Die Schwarzwaldbahn fährt in Hornberg über ein Viadukt. Foto: Seeger

Auf der Schwarzwaldbahn soll es nur noch Nahverkehr geben. Verkehrsministerium kritisiert Pläne. Mit Kommentar.

Offenburg - Die Deutsche Bahn (DB) will die letzten Intercity-Züge auf der Schwarzwaldbahn zwischen Karlsruhe, Offenburg, Villingen und Konstanz ab Dezember streichen. Dann fahren in die Ferienregionen Schwarzwald und Bodensee nur noch Nahverkehrszüge.

Der Intercity "Schwarzwald" verbindet einmal täglich Hamburg und Hannover mit Konstanz in beide Richtungen. An den Wochenenden gibt es zusätzlich die Verbindung mit dem IC "Bodensee" aus dem Rheinland. Bis 2002 gab es täglich sechs bis acht Verbindungen in den Norden mit den blauen Interregio-Fernzügen. Diese wurden unter dem ehemaligen Bahnchef Hartmut Mehdorn eingestellt. Dafür kam als Ersatz ein Intercity-Paar. Das Land musste die Interregio-Ausfälle durch Nahverkehrszüge ersetzen und auch finanzieren. Der Bahn ersparte das Kosten.

Unattraktiv war das Wagenangebot des Nahverkehrs der DB über den Schwarzwald mit alten Silberlingen – silberfarbenen Waggons, die jahrzehntelang eingesetzt worden waren – und Plastiksitzen. Der Unterhalt der einmaligen Gebirgsstrecke zwischen Offenburg und Konstanz wurde der Bahn zu teuer. Sie sollte zu einer Nebenbahn abgestuft werden. Dies wollten Touristenorte und Landkreise entlang der Strecke nicht länger hinnehmen. Sie gründeten die Interessengemeinschaft Schwarzwaldbahn. Das Land wurde aufgefordert, den Verkehr auf der Schwarzwaldbahn auszuschreiben. Gewonnen hat die Ausschreibung die DB.

Seit Dezember 2006 gab es einen stündlichen Taktverkehr zwischen Karlsruhe und Konstanz mit neuem Wagenmaterial – den roten Doppelstockzügen. Einzig das Platzangebot war recht beschränkt. So sind die Züge der Schwarzwaldbahn teilweise weit über 100 Prozent besetzt. 2016 läuft dieser Vertrag mit der DB aus. Das Land würde ihn mit DB Regio verlängern – ohne Ausschreibung. Doch: Auch andere Mitbewerber der Bahn könnten den Zuschlag erhalten, wenn deren Angebot günstiger und besser wäre.

Die Bahn führt als Argument zur IC-Streichung in einem internen Papier die mangelnde Akzeptanz der Verbindung an. Für Kritiker liegt dies aber in den schlechten Fahrlagen. Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) sieht in dem Vorgehen keinen guten Zug der Bahn. Er möchte retten, was zu retten ist. Über die Schwarzwaldbahn müsse es weiter eine Fernverkehrsverbindung geben, erklärte er unserer Zeitung.

Am 11. März wird die IC-Streichung in Villingen-Schwenningen bei der regionalen Fahrplankonferenz Thema sein. Bis 14. April sind dann noch Änderungen möglich.

Info: Schwarzwaldbahn

Strecke

Die Schwarzwaldbahn ist eine zweigleisige, elektrifizierte Hauptbahn in Baden-Württemberg, von Offenburg über Gengenbach, Haslach, Hausach, Hornberg, Triberg, St. Georgen, Villingen, Donaueschingen, Immendingen bis nach Singen. Die Strecke ist 150 Kilometer lang, überwindet rund 650 Höhenmeter und führt darüber hinaus durch 39 Tunnel. Baulich und landschaftlich beachtenswert ist insbesondere der insgesamt 40 Kilometer lange Aufstieg von Hausach nach Sankt Georgen.

Bau

Erbaut wurde die Schwarzwaldbahn zwischen 1863 und 1873 nach den Plänen von Robert Gerwig. Bis heute führt die Strecke die wichtigste Bahnlinie durch den Schwarzwald und ist neben der Frankenwaldbahn die einzige zweigleisige Gebirgsbahn in der Bundesrepublik Deutschland.

Einsparungen

Um Kosten zu sparen, hat das Land Baden-Württemberg in den Takt der Schwarzwaldbahn die IC-Züge miteingebaut. Vor zehn Jahren waren es drei Zugpaare. Der Fernverkehr der DB wollte weiter Kosten sparen und strich einen IC. Das Land setzte durch, dass die DB dafür einen Doppelstockzug des Nahverkehrs auf eigene Rechnung einsetzen musste. Damit gab es nur noch eine IC-Verbindung aus Hamburg und am Wochenende eine aus dem Rheinland. Diese wurden dann aber von der DB aus dem Schwarzwaldbahntakt genommen und bis zu zwei Stunden verschoben. Seitdem ist das stündliche Reise-Angebot zwischen Offenburg und Konstanz löchrig geworden.

Kommentar: Umsteigen

Von Dietmar Schindler

Den Tourismusregionen Schwarzwald und Bodensee will die Bahn die letzten Intercity-Fernverkehrszüge aus Hamburg und dem Ruhrgebiet streichen. Die älteste Gebirgsbahn der Welt wird zu einer Nahverkehrsstrecke degradiert. Dies bedeutet, dass Urlauber künftig mindestens einmal umsteigen und Koffer schleppen müssen. Die Bahn als Staatsunternehmen will im Fernverkehr Kosten sparen in der Hoffnung, das Land werde als Träger und Finanzier des Nahverkehrs die Fahrplanlöcher schon stopfen. Die Regionen entlang der Bahnstrecke sind wieder einmal gefordert, Druck aufzubauen. Vor über zehn Jahren erreichte die Interessengemeinschaft die Ausschreibung der Strecke. Der Taktverkehr wurde ein Erfolgsmodell mit vollen Zügen. Jetzt muss nach einer Lösung gesucht werden. Vielleicht macht es ja ein Mitbewerber der DB besser?