Seit Montag wird in der Schweiz der Prozess um den Millionenbetrug bei Flowtex verhandelt. Foto: dpa

Ein Richter, der viele unangenehme Fragen hat. Angeklagte, die nichts sagen wollen. Der Schweizer Flowtex-Prozess wird eine zähe und langwierige Sache. Urteile gibt es kaum vor Dezember.

Frauenfeld - Im Schweizer Prozess um die Veruntreuung von Millionen aus der Insolvenzmasse des Betrugsunternehmens Flowtex hat die Ex-Frau des Firmengründers Manfred Schmider am Dienstag nahezu sämtliche Angaben verweigert. Vor dem Bezirksgericht in Frauenfeld (Kanton Thurgau) bestätigte Frau H. lediglich, dass sie ihren Hauptwohnsitz in Küsnacht an der sogenannten Goldküste des Zürichsees hat.

Auf 174 detaillierte Fragen des Gerichtspräsidenten Rudolf Fuchs zu den Vorwürfen der Anklage sagte sie jeweils „keine Aussage“ oder „keine Antwort“. Zuvor hatte auch Manfred Schmider, der für den Milliardenbetrug mit der Bohrgerätefirma Flowtex in Deutschland sieben Jahre im Gefängnis saß und nun in der Schweiz wegen Geldwäsche angeklagt ist, wissen lassen, er mache von seinem Recht auf Aussageverweigerung Gebrauch.

Für Schmider fordert die Staatsanwaltschaft im Kanton Thurgau dreieinhalb Jahre Haft, vor allem wegen Geldwäsche. Er soll aktiv geholfen haben, in der Schweiz Millionenwerte zu verstecken und zu Bargeld zu machen, die aus den Betrugsgeschäften mit der in Ettlingen bei Karlsruhe ansässigen Firma Flowtex stammten. Schmider, der seinerzeit als „Big Manni“ Furore machte und sich guter Beziehungen zur Politik erfreute, drohen dafür weitere dreieinhalb Jahre Haft.

Für seine Ex-Frau fordern die Ankläger sogar fünf Jahre und fünf Monate, da sie in der Schweiz aktiv die Veruntreuung der gewaschenen Millionenwerte betrieben haben und sie so der Insolvenzmasse von Flowtex entzogen haben soll - darunter die Erlöse aus dem Verkauf einer Villa in St. Moritz, einer Jacht, eines 51-Karat-Diamant und diverser weiterer Edelsteine. Zudem soll sie versucht haben, vier Chagall-Gemälde vor den Gläubiger-Vertretern zu verheimlichen.

„Big Manni“ lebt seit seiner Haftentlassung auf Mallorca

Gerichtspräsident Fuchs wollte von der Angeklagten unter anderem wissen, warum sie seinerzeit bei einer Privatbank in St. Gallen ein anonymes Nummernkonto eingerichtet und zu welchem Zwecks über dieses Konto Millionensummen transferiert wurden. Er fragte, warum sie hohe Summen nach Spanien überwiesen habe - „Big Manni“ lebt seit seiner Haftentlassung in Deutschland 2007 auf Mallorca.

Ebenso begehrte der Richter Auskunft, ob sie als Schmiders Ehefrau von dessen Betrugsgeschäften Kenntnis und damit also gewusst hatte, dass die von Schmider in die Schweiz geschafften Werte aus einem Verbrechen stammten, wie ihr die Staatsanwaltschaft vorwirft. Wieder und wieder kam die Antwort „keine Aussage“. Einmal schien dabei ihre Stimme zu zittern - als der Richter die 69-Jährige fragte, wie es ihr gesundheitlich gehen würde. Sie stockte und schien zu weinen. Der Richter ließ ihr ein Taschentuch reichen.

Zuvor hatte der Richter einen Antrag der Verteidigung zurückgewiesen, die Anklage der Geldwäsche wegen Verjährung nicht zuzulassen. Es handele sich hier nicht um den Vorwurf der einfachen, sondern der qualifizierten Geldwäsche, die noch nicht verjährt sei.

Angeklagt wegen Geldwäsche sowie Urkundenfälschung sind in Frauenfeld auch der Sohn (29) und die Tochter (27) des einstiger Ehepaares Schmider. Für sie will die Staatsanwaltschaft im Laufe des Verfahrens eine konkrete Strafforderung nennen. Vor Gericht steht auch ein Schweizer Rechtsanwalt, der nach dem Willen der Staatsanwaltschaft fünf Jahre ins Gefängnis soll, weil er Schmider und seiner Ex-Frau bei der Geldwäsche geholfen haben soll. Der Anwalt wies derweil alle Vorwürfe zurück.

Für das Verfahren in Frauenfeld sind insgesamt 21 Verhandlungstage vorgesehen. Mit den Plädoyers wird im November gerechnet, mit Urteilen erst im Dezember.