Jonas Stang (rechts) begeisterte die Zuschauer mit tollen Offensivaktionen. Foto: Kienzler Foto: Schwarzwälder-Bote

Boxing-VS begeistert vor 1300 Zuschauern gegen eine ukrainische Auswahl

Von Gunter Wiedemann

Chapeau! Viel besser geht es nicht. Die Faustkämpfer von Boxing VS begeisterten am Samstagabend beim Sieg gegen eine ukrainische Auswahl rund 1300 Zuschauer.

Hochklassige Kämpfe, eine perfekte Organisation und eine gut gefüllte Deutenberghalle. Es war wieder einmal beeindruckend, was die Doppelstädter boten. Zahlreiche deutsche Meister, EM- und WM-Teilnehmer sorgten dafür, dass die Box-Fans auf ihre Kosten kamen. Am Ende gewannen die Gastgeber neun von 13 Hauptkämpfen. Somit hielt die Erfolgsserie von Boxing VS gegen internationale Top-Staffeln an.

Doch die Teamwertung war den meisten Zuschauern und auch den Veranstaltern nicht so wichtig. "Es ging einfach darum, endlich einmal wieder unser Können in unserer Heimat zu zeigen", betonte Junior-Ass Jonas Stang. "Das war einfach nur geil", stellte Elite-Mann Marcel Orsinger klar. "Und von mir aus könnte es viel öfters diese Heimspiele geben", lachte der deutsche Junioren-Meister Arthur Sauer.

Nicht nur dieses Boxing-Erfolgstrio stellte im Ring eindrucksvoll unter Beweis, was das doppelstädtische Boxen ausmacht. Alle Boxing-Faustkämpfer sind technisch hervorragend ausgebildet, wissen um die richtige Dosierung zwischen Angriff und Defensive. Lücken in der Deckung des Gegners werden zu gezielten Schlägen genutzt, auf Haken und Geraden der Kontrahenten wird oft mit eleganten Ausweichbewegungen reagiert. Dazu kommt eine bemerkenswerte Fitness. "Dies ist vor allem die Leistung unserer Trainer Witali Tarassow und Jurij Lukac", lobte Boxing-Präsident Boris Vasilev die beiden Coaches. Der eher ruhige Lukac und der durchaus emotionale Tarassow haben es geschafft, dass ihre Schützlinge nicht nur in Deutschland eine feste Größe sind, sondern auch international für Furore sorgen. "Ich bin so stolz auf euch", schrie mit heißerer Stimme Tarassow dann auch ins Mikrofon.

Da musste auch Oliver Vlcek schmunzeln. Der Boxing-Ehrenpräsident hatte die Boxnacht vor einigen Jahren ins Leben gerufen. Dieses Mal konnte er sich zurücklehnen, die Talente in seiner Eigenschaft als Bundesnachwuchstrainer genau unter die Lupe nehmen. "Es ist schon so, dass es kaum einen anderen Verein in Deutschland gibt, der eine so erfolgreiche Nachwuchsarbeit leistet", freut sich Vlcek, dass zahlreiche Doppelstädter auch schon den Deutschen Boxsport-Verband bei Europa- und Weltmeisterschaften vertraten.

Einer davon ist Kevin Kischenko. Der EM-Bronzemedaillengewinner hatte allerdings am Samstag mit Deniel Krotter, der als Gastkämpfer für die ukrainische Staffel den Ring bestieg, eine schwere Aufgabe. Gegen den deutschen Meister und WM-Fünften aus Neustadt an der Aisch musste der doppelstädtische Junior eine Niederlage einstecken. "Das hätte man auch anders werten können", meinte Witali Tarassow.

Dafür sah der Boxing-Trainer einen herausragenden Auftritt von Jonas Stang. Motiviert von einem Küsschen des Nummerngirls jagte der Junior seinen ukrainischen Kontrahenten von Ringecke zu Ringecke. "Ich bin ganz zufrieden", lachte Stang nach seinem 117. Sieg im 130. Kampf. Zuvor hatte schon Anton Kondratev – die 13-jährige "Kampfmaschine aus Villingen-Schwenningen" – gezeigt, dass er nach DM-Gold bald auch auf dem internationalen Parkett eine gute Rolle spielen kann.

Ähnlich stark präsentierte sich Arthur Sauer. Der internationale deutsche Junioren-Meister ließ dem viel zu passiven U17-Europameister Oronzo Birardi keine Chance. "Das hat echt Spaß gemacht", lachte der 17-Jährige. Sein Sieg hätte höher als 2:1 ausfallen müssen. Überzeugend waren auch die Auftritte von Vladislav Bzedenezhyk, Noah Fischer und Stephan Nikitin.

Als dann Marcel Orsinger (unser Bild, rechts) kurz nach Mitternacht den starken Lyubomir Ozgovich geschlagen hatte, war nicht nur der Gesamtsieg von Boxing VS gegen gute Ukrainer perfekt, sondern auch klar, dass die Doppelstädter das Motto der Boxnacht mit Leben gefüllt hatten. "Schwebe wie ein Schmetterling, stich wie eine Biene", hatte einst Legende Muhammad Ali sein Erfolgsrezept beschrieben. Genauso traten die Boxing-Faustkämpfer am Samstagabend auf.

Anton Kondratev : "Ich bin sehr zufrieden, habe gut getroffen und wenige Schläge kassiert." Alexander Geissler: "Irgendwann ist mir etwas die Luft ausgegangen." Vladislav Bzedenezhyk: "Ich bin nicht ganz zufrieden, hätte mich besser bewegen müssen."

Noah Fischer: "Das war völlig in Ordnung. Es macht sehr großen Spaß, vor den eigenen Freunden und Fans zu boxen." Alexander Fengler: "Ich habe gemerkt, dass ich nicht ganz fit war." Stephan Nikitin: "Ich bin zufrieden. Im nächsten Jahr will ich deutscher Meister werden." Jonas Stang: "Der Kuss hat mich nicht abgelenkt. Nächste Jahr will ich zur WM." Marcel Orsinger: "Mein Ziel sind die Olympischen Spiele 2020."

Schüler, 36 kg: Anton Kondratev – Victor Vitulin 3:0 Richterstimmen. Junioren, 52 kg : Alexander Geissler – Ousainou Hansen 1:2.

Kadetten, 56 kg: Vladislav Bzedenezhyk – Arman Poorasgar 3:0. Elite, 56 kg: Alberto Mustafi – Qaroslav Yavorskiy 2:1. Kadetten, 59 kg: Noah Fischer – Vadim Zinovenko 3:0.

Junioren, 52 kg : Kevin Kischenko – Deniel Krotter 0:3.

Elite, 64 kg: Alexander Fengler – Stephan Stefanischyn 0:3.

Junioren, 66 kg: Jonas Stang – Olech Volskij 3:0.

Jugend, 69 kg: Arthur Mamberger – Vitalij Harlat 1:2.

Junioren, 81 kg: Arthur Sauer – Oronzo Biradi 2:1. Elite, 69 kg: Stephan Nikitin – Eugene Svyda 3:0. Elite, 75 kg: Marcel Orsinger – Lyubomyr Ozgovich 3:0.

Elite, über 91 kg: Melikian Paluca – Lyubomyr Pinchuk 2:1

Mehr als Sport. Schon vor den Vorkämpfen motivierte Oberbürgermeister Rupert Kubon die Boxing-Talente. "Er hat in seiner Ansprache nicht nur unsere sportlichen Erfolge herausgestellt, sondern auch die Bedeutung unserer Arbeit für die Integration betont", gab Boxing-Präsident Boris Vasilev später preis.

Vorkämpfe. In den neun Vorkämpfen sahen die Zuschauer, dass auch von den ganz jungen Faustkämpfern in Zukunft viel zu erwarten ist. Nicht nur die DM-Medaillengewinner Evangelos Charalampidis, Edwin Ginkel und Gamal Cramer begeisterten die Fans.

Zirkus Confetti. Gleich zwei Auftritte hatten die Mädels vom Zirkus Confetti des TV Villingen. Akrobatik, Turnen, pantomimische Bewegung, mimischer Ausdruck oder tänzerische Darstellung – es war stark, was die jungen Villingerinnen im Ring zeigten.

Ehrenmitglied . Vor den letzten vier Kämpfen ließ es sich Präsident Boris Vasilev nicht nehmen, seine Sportler für die Erfolge bei deutschen und internationalen Meisterschaften zu ehren. Eine Überraschung hatte dann Coach Witali Tarassow für Johann Witt parat. Der ehemalige deutsche Schwergewichtsmeister und EM-Dritte wurde zum Boxing-Ehrenmitglied bestimmt. "Das hast du verdient. Du hast unsere Stadt hervorragend auf der ganzen Welt vertreten", lobte Tarassow den zurückgetretenen Schwergewichtler.

Bilanz. Boris Vasilev, der zum ersten Mal die Boxnacht organisierte, war mit seiner Premiere zufrieden. "Die Zuschauerzahl war gut. Die Fans haben tollen Sport gesehen. Dank der rund 60 Helfer hat von der Organisation her alles funktioniert. Der ganze Stress hat sich also gelohnt", lachte der Boxing-Präsident.