In allen Landkreisen im Bereich des Tuttlinger Polizeipräsidiums gab es 2014 einen Anstieg der Wohnungseinbrüche. Grafik: Polizei/Montage:Ulm

Gewerkschaft sieht mangelndes Personal als einen Grund für den Anstieg der Delikte. "Früher war man näher an der Sache."

Schwarzwald-Baar-Kreis - Ein Grund für den Anstieg der Wohnungseinbrüche im Schwarzwald-Baar-Kreis im Jahr 2014 ist nach Ansicht der Deutschen Polizeigewerkschaft unter anderem die Tatsache, dass zu wenig Personal bei den Revieren und der Kriminalpolizei vorhanden ist.

Michael Müller, Sprecher der Deutschen Polizeigewerkschaft im Kreis berichtet, dass der Kriminaldauerdienst inRottweil besser besetzt sein könnte. Ulrich Schwarz, Polizeipräsident in Tuttlingen, hatte hingegen im Pressegespräch zum Jahresbericht Kriminalität auf eine Anfrage gesagt, dass der Kriminaldauerdienst mit fünf Schichten und jeweils fünf Mann hervorragend besetzt sei und von "Gewerkschaftspolitik" gesprochen. "Herr Schwarz sieht alles rosarot, was mit der Polizeireform zu tun hat", kontert Müller: "Er sollte besser mit der Basis sprechen." Müller, der selbst bei der Kriminalpolizei in Villingen arbeitet, weist darauf hin, dass das Gebäude für den Kriminaldauerdienst in Rottweil nicht reicht, deswegen ist ein Teil der Kriminalpolizei noch in Villingen.

Ein Neubau soll das Problem lösen, das jedoch aus Sicht der Polizeigewerkschaft vielschichtiger ist. "Früher haben die Polizeibeamten dort gewohnt, wo sie gearbeitet haben, heute reicht der Einzugsbereich von Blumberg bis Baiersbronn". Müller wohnt in Villingen, dort kennt er sich aus, "aber fragen sie mich mal, was in Balingen ist oder in Freudenstadt. Früher war man näher an der Sache."

Obwohl Innenminister Reinhold Gall jetzt noch mal 250 zusätzliche Polizeistellen versprochen hat, reicht das nach Ansicht der Polizeigewerkschaft nicht, um die Stellen derjenigen, die in Pension gehen, zu besetzen.Wieviele Stellen genau fehlen, darf er aus taktischen Erwägungen nicht sagen.

Die Situation in punkto Kriminalität, speziell Wohnungseinbrüche, ist aus seiner Sicht durch die Polizeireform nicht besser geworden. "Objektiv betrachtet, hatten wir vor fünf Jahren noch Rückgänge, heute spricht man schon von Erfolg, wenn die Kriminalität nur minimal gestiegen ist. Das ist ein qualitativer Unterschied." 2013 war die Kriminalitätsbelastung im Schwarzwald-Baar-Kreis gesunken, ein Ergebnis, das Müller durchaus dem ehemaligen Polizeidirektor Roland Wössner zuschreibt, der gezielt im Schwarzwald-Baar-Kreis Maßnahmen habe ergreifen können." Die CDU frage ab und zu bei der Polizeigewerkschaft nach und habe Verbesserungen bei der Reform versprochen, wenn sie bei der Landtagswahl eine Mehrheit bekomme. Doch Müller ist skeptisch: "Die Reform hat eine Menge Geld gekostet, mal sehen, was dann ist."

Der Sprecher der Polizeigewerkschaft ist zwar überzeugt, dass es weniger Wohnungseinbrüche gäbe, wenn mehr Polizei vorhanden wäre, räumt aber ein, dass es noch andere Ursachen gibt, wie zum Beispiel die EU-Grenzöffnung nach Osten, die Polizeipräsident Ulrich Schwarz bei der Vorstellung des Jahresberichts Kriminalität als Hauptursache des Anstiegs um 20 Prozent im Präsidiumsbereich genannt hatte.