Bester Laune präsentierte sich Kanzlerin Angela Merkel am Donnerstagabend beim IHK-Neujahrsempfang in Villingen-Schwenningen. Foto: Kienzler

Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigt sich beim IHK-Neujahrstreff als Kämpferin für den ländlichen Raum.

Schwarzwald-Baar-Kreis - Bescheiden, dezent und so pünktlich wie noch nie einer ihrer Vorgänger, darunter einige Ministerpräsidenten des Landes, marschierte Angela Merkel fünf Minuten vor der verabredeten Zeit mit Dieter Teufel ein.

Vor 2400 Gästen beim IHK-Neujahrstreff zeigte sich die Kanzlerin, die mit einem Regierungsflugzeug aus der Hauptstadt angereist war, außergewöhnlich gut vorbereitet und langweilte ihr Publikum nicht. "Sie können stolz sein auf die Region, die spannend ist", sagte sie, erklärte, dass auch sie eine Region im ländlichen Raum vertrete und gestand, "dass ich auch ein kleines bisschen neidisch bin, wenn ich höre, dass es hier 30 000 IHK-Mitglieder und Top-Firmen gibt".

Stolze Tradition sei das, die in die neue Zeit hineingerettet worden sei und kein Hexenwerk. "Es ist wichtig, dass ich hierher komme, weil ich hier etwas lernen kann", erklärte sie dem staunenden Publikum im hellbraunen Blazer im Landhausstil, den sie schon trug, als sie in Berlin vor einigen Tagen die Sternsinger begrüßte. Bescheiden, so ist ihr Stil, und das ließ sie im Vorfeld auch den Machern von der IHK ausrichten, deren Team sich wieder mächtig ins Zeug gelegt und ein glanzvolles Event auf die Beine gestellt hatte. Mineralwasser und ein dezentes Ambiente, hinterher vielleicht ein Glas guten Rot- oder Weißwein, so schilderte IHK-Hauptgeschäftsführer Thomas Albiez die Wünsche der mächtigsten Frau der Welt, die im gepanzerten Audi ohne Escorte von Stuttgart nach Villingen-Schwenningen und nach der Veranstaltung wieder in die Landeshauptstadt gefahren wurde.

Es gelte, die Tradition der Region in die Zukunft zu bringen, so Merkel. "Unter den jungen Menschen herrscht große Sicherheit, dass wir auch in Zukunft "Hidden Champions" im ländlichen Raum haben werden wie jetzt", hat sie beobachtet. "Das Motto ›Hierbleiben und etwas unternehmen‹ deutet darauf hin, dass man auch um die Jugend kämpfen muss", interpretierte sie das Motto der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg.

Forschung und Bildung als Motor für Fortschritt

Wie entstehen Arbeitsplätze und Wachstum, das ist eine Frage, die Angela Merkel mit einem klaren Bekenntnis zur sozialen Marktwirtschaft und gegen staatliche Reglementierung beantwortet. "Ich möchte mich bedanken, dass im Saal so viele sitzen, die etwas unternehmen wollen", sagte die Kanzlerin. Sie betonte die Bedeutung von Forschung und Bildung als Motor für Fortschritt und von Vereinbarkeit von Beruf und Familie für mittelständische Unternehmen. Eine gute Verkehrs- sowie Breitbandinfrastruktur seien wichtig für den ländlichen Raum. Die Rahmenbedingungen für Investitionen in diesen Bereichen müssten auf dem Land und in Städten gleich sein.

Als weiteres wichtiges Thema bezeichnete sie die Energiewende und hob die Bedeutung Europas in der globalen Welt hervor. Die Europäer müssten zusammenhalten, sagte sie und lobte Volker Kauder für seinen Einsatz für verfolgte Christen in der Welt. Kauder hat ihre Wege nach Villingen-Schwenningen gelenkt. "Wo soll ich hingehen, Volker?", habe die Kanzlerin ihn gefragt und ihn vor die Wahl zwischen Tuttlingen und VS gestellt, so plauderte der Unionsfraktionschef aus dem Nähkästchen. Während er im anschließenden Plausch mit IHK-Hauptgeschäftsführer Thomas Albiez meinte, im nächsten Jahr müsse die IHK mit ihrem Festredner "etwas zurückfahren", so erklärte Albiez scherzend: "Wir stimmen gerade den Termin mit Barack Obama und dem Sitzungskalender des Bundestages ab. Angela Merkel hatte Dieter Teufel nämlich empfohlen, die Neujahrsempfänge auch künftig in sitzungsfreie Wochen des Bundestages zu legen. Der IHK-Präsident bedankte sich bei der Kanzlerin mit einer stylischen Junghans-Uhr des Schweizer Designers Max Bill.

Zuvor stellte die IHK in einem auf die drei Großbildleinwände übertragenen Image-Film die exzellenten Möglichkeiten für Schulabgänger in der Region vor. Junge Menschen kamen zu Wort, die die guten Ausbildungschancen im schönen Umfeld schilderten. Die "jungen Filmstars" waren übrigens auch live vor Ort und kamen am Schluss auf die Bühne. Die Infrastruktur in der Region sei gut, hieß es im Film. Man versinke im Gegensatz zu den Ballungsräumen nicht im Verkehrschaos. "Die Mitarbeiter sind hier keine Nummern, sondern Menschen", meinte eine im Film Befragte. Dies liege an den mittelständischen Unternehmen, die in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg besonders stark sind. "Es ist ein großes Privileg, hier leben und arbeiten zu können", war der Tenor. Doch dies müsse den jungen Leuten noch mehr bewusst gemacht werden.