Wendlingen und die Umgebung von Ludwigsburg werden 2013 neu als Umweltzonen ausgewiesen. Foto: StN

Vom kommenden Jahr an gibt es in der Region Stuttgart sechs Umweltzonen. Städte und Gemeinden im Umkreis von Ludwigsburg sowie die Stadt Wendlingen im Kreis Esslingen sind neu dabei. Die Durchfahrt ist dann überall nur noch mit der grünen Plakette erlaubt.

Ludwigsburg/Wendlingen - Mit rund 16.000 Einwohnern gilt Wendlingen nicht als Ballungsraum. Die Stadt hat sich 2010 aber entschlossen, auf eigene Kosten eine Messstelle einzurichten. Sie folgte damit dem Beispiel von Freiberg im Kreis Ludwigsburg, das als erste Kommune in der Region selbst Messungen veranlasst hatte.

Damit für eine Gemeinde ein Luftreinhalteplan erstellt wird, muss nachweislich ein ganzes Jahr lang gemessen werden. Wird der Grenzwert für Feinstaub an mehr als 35 Tagen überschritten, sind die Behörden verpflichtet, einen so genannten Luftreinhalteplan aufzustellen. In Wendlingen wurde der Wert an 41 Tagen überschritten. Nicht alle Maßnahmen des Plans hält Bürgermeister Steffen Weigel zum jetzigen Zeitpunkt für sinnvoll. Uneingeschränkt begrüßt werde Tempo 30 (statt bisher 50) auf einem Teil der Ortsdurchfahrt (L 1200) sowie eine koordinierte Steuerung von drei Ampeln im Verlauf der Ortsdurchfahrt. Aus Weigels Sicht viel zu früh kommt aber die Umweltzone. Sie war vom Regierungspräsidium (RP) zum 1. Januar 2013 vorgesehen, Wendlingen erwirkte den späteren Start zum 2. April. „Alle anderen Städte hatten Übergangsfristen“, erinnert der Bürgermeister – überall sei für eine bestimmte Zeit noch die gelbe Plakette erlaubt gewesen. Die Plaketten klassifizieren Kraftfahrzeuge nach ihrem Schadstoffausstoß. Rot kennzeichnet die schlechteste Stufe, gelb markierte Autos produzieren weniger Feinstaub, grün ist am besten.

Vor allem für Selbstständige sei die Umweltzone oft ein Problem, sagt Weigel. Sie müssten unter Beweis stellen, dass ihre wirtschaftliche Leistungsfähigkeit eingeschränkt sei, wenn sie auf Fahrzeuge mit grüner Plakette umstellen müssten. Das RP verweise auf Ausnahmegenehmigungen, die in Härtefällen erteilt würden. Doch so werde nur das dafür zuständige Landratsamt mehr belastet. 65 Fahrzeuge mit roter oder ganz ohne Plakette sind in Wendlingen gemeldet. Die Zahl der Privatfahrzeuge mit rotem oder gelben Kleber ist Weigel nicht bekannt.

Kornwestheim verspricht sich eine deutliche Verbesserung der Luft

Auf der anderen Seite der Landeshauptstadt tritt zum 1. Januar die erste regionale Umweltzone Ludwigsburg und Umgebung in Kraft. Darin zusammengefasst werden die bereits bestehenden Umweltzonen Ludwigsburg, Markgröningen sowie Freiberg/Ingersheim/Pleidelsheim. Mit eingebunden werden außerdem Asperg, Bietigheim-Bissingen, Kornwestheim, Möglingen und Tamm. Laut RP-Sprecher Clemens Homoth-Kuhs haben Bietigheim-Bissingen und Asperg zwar Messungen durchgeführt, aber nicht die für die Aufstellung eines Luftreinhalteplans erforderlichen Ganzjahresmessungen. Weil die Werte aber hoch sind, hat das RP beide Kommunen „bewusst bei der regionalen Umweltzone berücksichtigt“. Kornwestheim begrüßt es, in die regionale Umweltzone Ludwigsburg aufgenommen zu werden. In der Stellungnahme heißt es: „Aufgrund der eingezwängten Lage zwischen den Umweltzonen Ludwigsburg und Stuttgart verspricht sich Kornwestheim eine deutliche Verbesserung der Luft. Der Ausweichverkehr über unser Straßennetz wird so ausgeschlossen.“

Die nächste Umweltzone steht vermutlich in Hemmingen (Kreis Ludwigsburg) an. Dort wurde den Richtlinien entsprechend das ganze Jahr 2011 hindurch gemessen. Und es wurden Schadstoffüberschreitungen festgestellt. „Wir haben deshalb die Pflicht bis 2013 einen Luftreinhalteplan aufzustellen“, sagt der RP-Sprecher. Remseck und Marbach im Kreis Ludwigsburg haben für 2013 Messungen angekündigt oder geplant.

Eine andere Maßnahme, die aus einem Luftreinhalteplan resultieren kann, ist ein Lkw-Durchfahrtsverbot. Ein solches ist seit März im Großraum Stuttgart in Kraft mit Gerlingen, Korntal und Ostfildern. Außerdem in Markgröningen, Pleidelsheim/Ingersheim/Freiberg und Leonberg/Ditzingen. Wendlingen strebt in Kooperation mit Kirchheim/Teck, Wernau, Hochdorf und Notzingen auch ein Verbot für Lkw an – allerdings nicht wegen Feinstaubs, sondern wegen des Lärms, wie Steffen Weigel sagt.