Gerhard Müller auf seinem Balkon in Besenfeld, der eine idyllische Aussicht bietet Foto: Michel Foto: Schwarzwälder-Bote

Amtsinhaber Gerhard Müller tritt bei der Bürgermeisterwahl am Sonntag als einziger Kandidat an

Von Helga Michel

Seewald. Seit 1987 ist Gerhard Müller für Seewald da. Erst war er Kämmerer, vor acht Jahren wurde er zum Bürgermeister gewählt. Bei der Wahl am Sonntag kandidiert er für seine zweite Amtszeit – als einziger Bewerber.

Ob es jetzt Seewälder – wie bei der Schwarzwälder Kirschtorte ja auch – heißt oder Seewalder, das sei eine Frage, die noch nicht ganz geklärt sei, sagt Müller lächelnd. Diese sprachliche Feinheit will er jedem selbst überlassen. Seit dem Abschluss seines Studiums zum Diplom-Verwaltungswirt (FH) arbeitet Müller für die Gemeinde, zunächst seit 1987 als Kämmerer und Personalamtsleiter, seit 2007, als er sich gegen vier weitere Bewerber mit mehr als 74 Prozent der Stimmen durchgesetzt hatte, als Bürgermeister. Nach so vielen Jahren für die Gemeinde "kann man schon sagen, dass ich Seewalder bin", stellt er fest. Oder eben Seewälder.

Seit drei Jahren wohnt Müller, der aus Horb-Untertalheim kommt, mit seiner Familie in der Kniebisstraße in Besenfeld. Seine Frau Susanne Braun-Müller arbeitet als Erzieherin im Kindergarten Wittlensweiler. Die älteren Kinder – Sheila-Kristin und Kevin – studieren in Erlangen und Konstanz. Der Jüngste, Niklas, geht noch zur Schule und wohnt daheim. Zur Familie gehören außerdem Kater Haru und die Wasserschildkröte Shigy, die bei ungekanntem Besuch lieber ins Wasser flüchtet.

Dass es für einen Bürgermeister in einer Flächengemeinde mit insgesamt elf Wohnplätzen – vom kleinen Weiler bis zum Dorf – nicht immer einfach ist, macht Müller an verschiedenen Beispielen deutlich. Da gilt es zum Beispiel, 156 Grünanlagen zu pflegen, ob Böschung oder Kinderspielplatz. "Die Pflege dieser Anlagen oder dass Straßen saniert werden müssen, das wird uns immer wieder beschäftigen", sagt Müller. Ebenfalls aufwendig sei die Wasserver- und die Abwasserentsorgung. Als weitere langfristige Aufgaben nennt Müller die Unterhaltung und den Ausbau der Straßen, Radwege, Breitbandverbindungen sowie des ÖPNV-Angebots.

Die Bilanz Müllers nach acht Jahren fällt positiv aus: Es sei viel erreicht worden, die Gemeinde stehe ohne Schulden da und verfüge mit einer Rücklage von rund 1,5 Millionen Euro auch über das Rüstzeug für die Zukunft. Zu den Höhepunkten der vergangenen Amtszeit zählt Müller das Projekt "Lebensqualität durch Nähe", in das sich viele einbracht haben, zum Beispiel mit dem Bau eines Beachvolleyball-Felds oder der Gründung des Vereins "Helfende Hände". Mit ideeller und finanzieller Unterstützung der Gemeinde seien enorme Eigenleistungen bei baulichen Maßnahmen aller vier Feuerwehrabteilungen und zahlreicher Vereine und Gruppen ermöglicht worden.

Maßstäbe gesetzt habe die Gemeinde mit der frühzeitigen Einrichtung einer Krippengruppe sowie der Erweiterung und Neugestaltung der Außenanlagen an der Kindertagesstätte Besenfeld. Auch der Kindergarten Göttelfingen sei innen und außen aufgewertet worden. Zudem habe Seewald mit der Einrichtung einer separaten Grundschülerbetreuung gezeigt, dass auch in einer kleinen Gemeinde zeitgemäße Angebote in Kindergarten und Schule wichtig sind.

Beachtlich gestärkt worden sei in den vergangenen Jahren die Infrastruktur der Gemeinde. Das reicht von Straßen-, Feld- und Waldwegebaumaßnahmen und dem Breitbandausbau über die EU-Zertifizierung eines Schlachthauses und die Einrichtung eines Ruhehains bis zu neuen Freizeitangeboten wie Wasserspielplatz mit Eisvogelpfad und Infopavillon, Finnenbahn, Panoramaweg mit Aussichtsplattform sowie Nordic-Walking- und Schneeschuhtrails.

Nun sei das Ziel, das gemeinsam Geschaffene weiterzuentwickeln. Denn Seewald befinde sich für eine Flächengemeinde auf einem guten Niveau, das es zu halten gelte. Dabei setzt Müller auf das, was heute schon die Seele Seewalds ausmache – die Vereine, Gruppen, die Feuerwehr und die Kirchen.

Als Kernaufgabe der Zukunft sieht Müller den Umgang mit dem demografischen Wandel. Dabei geht es ihm auch um die Kinder und Jugendlichen, bei denen er durch Projekte die Heimat- und Naturverbundenheit fördern möchte. Um die Jugend mit einzubinden, sei eine Ortsbegehung mit Kindern und Jugendlichen geplant, damit sie ihre Vorschläge einbringen können. Auch damit junge Menschen die Möglichkeit haben, in ihrem Heimatort zu bleiben oder aber nach Ausbildung oder Studium zuzukehren, will er die Wirtschaftsförderung in den Fokus stellen. Dabei denkt Müller zuerst an die vorhandenen Betriebe – vom Gewerbe bis zur Land- und Forstwirtschaft. Mindestens einmal jährlich soll es ein Unternehmerfrühstück geben als Plattform, damit sich Unternehmer mit der Gemeinde und untereinander austauschen können, um Impulse für die Wirtschaftsförderung zu bekommen. Ein weiteres Thema, das Müller im Hinblick auf den demografischen Wandel mit dem Gemeinderat angehen will, sind Angebote zum generationenübergreifenden Wohnen. "Mit dem Verein Helfende Hände, dem Diakonieverein und der Hospizgruppe haben wir schon Vorarbeit dafür geleistet, dass man möglichst lang in den eigenen vier Wänden bleiben kann."

Er halte es für wichtig, so Müller, dass die Gemeinde "vernünftig" wächst und sich mit der Nutzung der innerörtlichen Potenziale beschäftigt. Im Entwicklungsprogramm ländlicher Raum könne man sich neuerdings um den Status einer Schwerpunktgemeinde bewerben. Zuschüsse für Baulückenschlüsse und Sanierungen seien dann nahezu garantiert. "Vernünftig" bedeute, keine überdimensionierten Baugebiete zu schaffen, sondern behutsam und abschnittweise günstiges Bauland, auch an einseitig bebauten Straßen, zu schaffen.

Ein weiteres mögliches Zukunftsprojekt: die immer vielfältiger werdenden Ansprüche in einem Gemeindeentwicklungskonzept zu einer Art "kommunalem Masterplan" zusammenfassen. Dieser solle gemeinsam mit dem Gemeinderat und unter Einbeziehung der Bürger erarbeitet werden. Hauptziel müsse sein, in einem fairen Ausgleich der Interessen aller Ortsteile eine maßvolle Entwicklung Seewalds zu ermöglichen, die allen Generationen gerecht werde.

Bürgermeister zu sein, ist für Müller ein Traumberuf – mit einem Gemeinderat, der immer sachorientierte Politik betrieben habe, und einer Familie an seiner Seite, die für ihn Basis und Kraftquelle ist. So hat ihn zum Beispiel seine Tochter, die in Erlangen Medien- und Buchwissenschaften studiert, bei der Gestaltung der Printmedien für die Wahl unterstützt.

Die "Freude am Gestalten und die Lust auf Zukunft" nennt Müller als Gründe für seine erneute Kandidatur als Bürgermeister. Denn eines sei ihm immer wichtig gewesen: das Arbeiten mit und für Menschen.