Ein toter Seehund liegt am Strand von Hörnum (Schleswig-Holstein) auf der Nordseeinsel Sylt. Foto: dpa

An der schleswig-holsteinischen Nordseeküste werden seit Tagen tote und schwer kranke Seehunde gefunden. Woran die Tiere verendet sind, ist unklar. Experten suchen derzeit nach der Ursache

Husum - An Schleswig-Holsteins Nordseeküste sterben weiterhin auffällig viele Seehunde. „Seit Monatsbeginn sind bereits rund 180 tote Tiere entdeckt worden“, sagte der Sprecher des Nationalparkamts, Hendrik Brunckhorst, am Mittwoch in Husum.

Totfunde gab es erneut an den Küsten der Nordseeinseln Helgoland, Amrum, Föhr und Sylt. „Die Mehrzahl der Tiere ist bereits mehrere Jahre alt gewesen.“ Die Ursache für die Häufung der Todesfälle ist noch nicht ermittelt. Experten suchen derzeit in Büsum nach den Gründen. Mit Ergebnissen rechnet Brunckhorst erst in den kommenden Tagen.

Seit Ende vergangener Woche wurden auf Helgoland und Amrum täglich jeweils fünf bis zehn tote Tiere entdeckt, auf Sylt waren es sogar bis zu 16 Tiere. Viele Seehunde seien bereits mehrere Jahre alt gewesen, sagte Brunkhorst. Tierschützer befürchten ein Massensterben von Seehunden.

In Büsum untersuchten Experten der Tierärztlichen Hochschule Hannover, ob Staupe- oder Influenzaviren eine Rolle spielen. Letztere waren für die dänische Ostseeinsel Anholt nachgewiesen worden, wo seit August rund 200 von insgesamt 1500 dort lebenden Seehunden tot entdeckt worden waren.

Keine alarmierenden Zahlen aus Niedersachsen

Weiter südlich in Niedersachsen gibt es derzeit keine Anzeichen für ein Massensterben von Seehunden. Die Zahl der tot entdeckten Tiere liege dort im normalen Bereich, sagte eine Sprecherin des Landesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit in Oldenburg.

Bei zwei großen Ausbrüchen der Seehundstaupe hatten Experten in der Vergangenheit ein Massensterben der Meeressäuger an den Küsten von Nord- und Ostsee beobachtet. 1988 verendeten rund 18.000 Tiere, 2002 wurden rund 21.700 tote Tiere gezählt.

Das Virus verbreitet sich an den Liegeplätzen der Seehunde. Bei einem Ausbruch wird das Immunsystem geschwächt. Überlebende Tiere bilden Antikörper und sind danach für einige Zeit immun gegen die Seuche. Die Abwehrkräfte lassen jedoch mit jedem Jahr nach.