EishockeyEin Rückblick auf die enttäuschende Saison der Schwenninger Wild Wings / Tunnelsperrung und Entlassungen

Von Gunter Wiedemann

Die Wild Wings beendeten eine enttäuschende DEL-Saison am Sonntag mit einer 0:4-Niederlage in Düsseldorf. Wir blicken auf die Runde 2014/15 des Schlusslichts zurück – von A bis Z.

Auswärtsdesaster. Das 0:4 in Düseldorf war die 16. Auswärtsniederlage der Wild Wings in Folge. Gerade einmal neun Punkte holten die Schwenninger in den 26 Partien in fremden Hallen. Dabei ging es gut los. Zwei der ersten drei Auswärtsspiele – 2:1 nach Penaltyschießen in Wolfsburg und 4:1 in Köln – entschieden die Neckarstädter für sich. Doch seit dem 18. November 2014 – 3:2 in Nürnberg – setzte es nur noch Auswärtsniederlagen.

Bus-Chaos. Die Partie der Hamburg Freezers in der Helios-Arena am 28. Dezember begann mit mehr als zwei Stunden Verspätung. Die Freezers steckten nach eigenen Angaben drei Stunden lang auf der Autobahn im Stau. Ursache war ein Stromausfall im Schönbuchtunnel auf der A81. Dennoch gewannen die Hamburger mit 2:1.

Chambers. "Da gibt es kein Zurück. Ich beende endgültig meine Trainerkarriere", lachte Dave Chambers am vergangenen Donnerstag. Der 74-jährige Kanadier wird also nicht mehr hinter der Bande stehen. Chambers war zur Saison 2013/14 als Co-Trainer von Stefan Mair verpflichtet worden. Nach der Entlassung des Südtirolers Mitte November agierte der Kanadier dann als Chefcoach der Wild Wings. Als neuer Co-Trainer wurde Wayne Hynes verpflichtet.

Dück. Alexander Dück war einer der Schwenninger, die alle 52 Saisonspiele bestritten. Dies schafften neben dem erfahrenen Verteidiger nur Jon Matusmoto, Thomas Pielmeier, Morten Green, Ryan Caldwell und Derek Dinger.

Ente. Nach der Entlassung von Coach Stefan Mair kursierten Gerüchte, ausgerechnet Uwe Krupp würde am Bauchenberg der Nachfolger des Südtirolers werden. Doch der Ex-Bundestrainer entschied sich bekanntlich für einen Job bei den Eisbären Berlin.

Finanzen. Die Wild Wings gingen mit einem Etat von 4,5 Millionen Euro in die Saison. Damit waren die Schwenninger in Sachen Haushalt nur mit den Teams aus Straubing und Augsburg ungefähr auf Augenhöhe. Kein Wunder, dass diese drei Mannschaften auch die letzten drei Tabellenplätze belegten.

Gesellschafter. "Wir wollen gute Spiele abliefern und – wenn es geht – bis zum Schluss der Hauptrunde um einen Pre-Play-off-Platz mitspielen." Diese Erwartungen hatten auch die beiden Geschäftsführer der Wild Wings GmbH – Thomas Burger und Michael Werner – vor der Saison. Doch auch die beiden Gesellschafter wurden von ihrem Team zu oft in der Runde enttäuscht.

Höhepunkte. Die Saison begann eigentlich gut für die Wild Wings. Nach dem umjubelten und verdienten 5:2-Heimsieg gegen den Erzrivalen aus Mannheim und dem folgenden 3:2-Erfolg gegen Krefeld belegten die Schwenninger am 17. Oktober mit 17 Punkten den neunten Rang – nur fünf Zähler hinter dem damaligen Tabellenzweiten aus Augsburg. Weitere Höhepunkte waren der Auswärtssieg in Köln und jüngst die Heimerfolge gegen Meister Ingolstadt, die Eisbären aus Berlin und gegen München.

Interessenkonflikt? Am Freitagabend beim Gastspiel in Schwenningen stand Helmut de Raaf als Co-Trainer an der Bande der "roten Bullen". In der kommenden Saison wird der frühere Goalie bekanntlich die Wild Wings als Cheftrainer betreuen. "Ich bin gespannt auf die Schwenninger Spieler", lachte der zukünftige Coach der Neckarstädter.

Jäger. Für Alexander Jäger kam im Dezember das Aus in Raten. Seit diesem Zeitpunkt war klar, dass der Manager in Schwenningen keine Zukunft mehr haben wird. "Wir haben einen Manager bezahlt, aber keinen gehabt", kritisierte Thomas Burger die Arbeit von Jäger.

Kooperation. Steven Billich und Nikolas Linsenmaier vom Kooperationspartner EHC Freiburg durften in der letzten Saisonphase in Schwenningen DEL-Luft schnuppern. Auf der anderen Seite unterstützte Wild-Wings-Verteidiger Mirko Sacher den Oberligisten. Gerade Billich nutzte seine Chance – und dies nicht nur wegen seiner beiden Treffer. "Die jungen Freiburger haben gut gespielt", lobte auch Coach Dave Chambers die Breisgauer, die nun um den Aufstieg in die 2. Bundesliga spielen.

Letztes Tor. Das letzte Tor in der diesjährigen Saison der Wild Wings erzielte am Freitag beim 4:0 gegen München Thomas Pielmeier. Den ersten Treffer hatte beim 1:3 gegen Nürnberg am 12. September Jon Matsumoto markiert.

Mair. Die Wild Wings entbanden Trainer Stefan Mair am 18. November 2014 mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben. "Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht, da wir die Arbeit von Stefan Mair in den letzten beinahe zweieinhalb Jahren sehr zu schätzen gelernt haben. Er hat immer sehr akribisch und engagiert gearbeitet, aber die Serie von zuletzt acht Niederlagen in Folge haben unseren Entschluss reifen lassen, einen neuen Impuls zu setzen, um die Mannschaft wachzurütteln", erklärten die beiden geschäftsführenden Gesellschafter Thomas Burger und Michael Werner. Damals belegten die Schwenninger nach 20 Spieltagen mit 20 Zählern den zwölften Rang. Danach wurde es noch schlechter. Nach nur 23 weiteren Zählern aus den 32 folgenden Partien rutschten die Wild Wings noch auf den letzten Rang ab.

Null Spannung. Spätestens zu Beginn des neuen Jahres war klar, dass die Neckarstädter die Pre-Play-offs nicht mehr erreichen werden. Die Spannung war raus.

O’Connor. Oh je, Sean O’Connor! Ganze 29 Partien (elf Scorerpunkte) bestritt der oft verletzte Stürmer in der Saison 2014/15. Dabei war O’Connor vor der Runde einer der großen Hoffnungsträger. "Nach der etwas längeren Hängepartie sind wir sehr froh, dass uns Sean noch ein verfrühtes Ostergeschenk mit seiner Zusage gemacht hat", meinte der damalige Manager Alexander Jäger.

Palmieri. Ende Oktober reagierten die Schwenninger auf den Ausfall von Ryan Ramsay, dessen Vertrag wenig später aufgelöst wurde, mit der Verpflichtung des früheren NHL-Spielers Nick Palmieri. Doch der Angreifer konnte die hohen Erwartungen erst erfüllen, als es für die Wild Wings nur noch um die "goldene Ananas" ging.

Quoten. Einer, der mit einer guten Scorerquote aufwartete, war Sascha Goc. Der Spielführer kam in der abgelaufenen Runde in 49 Spielen auf gute 29 Punkte (8 Tore/21 Assists). Damit ist er in dieser Statistik einer der besten Verteidiger der DEL.

Rumrich. "Ich freue mich auf die neue Aufgabe bei den Wild Wings, die überaus spannend ist. Ich kenne das Umfeld von meiner Zeit als Trainer in Schwenningen und möchte mich bei den geschäftsführenden Gesellschaftern Thomas Burger und Michael Werner für das mir entgegengebrachte Vertrauen bedanken", so der neue Manager der Wild Wings nach seiner Verpflichtung. Jürgen Rumrich – der Nachfolger von Alexander Jäger – trat am 1. Februar sein schwieriges Amt an.

Special-Teams. Oftmals wurde das Powerplay der Schwenninger kritisiert, doch so schlecht war es gar nicht. Immerhin belegen die Wild Wings in dieser Statistik mit einer Erfolgsquote von 15,3 Prozent den elften Rang. Allerdings hielten die Neckarstädter in Sachen Unterzahl (77,3 Prozent) die rote Laterne in den Händen.

Topscorer. Topscorer wurden Dan Hacker (50 Spiele/16 Tore/16 Assists/32 Scorerpunkte) und Kyle Greentree (50/11/21/32).

Unterirdisch. Unterirdisch waren einige Ergebnisse der Schwenninger. 0:7 in München und 1:9 gegen Wolfsburg waren die negativen Höhepunkte.

Vorbereitung. "Die Vorbereitung war durchwachsen. Eigentlich hatte die Mannschaft ja mit den Auftritten beim Dolomiten-Cup nicht schlecht begonnen. Aber wir haben gegen alle DEL-Konkurrenten in den Testspielen verloren." Nicht nur Thomas Burger und Michael Werner wussten, dass ihre Schützlinge nicht optimal vorbereitet in die Runde starteten.

Weiter geht es. Start der neuen Runde ist am 11. September. Dann beginnt die DEL-Saison 2015/16. Die Hauptrunde endet am 6. März 2016. Anschließend geht es in den Play-offs um den Meistertitel. Ein mögliches siebtes Finalspiel steigt am 28. April 2016

X-mal. Ob Stefan Mair, Alexander Jäger, Dave Chambers, Wayne Hynes oder Jürgen Rumrich – alle Verantwortlichen der Wild Wings schlugen immer wieder in die gleiche Kerbe. "Wir schießen einfach zu wenig Tore. Dies ist – neben unseren Verletzungsproblemen – die Hauptursache für die enttäuschende Saison", betonten die Schwenninger Protagonisten.

Yps-Wundertüte. Wenige Wochen vor dem Beginn der Runde löste Ty Wishart überraschend seinen Vertrag auf. Auch der damalige Coach Stefan Mair wunderte sich über die Entscheidung des Defensivspielers. Dafür verpflichteten die Schwenninger Verteidiger Ryan Caldwell.

Zuschauerrückgang. 3841 Zuschauer im Schnitt verfolgten die Heimspiele der Wild Wings in der heimischen Arena. In der vergangenen Runde waren es 4530! Gerade einmal 1254 Fans wollten am 17. Februar den 2:1-Sieg gegen Meister Ingolstadt sehen. Dies ist der absolute Negativrekord seit vielen Jahren am Schwenninger Bauchenberg.