Frage, wie es mit den Gebäuden der BruderhausDiakonie in Schernbach nach deren Wegzug 2019 weitergeht. Bürgermeister Gerhard Müller informierte die Bürger über die Ergebnisse des interkommunalen Programms "Flächenmanagement", das von der LEADER-Aktionsgruppe Nordschwarzwald gefördert wurde. Es galt, Grundlagen für mögliche Strategien zu entwickeln, um den Flächenverbrauch in der Gemeinde zu minimieren und vorhandene Potenziale (Baulücken, Leerstände, abbruchreife Gebäude) zu aktivieren. Oberstes Ziel sei, genügend Flächen für Bauinteressierte zu haben, sagte Müller.

Die Infrastruktur in Besenfeld habe sich verschlechtert, seit das Lebensmittelgeschäft im Sommer 2013 geschlossen habe, sagte der Bürgermeister weiter. Man habe sich bemüht und mit 28 verschiedenen Interessenten Gespräche geführt, bisher ohne Erfolg. Den Laden neu zu verpachten, habe sich als großes Problem entwickelt. Die Gemeinde wäre auch bereit, einen Interessenten zu unterstützen, um das Nahversorgungsangebot wieder zu ermöglichen.

Über die Machbarkeitsstudie zur Nachnutzung des Gebäudekomplexes der BruderhausDiakonie Schernbach informierte Planer Wolfgang Everts aus Stuttgart. Die dritte Bürgerinformation zu diesem Thema war zugleich die vorerst letzte. Everts stellte die Situation nochmals dar: Schernbach – eine Siedlung mit Gehöften, mehr ein Weiler, mit der BruderhausDiakonie als eigene Insel mittendrin, die ab spätestens 2019 geschlossen wird. "Infrastruktur ist weit und breit nicht vorhanden, und das eigene Baurecht der BruderhausDiakonie ist ein zusätzliches Problem", sagte der Planer bei seinen Erläuterungen zum Abschluss der Machbarkeitsstudie. "Es gibt für das Areal zwar Ansprechpartner, Interessierte aus den Verdichtungsräumen Stuttgart und Karlsruhe, aber es gibt keinen konkreten Bewerber. Ansätze ja – nichts Konkretes."

Letztlich gäbe es zwei grundsätzliche Möglichkeiten. Zum einen den Verkauf der gesamten Liegenschaft an einen Investor, eine gesellschaftliche Gruppe oder eine öffentliche Institution oder zum anderen die Aufteilung des Areals in verschiedene Bereiche und die separate Vermarktung der Gebäude. Beides sei möglich – ein Prozess sei in die Wege geleitet worden.

Während der Recherchen habe sich gezeigt, dass die Schernbacher Einwohner ein starkes Bedürfnis haben, in geschützter Gesellschaft und in geschütztem Raum zu leben. Seitens der Einwohner bestehe die Angst vor Neuem und Fremden und die Furcht, dass das Wohnheim zu einem Asylbewerberheim wird, ohne dass die Gemeinde Einfluss darauf nehmen kann. Andererseits seien die Schernbacher aber auch bereit, gewisse Zugeständnisse zu machen und Entwicklungen zu unterstützen.

Problematisch bei der Vermarktung sind die drei großen Gebäude Wohnheim, Zentrum und Werkstatt im so genannten "Oberen Hof" der Bruderhaus Diakonie. Ein Rückbau dieser drei Gebäude wurde laut Planer mit mindestens 735 000 Euro beziffert, Kosten, die dem Eigentümer nicht ohne Entschädigungspflicht aufgedrückt werden können. Recht unproblematisch sei die Vermarktung des "Unteren Hofs", der Landwirtschaft, sagte Wolfgang Everts. Dies sei ein attraktives Gebilde, für das es Interessenten gebe. Es ließe sich separat und auch relativ gut vermarkten.

An die Informationen schloss sich eine rege Diskussion an. Richard Koch forderte einen Rückbau des Areals und keine Investorsuche. Leonhard Ritter vom Kirchengemeinderat warf den Vorschlag ein, ein Hospiz aus dem Wohnheim zu machen. Gabriele Gildeggen wünscht sich "keine künstliche Besiedelung mit irgendwelchen Menschen", sondern die Chance für den Ort, auf natürliche Weise zu wachsen, zum Beispiel durch den Zuzug von Familien.

Günter Braun, Vorstand der Gustav-Werner-Stiftung, war harter Kritik ausgesetzt. Der Prozess sei nicht einfach und in dieser offenen Form mit Bürgern und Gemeinde auch nicht selbstverständlich, sagte er. Es sei in Schernbach viele Jahre ein gutes Miteinander gewesen. "Wir haben Arbeitsplätze geboten, und die Gemeinde Seewald hat durch uns in vielerlei Weise profitiert. Wir sind eine Stiftung und haben auch dafür Sorge zu tragen, dass das Stiftungskapital erhalten bleibt", sagte er. Eine ganz andere Idee hatte Rainer Gildeggen vom Lenkungskreis. Er machte den Vorschlag, eine Bürgerliche Entwicklungsgesellschaft der Schernbacher Einwohner zu gründen und selbst mit der BruderhausDiakonie zu verhandeln.